Wenn ein Hund entlaufen ist, beginnt ein Wettlauf gegen die Zeit. Die ehrenamtlichen Helfer der Hundesicherung Rhein-Wied-Westerwald gehen in solchen Fällen systematisch vor und haben einen Leitfaden für die oft verängstigten Hundebesitzer entwickelt.
Ist der Hund weg, sollte die Bezugsperson so lange wie möglich am Entlaufort bleiben. Innerhalb der ersten 24 Stunden hält sich das Tier meist noch im vertrauten Umfeld auf. „Auch wenn es schwerfällt, Ruhe bewahren ist das A und O“, sagt Martina Moog von der Hundesicherung Rhein-Wied-Westerwald. „Bitte nicht laut rufen und hinterherrennen, das treibt den Hund nur weg.“ Oft kommt das Tier von alleine nach kurzer Zeit zurück. Passiert dies nicht, gilt es nun viele Punkte zu beachten.
Das entlaufene Tier muss zunächst gemeldet werden
Jetzt muss der Besitzer den entlaufenen Hund zunächst den benachbarten Tierheimen, Tierärzten, der Polizei, Ordnungsamt, Jäger und Tasso und nach Absprache in den sozialen Medien melden. „Wichtig ist es auch, Geruchsproben zu sichern. Das kann ein Spielzeug, auf dem der Hund gerne kaut, ein Halsband, eine Hundedecke oder eine -bürste sein. Den Gegenstand dann in einen Gefrierbeutel geben, Mullkompressen oder Küchenpapier dazugeben und luftdicht verschließen“, so Moog. Diese Geruchsspur wird benötigt, wenn Pettrailer zum Einsatz kommen. Das sind speziell ausgebildete Hunde, die anhand des Geruchs eines Tiers dieses suchen können.
Wichtig ist auch das Verteilen von Flyern. Wie sie formuliert sein sollten und wo man sie am besten verteilt, darüber informiert die Hundesicherung die Hundebesitzer auch. „300 Stück sollten es schon sein.“ Sie sollten großräumig um den Entlaufort angebracht werden und gegen Regen in einer Klarsichtfolie angebracht werden.

Dann müssen die Hundebesitzer eine ganze Einkaufsliste abarbeiten. Auf der stehen Klarsichthüllen, Panzertape, Nassfutter im Winter, Frolic im Sommer, Katzenfutter, 500 Gramm feine Leberwurst, Minisalami und mehrere Säcke Spielsand. Nun muss eine Tabelle ausgedruckt und jede Sichtung des Hundes dort akribisch eingetragen werden. So weiß man, wo das Tier sich aufhält und wohin es vielleicht laufen könnte.
Im Anschluss können Futterstellen eingerichtet werden. Das Futter wird einfach auf dem Boden verstreut. Denn im Winter würde es an einem Napf festfrieren. Zudem reflektiert sich das Sonnenlicht im Napf. Das hält viele Hunde davon ab, an die Futterstelle zu kommen. Drum herum wird ein Sandring von 30 Zentimetern Breite und einem Meter Durchmesser gezogen und glatt gestrichen. Moog sagt: „Anhand der Abdrücke können wir sehen, wer gefressen hat. Es könnte ja auch ein Fuchs, eine Katze oder Elster gewesen sein.“
Futterstellen müssen zweimal täglich überprüft werden
Nun müssen Duftspuren gezogen werden. Dazu brauchen die Helfer Wurstwasser. 500 Gramm Leberwurst werden in warmem Wasser gelöst und in PET-Flaschen abgefüllt. In den Deckel ein Loch stechen und dann mit dem Wurstwasser aus mehreren Richtungen sternförmig Spuren zur Futterstelle hin tröpfeln. Moog erklärt: „Da Hunde der Spur von alt nach neu hinterherriechen, muss man immer zum Ziel hin tröpfeln.“
Die Futterstellen müssen dann jeden Morgen kontrolliert werden. Oft werden auch Funkfernkameras angebracht. Das alte Futter kommt weg. Abends müssen die Stellen zur gleichen Uhrzeit bestückt werden. „ Wir wollen dem Hund damit einen Rhythmus vorgeben, um diesen dann für eine Sicherung nutzen zu können“, so Moog.
„Wir versuchen, bei der Sicherung so schonend wie möglich vorzugehen.“
Martina Moog von der Hundesicherung Rhein-Wied-Westerwald
Wenn einem der Hund begegnet, muss man sich sofort hinhocken und das Tier nicht anschauen. „Am besten ist es, dem Hund seitlich den Rücken zuzudrehen.“ Mit ruhiger Stimme und mit Minisalamis versuchen die Helfer nun, den Hund anzulocken. Ist er nah genug, heißt es zupacken und ihm ein mitgeführtes Halsband überziehen.
Solch eine händische Sicherung kann mehrere Stunden dauern. Ausschließlich sollte dies durch vertraute oder in der Sicherung geübte Personen gemacht werden. „Wir versuchen, bei der Sicherung so schonend wie möglich vorzugehen“, sagt Moog. Manchmal müssen aber auch Lebendfallen oder gar ein Betäubungsgewehr eingesetzt werden.

Wenn das Sichern entlaufener Hunde Herzensaufgabe ist
Ihr Einsatz rettet Hunde – und schenkt Familien ihren geliebten Vierbeiner zurück. Die Hundesicherung Rhein-Wied-Westerwald hat seit 2018 rund 400 Tiere gerettet.