Basaltkuppe ist Zeuge der Wirtschaftsgeschichteund wurde von den Kelten mit Wall befestigt
Schon die Kelten siedelten dort: Bornkasten bei Nomborn ist Geotop des Jahres
Am Infopunkt vor den Zugängen zum Gipfel und zum ehemaligen Steinbruch übergaben Planer Christoph Eul (links) und Michael Volkwein (2. von rechts) vom Geopark die Auszeichnung an den Nomborner Ortsbürgermeister Patrick Brach und die Leiterin der Tourist-Info Montabaur, Karin Maas.
Markus Müller

Ein weithin noch gar nicht so bekanntes Natur- und Kulturdenkmal, das aber im ganzen geografischen Westerwald seinesgleichen sucht, wird jetzt durch eine besondere Auszeichnung mehr ins Bewusstsein der Menschen gerückt: Der Bornkasten bei Nomborn ist „Geotop des Jahres 2023“ des Nationalen Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus.

Am Infopunkt vor den Zugängen zum Gipfel und zum ehemaligen Steinbruch übergaben Planer Christoph Eul (links) und Michael Volkwein (2. von rechts) vom Geopark die Auszeichnung an den Nomborner Ortsbürgermeister Patrick Brach und die Leiterin der Tourist-Info Montabaur, Karin Maas.
Markus Müller

Pünktlich zum bundesweiten „Tag des Geotops“, der am Sonntag, 18. September, begangen wird, haben die Verantwortlichen die entsprechende Plakette nach Nomborn gebracht. Am Infopunkt vor den Zugängen zu Gipfel und Steinbruch übergaben Planer Christoph Eul aus Nauort und Michael Volkwein vom Geopark die Auszeichnung an den Nomborner Ortsbürgermeister Patrick Brach und die Leiterin der Tourist-Info Montabaur, Karin Maas.

Bornkasten ist Zeuge der Erdgeschichte

Wie Volkwein und Eul bei der Übergabe betonten, habe der Bornkasten die Auszeichnung aus gleich mehreren Gründen mehr als verdient. Die Basaltkuppe sei nicht nur ein Zeuge der Erdgeschichte und früheren vulkanischen Tätigkeit, sondern durch den dort früher betriebenen Steinbruch auch ein gutes Beispiel für die Wirtschaftsgeschichte in der Region. Die Kuppe sei nicht nur einer der Geotope des Geoparks, sondern dort befindet sich auch einer der wenigen Geoblicke des Nationalen Geoparks mit einer frei zugänglichen Panoramatafel, die einen Überblick über die sichtbaren Besonderheiten der Umgebung gibt und geologische und historische Zusammenhänge erlebbar macht.

Der Bornkasten bei Nomborn mit seinen durch den Basaltabbau freigelegten Säulenwänden ist der „Geotop des Jahres 2023“ des Geoparks Westerwald-Lahn-Taunus.
Markus Müller

An gleich mehreren Stellen am Bornkasten informieren Gabionen mit Infotafeln über die bedeutsamen Entwicklungen des und am Bornkasten. Sie wurden in guter Zusammenarbeit des Geoparks, des Naturparks Nassau, der Verbandsgemeinde Montabaur und der Ortsgemeinde Nomborn in der jüngsten Zeit errichtet. Beteiligte waren auch das Landesamt für Geologie und Bergbau Rheinland-Pfalz, das Planungsbüro Eul und das Unternehmen Mantomedia, beide mit Sitz in Nauort. Auf den Tafeln erfahren Besucher viel über die Geschichte der Basaltkuppe.

Vulkanausbruch prägt Landschaft noch heute

Vor rund 25 Millionen Jahren, in der geologischen Epoche des Tertiärs, ließ gewaltige vulkanische Aktivität im Westerwald den Basalt des Bornkastens entstehen. Dessen heutiges Aussehen entstand jedoch erst während des Quartärs, auch Eiszeitalter genannt, welches vor 2,6 Millionen Jahren begann. Verwitterung und Abtragung der Gesteine des Untergrunds durch Wasser, Wind und Eis formten die Landschaft, Täler bildeten sich, und die widerstandsfähigen Basaltgesteine blieben als Härtlinge erhalten. So entstand eine einmalige Naturlandschaft.

