Als Grund für die Verzögerungen nennt die Behörde umfangreiche Arbeiten für die Verlegung von Ver- und Entsorgungsleitungen. Neue Kanal-, Wasser-, Gas-, Strom- und Telekommunikationsleitungen müssen dabei mit hohem Aufwand manuell und unter laufendem Betrieb aufgenommen, gesichert und wiederverlegt werden. „Zudem erwies sich der Baugrund als weniger standfest als erwartet, sodass erhebliche Anstrengungen nötig waren, die Arbeiten zu sichern“, so Daniel Manderbach vom Landesbetrieb.
Die entstandene Situation sei nur schwer vorhersehbar gewesen, betont Bürgermeister Michael Merz, „da die genauen Verhältnisse“ in der vorhandenen Bestandsdokumentation nicht erfasst worden waren. Die wiederholte Kritik an der Stadt, die Maßnahme sei viel zu spät ausgeschrieben worden und daher vor Wintereinbruch unvollendet geblieben, weist er zurück. „Ausgeschrieben hat der LBM. Wir haben lediglich Zuarbeiten geleistet, die rechtzeitig an den LBM gegeben wurden.“
Unterschiedliche Wahrnehmungen gibt es auch bezüglich, inwieweit die Verzögerungen negative Folgen für Gastronomie und Einzelhandel der Stadt mit sich bringen: Während Merz von „sehr verständnisvollen“ Gewerbetreibenden spricht und ihm keine „größeren Umsatzeinbußen“ bekannt seien, brodelt es unter den Betroffenen bereits gewaltig: „Die Baufirma ist eine Katastrophe: Die arbeiten nicht am Wochenende, und auch nach 16 Uhr sieht man da niemanden mehr auf der Baustelle“, klagt Meral Koca, Geschäftsführerin des Restaurants Adaccio. Mehr als drei Wochen im Oktober und November blockierten die Arbeiten ihre Einfahrt. Versprochen waren zu Beginn lediglich Behinderungen von höchstens drei bis vier Tagen, berichtet sie. „Nur wer ortskundig war, hat noch zu uns gefunden. Auch jetzt noch spüren wir einen deutlichen Rückgang bei den Besucherzahlen.“ Von den Zusagen der Stadt, das Unternehmen mit Werbung im Verbandsgemeindeblättchen zu unterstützen, habe sich bislang nichts erfüllt.
Ein anderer Einzelhändler, der aus Angst vor Ärger anonym bleiben möchte, klagt: „Für uns ist diese Baustelle ein echtes Problem. Würde ich behaupten, wir haben keine Umsatzrückgänge, würde ich lügen. Hier müsste, wegen der Wichtigkeit der Sache, eigentlich im Dreischichtsystem gearbeitet werden.“ Weiter berichtete er von einer allgemein schlechten Stimmung unter den Gewerbetreibenden im Einzugsgebiet der Baumaßnahme. An eine planmäßige Umsetzung habe hier schon früh niemand mehr geglaubt.
So oder so: Die jetzigen Verzögerungen zwingen den LBM zum Umplanen. Im Anschluss an die aktuelle Baumaßnahme werden die Arbeiten zur Erneuerung der Straße beginnend von der Brunnenstraße bis zum Ortsausgang in Richtung Höhr-Grenzhausen vorgezogen. Eine Winterbaustelle im Bereich zwischen Blumentopffabrik Spang und der Brunnenstraße, dem eigentlichen zweiten Bauabschnitt, soll so vermieden werden. Dieser Bereich soll nun erst ab Frühjahr 2019 angegangen werden.