150 Arbeitsplätze fallen weg - Den Mitarbeitern sollen alternativeBeschäftigungenangeboten werden
Schock für Mitarbeiter: Aldi Süd schließt Zentrallager in Montabaur
Noch im Dezember protestierten Landwirte am Aldi-Zentrallager in Montabaur – nun wird es im Februar 2022 geschlossen.
Sascha Ditscher

Montabaur. Das seit mehr als 34 Jahren bestehende Montabaurer Zentrallager von Aldi Süd wird in gut einem Jahr Geschichte sein. Diese schockierende Nachricht erhielten die rund 250 Mitarbeiter am Montagmorgen während einer Betriebsversammlung. „Aldi Süd passt sein Logistiknetzwerk an und stellt den Betrieb in der Regionalgesellschaft in Montabaur zum 28. Februar 2022 ein“, teilte die Aldi-Süd-Zentrale in Mülheim an der Ruhr unserer Zeitung auf Nachfrage mit. „Die zur Regionalgesellschaft gehörigen Filialen bleiben natürlich bestehen und werden auf umliegende Regionalgesellschaften aufgeteilt“, machte Pressesprecherin Nastaran Amirhaji deutlich.

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Der Entschluss zur Betriebsaufgabe in Montabaur sei nach einer ganzheitlichen Betrachtung der logistischen Aufstellung und umfassenden Standortanalysen gefallen. „Für alle betroffenen Mitarbeiter werden Möglichkeiten für eine alternative Weiterbeschäftigung gesucht“, so die Sprecherin. „Eine moderne und effiziente Logistik ist die Grundlage für den Erfolg von Aldi Süd. Durch ein in den letzten Jahren in Breite und Tiefe stark verändertes Sortiment sind auch die unternehmerischen Anforderungen an die Regionalgesellschaften und die Komplexität der Logistik gestiegen. Um auch in Zukunft die zuverlässige Versorgung mit qualitativ hochwertigen Produkten und das überzeugende Preis-Leistungs-Verhältnis sicherzustellen, wird Aldi Süd das logistische Netzwerk weiter optimieren“, heißt es zur beabsichtigten Schließung.

Der Schritt zur Einstellung des Betriebs der Regionalgesellschaft Montabaur sei im Vorfeld intensiv geprüft worden. Dabei standen die Warenversorgung, die individuelle Situation vor Ort sowie die Gesamtaufstellung in der jeweiligen Region im Fokus. Um das Zentrallager Montabaur langfristig zukunftsfähig weiterbetreiben zu können, müsste der Standort umfangreich und mit hohen Investitionen erweitert werden. Die infrage kommenden Flächen seien jedoch für eine geeignete Erweiterung deutlich zu klein. Im Hinblick auf die langfristige Zukunftsfähigkeit der Unternehmensgruppe sei es daher sinnvoller, den Betrieb in der Regionalgesellschaft in Montabaur zum 28. Februar 2022 einzustellen.

Dies betrifft nicht die zu der Gesellschaft gehörenden Filialen und die dort beschäftigten Mitarbeiter im Verkauf. Alle Filialen sollen von umliegenden Gesellschaften übernommen und weiterbetrieben werden. Auch für die Kunden von Aldi Süd ergäben sich keine Veränderungen. Amirhaji: „Sie können sich weiterhin auf den sehr guten Service sowie die gewohnte Produktqualität und -frische verlassen.“

Die Auflösung der Regionalgesellschaft Montabaur betrifft insgesamt rund 150 Arbeitsplätze. Diese wiederum werden zurzeit von insgesamt 252 Mitarbeitern, davon 32 in der Verwaltung und 220 in der Logistik, besetzt. Das Unternehmen sei sich seiner Verantwortung als Arbeitgeber bewusst und bestrebt, allen betroffenen Mitarbeitern in der Logistik und Verwaltung möglichst eine alternative Weiterbeschäftigung anzubieten. Auch eine ortsnahe Beschäftigung in anderen Unternehmen werde man prüfen, teilte der Montabaurer Geschäftsführer Martin Brüggemeyer in einem Brief – der unserer Zeitung vorliegt – den Beschäftigten mit.

Mit der Schließung Ende Februar des kommenden Jahres geht eine dann schon mehr als 35 Jahre währende Aldi-Zentrallager-Geschichte in Montabaur zu Ende. Eröffnet worden war das Lager am 1. Oktober 1986. Zehn Jahre später arbeiteten 18 Leute in der Verwaltung, 90 im Lagerbereich und 34 im Fuhrpark, der 18 Fahrzeuge zählte.

Vor gut 20 Jahren begann in 51 Aldi-Filialen zwischen Unkel und Gießen, Idstein und Koblenz dann ein neues Zeitalter: In allen Geschäften, die vom Regionallager Montabaur aus beliefert wurden, gab es nun auch Tiefkühlkost. Dafür hatte Montabaur als eine der ersten Regionalgesellschaften ein neues Kühl- und Gefrierzentrum für knapp 25 Millionen Mark gebaut – damals eines der modernsten in Europa. Insgesamt war der Standort Montabaur in den vergangenen Jahren zweimal erweitert worden. Das wird in einem guten Jahr alles Geschichte sein.

Doch nicht nur dem Montabaurer Unternehmen im Industriegebiet „Alter Galgen“ bleibt nur noch eine Galgenfrist: „Die dezentrale Aufstellung in Regionalgesellschaften ist auch in Zukunft ein wichtiger Baustein des Erfolgs von Aldi Süd“, so der Discounter in seiner Mitteilung abschließend. „Um aber den Herausforderungen des dynamischen Marktumfeldes im Lebensmitteleinzelhandel auch in Zukunft erfolgreich zu begegnen, plant Aldi Süd, in den kommenden zwei Jahren auch den Betrieb der Regionalgesellschaften Wittlich, Altenstadt und Ketsch einzustellen.“ Altenstadt in Bayern schließt schon im Oktober, wurde am Montag ebenfalls bekannt. Wittlich soll noch in diesem Jahr folgen.

Von unserem Redaktionsleiter Markus Müller

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