Rotenhains Ortsverein Historica sagt beliebte Großveranstaltung ab
Rotenhains Ortsverein sagt beliebte Großveranstaltung ab: In diesem Jahr wird nicht um die Wurst gewandert
Die Westerwälder Wurstwanderung, die zu den beliebten Veranstaltungsangeboten in Rotenhain gehört, wie dieses Archivbild zeigt, muss in diesem Jahr zum Bedauern der Veranstalter wegen der Pandemie abgesagt werden. Foto: Archiv Röder-Moldenhauer
Roeder-Moldenhauer

Rotenhain. Für viele Wanderlustige und Leckermäulchen zugleich gab es seit Jahren einen festen Termin im Kalender: Mit Sack und Pack, Rucksack und Bollerwagen, Hund und Clique ging es auf nach Rotenhain zur Westerwälder Wurstwanderung. Sie machte nicht nur allen Beteiligten Spaß und brachte sie in Schwung, sondern stets auch das ganze Dorf in Aktion. Nun steht es fest: In diesem Jahr muss, wer Lust auf eine Wanderung hat, seine Brote selbst schmieren. Denn der Ortsverein Historica und die Ortsgemeinde sagen wegen der Corona-Pandemie die Veranstaltung ab. Für Historica bedeutet das einen weiteren herben Verlust, denn die Wurstwanderung war eigentlich die stärkste Umsatzquelle für den Verein – der die Alte Burg von Rotenhain zu unterhalten hat, auch wenn dort derzeit kaum Veranstaltungen möglich sind.

Wir haben mit dem Historica-Vorsitzenden, Peter Benner (vielen bekannt als Oberritter Pitter) darüber gesprochen, wie der Verein durch die Pandemie kommt und welche Pläne es bereits für das kommende Jahr gibt.

Er zieht zunächst eine bittere Bilanz: Wegen Corona muss nicht nur die Wurstwanderung abgesagt werden, sondern das betraf auch die beiden anderen Großveranstaltungen: Das Burgfest und Rock im Feld. „Das Burgfest ist für uns mehr Ehrensache, als dass wir daraus Gewinn ziehen. Meistens ist es für uns sogar ein Minus-Geschäft, wenn man nur auf das Finanzielle schaut“, erläutert Benner. Dass Historica trotzdem am Burgfest festhält, sei dem Engagement des Ortsvereins und der Ortsgemeinde für Kinder und Familien geschuldet. Schließlich wurde Rotenhain schon 2001 zum kinder- und jugendfreundlichstem Dorf in Rheinland-Pfalz gewählt. Deshalb gibt es beim Burgfest auch immer die familienfreundlichen Eintrittspreise, Kinder unter dem „Schwertmaß“ von 1,30 Meter sind vom Eintritt befreit.

Noch vor dem Burgfest wurde „Rock im Feld“ abgesagt. „Diese Veranstaltung ist immer mit einem großen Risiko verbunden. Wir haben hohe Fixkosten für Technik und Bands. Unterm Strich geht das für uns Veranstalter dann null auf null aus – wenn das Wetter mitspielt“, sagt Benner. Auch bei dieser Veranstaltung haben die Rotenhainer ein Herz für die Kinder und bieten freitags stets bei freien Eintritt „Kinderrock“ an.

Und noch eine weitere Einnahmequelle ist dem Ortsverein weggebrochen: Viele „Bauerndiplome“ wurden abgesagt. Seit Mitte Juli konnten dann zumindest einige kleine Diplome durchgeführt werden mit bis zu zehn Personen, normalerweise wird das aufwendige Spektakel erst ab zwölf Personen angeboten. Ende September endet dafür aber auch schon wieder die Saison. Auch die Burgvermietung ist um die Hälfte zurückgegangen.

„Wir werden wohl in diesem Jahr unseren Kreditrahmen ausschöpfen müssen“, schaut Benner realistisch auf die Situation des Vereins, der derzeit rund 120 Mitglieder zählt. Große Rücklagen gibt es nicht, denn alles Geld wird in die Erhaltung der Alten Burg gesteckt oder – zu normalen Zeiten – um die Veranstaltungen organisieren zu können. Allein für die Unterhaltung der Burg sind monatlich etwa 1200 Euro nötig.

Trotzdem lassen sich die Rotenhainer aber nicht entmutigen. „Für 2021 halten wir die Ohren steif und hoffen auf entsprechende Lockerungen beziehungsweise ein Abflauen der Pandemie“, sagt Benner. Überlegt wird, auch 2021 kleinere Einheiten beim Bauerndiplom zu bilden, um diese beliebte Aktion weiter am Leben zu erhalten.

„Vielleicht ergibt sich noch etwas finanzielle Entspannung über den ein oder anderen Bauplatzverkauf in unserem Feriengebiet“, hofft Benner. Die Bauplätze gehören in der Tat dem Ortsverein Historica. Von den insgesamt elf Bauplätzen sind bereits sechs reserviert bzw. vergeben, einer ist bereits bebaut.

Von unserer Reporterin
Angela Baumeier

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