Kurzweilig, interessant, teilweise auch überraschend: So lässt sich der Vortrag von Sascha Lobo, den er jüngst bei einer gemeinsamen Veranstaltung von Investitions- und Strukturbank (ISB) Rheinland-Pfalz und der Westerwaldbank hielt. Dabei scheute der bekannte Autor, Journalist, Blogger (und noch mehr) mit der markanten Frisur – und das ist wenig überraschend – keinesfalls mahnende Worte. Aber er machte auch Hoffnung.
1. Worum ging es? Unter dem Titel „Unterstützung der heimischen Wirtschaft – damit Transformation und Innovation gelingen kann“ hatten die beiden Geldinstitute ins Hotel Heinz gebeten. Die mittelständisch geprägte Wirtschaft im Westerwald stehe vor einem großen Wandel – von der Dekarbonisierung über digitale Geschäftsmodelle bis hin zu veränderten Anforderungen in Produktion, Personal und Infrastruktur. „Um diese Herausforderungen in Chancen zu verwandeln, bedarf es strategischer Partnerschaften, gezielter Förderung und innovativer Denkansätze“, heißt es in der Einladung. Künstliche Intelligenz zog sich dabei als roten Faden durch die Veranstaltung.
2. Wer war da? Neben Sascha Lobo, der die sogenannte Keynote hielt, also als Hauptredner das grundsätzliche Thema beleuchtete, waren zahlreiche Gäste nach Höhr-Grenzhausen gekommen. Der Tagungssaal war an diesem Dienstagabend voll. Die Veranstaltung glich regelrecht einem regionalen Wirtschaftsempfang. Das zeigt: Das Thema beschäftigt die heimische Wirtschaft. In dieser Entwicklung sehen sich die Banken als verlässlicher Partner der Unternehmen. Für Ulrich Link, ISB-Vorstandssprecher, und Ralf Kölbach, Vorstandssprecher der Westerwaldbank, steht nämlich fest, wie sie in einer Pressemitteilung zitiert werden: „Die Chancen sind größer als die Risiken. Erst recht, wenn Banken und deren Expertinnen und Experten beraten und begleiten.“ Auch Wirtschaftsministerin Daniela Schmitt machte Mut. Rheinland-Pfalz sei als Standort gut geeignet für Digitalisierung und Transformation. Angesichts der von Lobo präsentierten Folien, stellt sich jedoch die Frage, ob Optimismus ausreicht.

3. Was sagt Sascha Lobo? Seine Kernbotschaft lautet: Die deutsche Wirtschaft hat den Schub durch Digitalisierung verpasst. Beim Thema KI sollte sich das nicht wiederholen. Unter anderem mit einem Zitat von Michael Hüther, Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft, machte er die Dringlichkeit deutlich: KI sei die größte Chance auf ein neues deutsches Wirtschaftswunder. In diesem umfassenden Veränderungsprozess, so kommentierte Sascha Lobo, müssten auch klassische Arbeitsweisen anpasst und auch die Ängste und Sorgen der Mitarbeiter ernst genommen werden. „Wir müssen lernen, uns heranzuscheitern und in schneller Folge ausprobieren“, so der Experte. Gerade in der Fläche mit zahlreichen Hidden Champions sieht Lobo den Westerwald dabei aber gar nicht schlecht aufgestellt. Trotzdem ist für ihn auch mit Blick auf die Investitionen im IT-Bereich klar: „Wir müssen massiv etwas tun.“
4. Was sagen die Unternehmer? An Sascha Lobos Vortrag schloss sich eine Podiumsdiskussion an. Ralf Kölbach gab sich sicher, dass Deutschland im Bereich Nachhaltigkeit und Digitalisierung nicht führend sei, aber alle Kapazitäten habe, dies zu werden. KI sei dabei der Eckpfeiler. Der Bedarf, Unternehmen bei Projekten zu unterstützen, sei „sehr hoch“, so ISB-Vorstandssprecher Ulrich Link. Oliver Mühmel, Geschäftsführender Gesellschafter der Firma Holzwerke van Roje, vertritt eine der innovativen Firmen im Westerwald. Seine Kritik, dass sich auch im Bereich Bürokratieabbau etwas tun müsse, teilte Jens Geimer, Geschäftsführer der Westerwald-Brauerei in Hachenburg, und ergänzte, dass egal, was umgesetzt werden soll, immer auch die Wirtschaftlichkeit gewährleistet sein muss.