Das historische Foto zeigt Steinbrucharbeiter am Bornkasten Ende der 1920er-Jahre.
Chronik Nomborn

Auch der Mensch formte Teile des gut 300 Meter über dem Meer gelegenen Bornkastens. Schutzwälle zeugen heute noch von der keltischen Besiedlung. An der Westflanke des Berges wurde säuliger Basalt in einem Steinbruch abgebaut und zu Pflastersteinen verarbeitet. Die dabei entstandenen Abraumhalden haben sich nach der Stilllegung des Steinbruchs zu einem bedeutenden Lebensraum für seltene Tiere und Pflanzen entwickelt. Die Haldenbiotope am Bornkasten stehen deshalb unter Naturschutz. Heute liegt der Bornkasten im 561 Quadratkilometer großen Naturpark Nassau, dessen Aufgaben im Bereich Landespflege, Naturschutz und naturverträglichem Tourismus angesiedelt sind.

Basaltabbau begann im Jahr 1922

Mit dem Abbau der Basaltvorkommen am Bornkasten wurde um 1922/23 begonnen. Die Ortsgemeinde Nomborn vergab die Abbaukonzession an eine Firma aus dem Siegerland. Zahlreiche Einwohner des Ortes fanden hier Arbeit. Der Abbau erfolgte überwiegend von Hand. Die gebrochenen Basaltsäulen wurden vor Ort zum großen Teil zu Pflastersteinen für den Straßenbau verarbeitet. Der Abbau wurde bis etwa 1930 betrieben. Eine erneute Prüfung in den 1960er-Jahren ergab, dass ein wirtschaftlicher Betrieb nicht mehr möglich ist. Auch Naturschutzbelange standen dem entgegen.

Am Bornkasten kommen auf engstem Raum gemeinsam interessante Moose, Flechten und Farne vor.
Markus Müller

Auf dem Bornkasten steht auch noch die kleine, schmucke Annakapelle. Wie Patrick Brach ankündigte, wird an einer Tafel gearbeitet, die bald über die Geschichte des Kirchleins informieren soll.

Der Bornkasten ist von Nomborn aus über das Plateau einfach erreichbar. Steil ist der Anstieg von der Studenten- und Freimühle im Eisenbachtal. Die Zugänge sind auch Teil der Wege „Montabäurer Mären“, „Wäller Route Eisenbachtal“ „Pilgerweg Schönstatt“ und „Hauptwanderweg IV des Westerwald-Vereins“.

Basaltflächen bieten Lebensraum für besondere Pflanzen

Die Blockschutthalde am Bornkasten und die weiter oberhalb gelegene Felswand des ehemaligen Steinbruchs bilden die besonderen Biotope am Bornkasten. „Es sind Sonderstandorte mit einer sehr speziellen, schützenswerten Pflanzengesellschaft“, schreibt Stefan Eschenauer, Geschäftsführer des Naturparks Nassau. Solche Standorte kämen als natürliche Biotope beispielsweise in den Alpen vor.

Am Bornkasten sind es sogenannte Sekundärbiotope, die in Folge menschlicher Tätigkeit entstanden sind.Generell prägend für diese Biotoptypen ist eine Vielzahl von Moosen und Flechten. Außerdem ist das Vorkommen diverser Farnarten typisch, wie zum Beispiel dem Braunstieligen Streifenfarn (Asplenium trichomanes) oder dem Gewöhnlichen Wurmfarn (Dryopteris filix-mas). Die Zypressen-Wolfsmilch (Euphorbia cyparissias), eine im Bereich der Felswand wachsende, lichtbedürftige Pionierpflanze, zeigt den Sondercharakter des Standortes. Diese Pflanzenart kommt sonst hauptsächlich auf Magerrasen und in aufgelassenen Weinbergen, wie etwa im Mittelrheingebiet, vor.

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