„Das Mons-Tabor-Bad ist nicht mehr dauerhaft betriebsbereit und entspricht modernen Anforderungen nicht mehr.“ Der Montabaurer Verbandsgemeindebürgermeister Ulrich Richter-Hopprich nahm im Stadtrat kein Blatt vor den Mund, als es um das Schwimmbad ging: „Mit einer kleinen Sanierung ist da nichts mehr zu machen.“
Egal ob Generalsanierung oder Neubau, zu dem die Lenkungsgruppe der VG derzeit tendiert: Angesichts der erwarteten Kosten – laut Richter-Hopprich (CDU) reichten die Schätzungen schon vor einigen Jahren von gut 20 Millionen Euro für die einfachste Variante bis mehr als 65 Millionen Euro „mit Schnickschnack“ – wurde ein sogenanntes Interessenbekundungsverfahren durchgeführt: Investoren oder Betreiber waren gesucht, die das Bad übernehmen oder pachten würden.
Kostenbeteiligung als „Vorteilsausgleich“
Da jedoch alle Interessenten die erforderlichen Investitionen in voller Höhe der Verbandsgemeinde überlassen und lediglich den Betrieb übernehmen wollten, bleibt das Bad vorerst in den Händen der Verbandsgemeinde. Ob das neue Schwimmbad dann im Eigenbetrieb fortgeführt oder an einen Dienstleister vergeben wird, soll zu einem späteren Zeitpunkt entschieden werden.
Der Montabaurer Stadtrat hat in seiner letzten Sitzung des Jahres 2024 über das Anliegen der Verbandsgemeinde abgestimmt, sich wieder an den Kosten des Schwimmbads zu beteiligen. Diese Regelung aus dem Jahr 1974 war 2013 ausgesetzt worden, als die Stadt sich in einer kritischen Haushaltslage befand. Bis dahin hatte eine Vereinbarung Bestand, laut der die Stadt Montabaur einen „Vorteilsausgleich“ von 25 Prozent der jährlich anfallenden Kosten an die VG bezahlte – dafür, dass die Bürger der Stadt in besonderer Weise von dem Angebot des Freizeitbades profitieren.

Für den nun favorisierten Schwimmbadneubau am bisherigen Standort wird der Fokus „auf ein Kernangebot mit den Schwerpunkten Gesundheit, Sport und Schwimmenlernen“ gelegt, heißt es seitens der Verbandsgemeinde. Die Standardkonfiguration wäre ein Schwimmerbecken von 25 Metern Länge auf fünf bis sechs Bahnen mit Startblöcken, ein Nichtschwimmer- und Kursbecken oder ein Hubboden in einem Teilbereich des Schwimmerbeckens (die aktuelle Lösung) sowie ein Einmeterbrett.
In der Lenkungsgruppe der Verbandsgemeinde für das Projekt, der künftig auch Mitglieder aus den städtischen Gremien angehören sollen, wird ein Raum- und Funktionsprogramm für das neue Bad festgelegt. Dort war die Frage aufgeworfen worden, ob durch ergänzende Angebote eine höhere Attraktivität des Schwimmbads für Familien, Kinder und Jugendliche angestrebt werden solle. Zur Debatte standen etwa ein Sprungturm von drei oder fünf Metern Höhe, eine Wasserrutsche, ein Kleinkinder-Planschbecken, aber auch Sauna, Whirlpool und Gastronomie. Speziell hierzu soll auch die Stadt Montabaur gehört werden und deren Wünsche in die Investitions- und Betriebskostenkalkulation einbezogen werden.

Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher (FWG) äußerte in der Dezembersitzung: „Montabaur muss ein Schwimmbad haben, so wie es derzeit ist – als Hallen- und Freibad mit Angeboten für Kleinkinder.“ Ein Dreier-Sprungturm sei ihrer Ansicht nach nicht erforderlich. Peter Hülshörster (CDU) stimmte zu: „Mit einem reinen Basisbad kommen wir nicht hin.“ Ein Saunabereich sei indes verzichtbar. Sein Fraktionskollege Gerd Frink, der das Bad nach eigenem Bekunden regelmäßig nutzt, betonte: „Es ist immens wichtig, es als Familienbad zu erhalten.“
Harald Birr (SPD) ging es um „Kostenallokation“: Ob die Stadt auch an den Kosten für einen Neubau beteiligt werden solle, wollte er wissen. Richter-Hopprich antwortete, bei der städtischen Beteiligung gehe es vor allem um die Deckung regelmäßig anfallender Kosten. Peter Scheugenpflug (CDU) fragte, wie die Nutzung des bestehenden Schwimmbads möglich wäre, wenn der Neubau am bisherigen Standort erfolgen solle. Der VG-Bürgermeister machte deutlich: Wenn ein neues Bad gebaut werde, dann auf jeden Fall am alten Standort, allerdings im Geländebereich. „Ob das alte Freibadbecken erhalten bleiben kann, ist ohnehin fraglich“, sagte er.
„Montabaur muss ein Schwimmbad haben, so wie es derzeit ist – als Hallen- und Freibad mit Angeboten für Kleinkinder.“
Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher
Während der Bauphase sei ein Freibadbetrieb sicher nicht möglich. Auch mit dem Rückbau des derzeitigen Hallenbads würden sich die Gremien noch befassen – eventuell finde sich dafür auch eine alternative Nutzung. Auf Nachfrage von Sven Schun (FDP) betonte Richter-Hopprich, dass die Fläche sowohl einen Hallenbad-Neubau als auch ein Freibad zusätzlich zum Bestandsgebäude hergebe. Sollte der Platz knapp werden, sei die Stadt ja auch im Besitz angrenzender Flächen. Der Kostenbeteiligung der Stadt für den Badbetrieb stimmte der Stadtrat bei einer Enthaltung einhellig zu.
VG Montabaur steckt jährlich 1 Million Euro in Badbetrieb
Das Mons-Tabor-Bad ist das einzige kombinierte Frei- und Hallenbad im unteren Westerwaldkreis. Es dient einerseits den umliegenden Grundschulen als Lehrschwimmbad und ist andererseits ein Freizeit- und Sportbad für die Bürger. Das Bad zu betreiben und zu unterhalten kostet die VG Montabaur jährlich mehr als 1 Million Euro. Noch nie waren die Einnahmen aus dem Eintrittsgeld kostendeckend – oder umgekehrt: Noch nie wurde der Eintrittspreis so hoch angesetzt, dass daraus die Betriebskosten hätten gedeckt werden können.
Das Sport- und Freizeitangebot dennoch aufrechtzuerhalten, war stets erklärtes Ziel der Politik. Fast 30 Jahre nach der letzten Runderneuerung wäre nun wieder eine Generalsanierung fällig, um das Bad gebäude- und energietechnisch auf aktuellen Stand zu bringen. Die VG hatte daher eine Wirtschaftlichkeitsstudie in Auftrag gegeben. Die Ergebnisse einer Voruntersuchung legen einen Neubau am derzeitigen Standort nahe, während im bestehenden Bad der Betrieb weitergeführt wird.