Westerwälder Dom in Wirges
Sanierte Fenster und Fassade an St. Bonifatius-Kirche
Die Fassade der katholischen Pfarrkirche in Wirges, auch Westerwälder Dom genannt, wird seit einigen Jahren in mehreren Bauabschnitten saniert. Das Foto zeigt die sanierte Südseite. Bis Ende 2025 sollen alle Arbeiten abgeschlossen sein.
Hans-Peter Metternich

Fast 140 Jahre hat die St. Bonifatius-Kirche in Wirges auf dem Buckel. Das Gebäude wird derzeit umfänglich saniert.

Am 15. April 2024 titelte unsere Zeitung: „Kirchenfenster zeigen wieder altes Leuchten“. Gemeint waren seinerzeit die historischen Fenster der katholischen Kirche St. Bonifatius Wirges – zumindest ein Teil davon. Im Zuge der umfangreichen Fassadensanierung des „Westerwälder Domes“ wurden sie aufwendig saniert. Die WZ fragte jetzt beim Architekten Gisbert Sturm nach dem Sachstand der Maßnahme. Er betreut die gesamten Sanierungsarbeiten von Anfang bis zum Abschluss, der für Ende 2025 terminiert ist.

„Mittlerweile sind die bleiverglasten Fenster im Bereich der Gedenkstätte Katharina Kasper restauriert und wieder eingebaut. Zwei dieser Fenster datieren aus der Erbauungszeit der Kirche um 1886 und zeigen figürliche Glasmalereien. Die Chorfenster sind derzeit ausgebaut und befinden sich zwecks Restaurierung und Instandsetzung in der Werkstatt der Firma Binsfeld in Trier. Es werden die Gläser gereinigt, Schäden an den Bleinetzen ausgebessert und Glassprünge fachgerecht geklebt. Auch werden zusätzlich erforderliche Windstangen zur Stabilisierung eingesetzt. Die Chorfenster erhalten, wie auch bereits andere in der Kirche verbaute Fenster mit Glasmalereien, von außen eine Schutzverglasung, um die empfindlichen historischen Scheiben vor Feuchtigkeit und Witterungseinflüssen zu schützen“, erläutert Sturm die anstehenden Maßnahmen.

Im Bereich der Gedenkstätte Katharina Kasper wird zurzeit das Gerüst an den Fenstern zurückgebaut.
Hans-Peter Metternich

Um diese Arbeiten durchzuführen und den Hochaltar und den Chorraum vor Verschmutzung und Staub zu schützen, wurde der gesamte Altar eingehaust, das heißt, mit einer Schutzwand verkleidet. „Eigentlich wollten wir mit der Einhausung des Altares bis nach der Kommunionfeier warten, doch weil die Firma Binsfeld ihren Betrieb aufgibt, mussten wir diese Maßnahme jetzt angehen, damit die Fenster-Restaurierungsarbeiten in einer Hand bleiben“, erklärt der Architekt. „Die wenig ansehnliche Holzwand wird demnächst mit einer Plane verhängt, die den Hochaltar bildlich darstellt“, ergänzt Pfarrer Fuchs. Damit werde der Chorraum etwas ansehnlicher gestaltet.

Zur Erinnerung: Der nagende Zahn der Zeit hatte an dem im letzten Jahrzehnt des 19. Jahrhunderts erbauten sogenannten Westerwälder Dom „ganze Arbeit“ geleistet. An den aus Trachyt und Sandstein bestehenden Maßwerken (Architekturbauteile der Fenster) wurden teils starke Verwitterungen bis hin zu Absandungen und Abschälungen (abbröckeln und lösen) von Oberflächenschalen und deutlich Risse festgestellt. Auch die Mauerwerksfugen waren durch starke Abwitterung teils erheblich geschädigt, was auch für die Verfugungen der Maßwerke galt. Doch das war bei Weitem noch nicht alles. An allen Fenstern zeigten sich mehr oder weniger Verformungen, die Bleirouten der Verglasung waren teilweise undicht, und die seitlichen Eindichtungen der Fenster waren ebenfalls stark beschädigt.

Pfarrer Andreas Fuchs (links) und Architekt Gisbert Sturm informieren sich über den Sachstand der Sanierungsarbeiten am Westerwälder Dom. Zurzeit ist der Hochaltar eingehaust, um den Altar und den Chorraum vor Verschmutzung und Staub zu schützen.
Hans-Peter Metternich

Die Gesamtsanierung der Kirchenfassade wurde auf vier Bauabschnitte aufgeteilt. Dazu Gisbert Sturm: „Im Mai 2024 wurde mit dem vierten Bauabschnitt der Sanierungsarbeiten an der Kirche begonnen, der den gesamten Chorbereich der Kirche umfasst. Die Ausführung ist auch hier noch in mehrere Abschnitte unterteilt. Die Natursteinarbeiten sind weitgehend für alle Abschnitte ausgeführt; es fehlt noch ein geringer Teil der Mauerwerksverfugung, der aufgrund der Witterungsverhältnisse (teilweise Nachtfrost) noch nicht ausgeführt werden konnte. Auch sind noch an wenigen Stellen Maßwerkteile an den Fenstern auszutauschen. Im Zuge der Fassadenarbeiten wurden auch die Dachanschlüsse an das Mauerwerk überarbeitet und Dachreparaturen ausgeführt. Die Gerüste der Südostseite sowie der Nordwestseite sind weitgehend abgebaut.“

Das Architekturbüro Hoch und Sturm aus Siershahn, das mit der Planung und Durchführung der gesamten Fassadensanierung beauftragt ist, hatte seinerzeit im Mai 2019 die Gesamtkosten auf 2.756.800 Euro (für alle vier Bauabschnitte) geschätzt. Wegen Kostensteigerungen am Bau und vor allem unvorhersehbarer Zusatzarbeiten erfolgte im November 2021 eine Anpassung der Bausumme auf 3.346.830 Euro. Aktuell belaufen sich die Gesamtkosten auf rund 3,5 Millionen Euro, die laut Sturm nach derzeitigem Stand nicht überschritten werden. „Alle noch auszuführenden Arbeiten befinden sich in den Zeitfenstern des Bauzeitenplans“, so der Architekt.

Die Fenster über der Katharina Kasper Gedenkstätte datieren aus der Erbauungszeit der Kirche um 1886 und zeigen figürliche Glasmalereien.
Hans-Peter Metternich

„Die Gesamtkosten werden zu 90 Prozent vom Bistum Limburg übernommen. Zehn Prozent trägt die Pfarrei. Von der Generaldirektion Kulturelles Erbe (GDKE-Denkmalschutz) haben wir für den zweiten, dritten und vierten Bauabschnitt jeweils 50.000 Euro an Zuschüssen erhalten“, nennt Sturm weitere Zahlen.

Die große Spendenfreudigkeit vieler Gemeindemitglieder hat die Kosten, die von der Pfarrei aus Rücklagen aufzubringen sind, deutlich minimiert. Die gesamte Spendensumme beläuft sich auf 131.000 Euro. Nicht zuletzt dank einzelner Spender, die mit größeren Beiträgen die Sanierungsarbeiten unterstützt haben.

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