Projekt an Wäller Gymnasium
Schüler beschäftigen sich musikalisch mit  Holocaust
Im Projekt „Lebensmelodien“ setzen sich die Zehntklässler am Musikgymnasium in Montabaur musikalisch mit dem Holocaust auseinander. Nach einer Aufführung in Vallendar (Foto) werden die Schüler die "Lebensmelodien" demnächst in Auschwitz spielen und singen.
Markus Müller

Im Projekt „Lebensmelodien“ setzen sich die Zehntklässler am Musikgymnasium in Montabaur musikalisch mit dem Holocaust auseinander. Im Mittelpunkt stehen Melodien, die von den jüdischen Gefangenen in Gettos und Lagern gespielt und gesungen wurden.

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Das unter anderem von der Bundesregierung unterstützte Projekt „Lebensmelodien“ versammelt Musik, die in unmenschlichsten Situationen der Verfolgung und Ermordung, zwischen Leben und Tod, entstanden ist. Musik, die zur Zeit der Naziherrschaft jüdischen Menschen geholfen hat, in den Gettos und Konzentrationslagern zu überleben – oder auch von dieser Welt Abschied zu nehmen.

Hinter den Lebensmelodien, die im Zeitraum von 1933 bis 1945 komponiert oder gesungen, gespielt und manchmal auch aufgeschrieben wurden, verbergen sich die Lebensgeschichten der Menschen. In einem Bildungsprojekt haben die Schüler der zehnten Klassen am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz in Montabaur jetzt zum dritten Mal in Folge einige dieser Melodien ausgewählt, selbst neu arrangiert und mit ihren vielfältigen Ensembles einstudiert. Ein Projekt, das schon vor dem Überfall der Hamas auf Israel entstanden war, aber jetzt mehr denn je eine große Aktualität gewonnen hat.

In einem Bildungsprojekt haben die Schüler der zehnten Klassen am Landesmusikgymnasium Rheinland-Pfalz in Montabaur jetzt zum dritten Mal in Folge "Lebensmelodien" ausgewählt, selbst neu arrangiert, mit ihren vielfältigen Ensembles einstudiert und aufgeführt.
Markus Müller

Das Lebensmelodien-Konzert wurde jetzt zum ersten Mal in der Pallottikirche in Vallendar aufgeführt. Unterstützt wurden die Zehntklässler bei der Vorbereitung und Aufführung nicht nur von ihren Religions- und Musiklehrern, allen voran Christof Haxel-Schamuhn, sondern auch durch den künstlerischen Leiter des Projekts, Nur Ben Shalom. Der beeindruckte während des Konzerts auch mit seinem eigenen Klarinettenspiel von der Empore aus die Zuhörer.

In den letzten Tagen des Schuljahres reisen die Zehntklässler nun nach Polen, um sich im ehemaligen Konzentrationslager selbst mit den schrecklichen Geschehnissen vor mehr als 80 Jahren auseinanderzusetzen. Aber auch in Auschwitz wollen sie mit den von ihnen aufgeführten „Lebensmelodien“ nicht nur die Herzen der Zuhörer berühren, sondern auch den Menschen, die einst diese Melodien als Opfer der Nazis komponiert haben, ein Denkmal setzen.

Der künstlerische Leiter des Projekts, Nur Ben Shalom, beeindruckte während des Konzerts auch mit seinem eigenen Klarinettenspiel von der Empore aus die Zuhörer.
Markus Müller

Das Programm begann mit mehreren kleinen musikalischen Stücken von Ida Pinkert, die auf ungewöhnliche Weise das Gemetzel von Babi Jar überlebt hat, später als Partisanin doch noch festgenommen wurde, nach dem Krieg nach Israel auswanderte und dort in einem Kibbuz lebte. Weiter ging es mit „Melodies of Sochaczew“, die ursprünglich von einem Rabbi der chassidischen Gemeinde in Sochaczew, David Bornstein, stammten.

Die Chassidim von Modzitz, dem heutigen Vilnius, sind bekannt für ihre Frömmigkeit. Der Modzitzer Rebbe, Schaul Jedidjah Elasar Taub, gilt als der kreativste und aktivste Komponist dieser Gemeinde. Über 4000 Melodien werden ihm zugeschrieben, von denen die Musikgymnasiasten einen ganz kleinen Ausschnitt präsentierten. Rabbi Meir Apen hatte sich nach dem Einmarsch der Deutschen in Zlochzow an die Spitze einer Menschenmenge vorgearbeitet, die zu einem Massengrab getrieben wurde, und laut zu singen begonnen, bis alle einstimmten, um so ihre Angst vor dem baldigen Tod zu verdrängen. Auch dieses Lied setzten die Schüler eindrucksvoll in Szene.

Markus Müller
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Mit den Liedern „Shtiler“ und „Mimi“ sollten während der Verfolgung die Kinder getröstet werden. „Maoz Zur“, eine Melodie, die am Chanukka-Fest gesungen wird, erinnerte an ein paar Frauen, die sich überlegten, wie sie unter den schwierigen Umständen im Frauenlager von Auschwitz ein wenig Feststimmung schaffen könnten. „Lecha Dodi“ ist ein klassisches Shabbat-Lied. Ein Vers dieses Liedes besingt Gott als den König der Welt und ermuntert die Gläubigen dazu, immer wieder aufzustehen aus den Trümmern, sich aus dem „Tal der Tränen“ zu erheben und Gott zu loben.

Mit der ungarischen Komposition „Chad Gadja“ beendeten die Schüler die „Lebensmelodien“, zu denen die Schülerinnen Lea Kreutz, Adea Misima und Lina Wede mit Erläuterungen und Geschichten beigetragen hatten. Der Dank für die Unterstützung des Konzerts und bei der Bewirtung ging an die Stommel Stiftung und die Firma Hüttenbrauck. Dem Haus Wasserburg galt der Dank für die Zurverfügungstellung der Pallottikirche.

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