Bürgermeister wird gewählt
Richter-Hopprich hat Menschen der VG Montabaur im Sinn
Ulrich Richter-Hopprich möchte Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur bleiben. Das Foto zeigt ihn vor dem Neubau des VG-Hauses, dem teuersten und (auch) deshalb umstrittenen Bauprojekt seiner ersten Amtszeit.
Katharina Müller

Warum sollten die Wähler ihm am Sonntag, 4. Mai, ihre Stimme geben? Diese und weitere Fragen beantwortet Ulrich Richter-Hopprich, amtierender Bürgermeister der Verbandsgemeinde Montabaur und einziger Kandidat für das Amt, im Interview.

Auch in der Kreisstadt wird am Sonntag, 4. Mai, der Bürgermeister der Verbandsgemeinde gewählt. Einziger Kandidat ist Amtsinhaber Ulrich Richter-Hopprich (CDU). Er nennt im Interview die Projekte seiner ersten und der bevorstehenden Wahlperiode, die ihm besonders wichtig sind.

Warum möchten Sie Bürgermeister der VG Montabaur bleiben?

Es bereitet mir auch nach acht Jahren noch sehr viel Freude, für und mit den Menschen in unserer Verbandsgemeinde zu arbeiten. Unheimlich viele bringen sich hier aktiv ein – sei es kommunalpolitisch, in der Feuerwehr, im Verein oder in der Nachbarschaftshilfe. Dieses Miteinander ist viel wert! Gleichzeitig schätze ich die gute politische Kultur bei uns: Hier wird noch vernünftig und respektvoll miteinander geredet – insbesondere im Verbandsgemeinderat gehen die Fraktionen fair miteinander um. Besonders wertvoll ist es für mich, mit den Kolleginnen und Kollegen im Rathaus zusammenarbeiten zu dürfen, wo sich so viele fähige und engagierte Leute täglich dafür einsetzen, dass es in unserer Verbandsgemeinde gut läuft.

Warum sollten die Wähler Ihnen erneut ihre Stimme geben?

Für mich stehen die Menschen und ihre Bedürfnisse im Mittelpunkt: Es geht darum, gute Lebensbedingungen für Familien, für die junge Generation und für ältere Menschen zu sichern und weiter auszubauen. Das Miteinander der Ortsgemeinden, von Stadt und Stadtteilen sowie mit der Verbandsgemeinde und dem Kreis ist dabei eine wesentliche Grundlage. Diesen Erfolgskurs will ich in Zukunft weiterführen – mit frischen Ideen, mit einer starken Verwaltung und mit dem Mut, die Dinge mit Herz und Hand anzugehen.

Was waren die größten Herausforderungen Ihrer ersten Amtszeit?

Die vergangenen Jahre waren von zahlreichen Krisen geprägt, die auch unsere Verbandsgemeinde direkt betroffen haben: die Corona-Pandemie, die Ahr-Katastrophe, die Energieknappheit sowie die Auswirkungen des Ukraine-Krieges. Alle diese Ereignisse haben den Menschen große Verunsicherung gebracht und grundlegende Fragen nach Sicherheit und Verlässlichkeit aufgeworfen. Gerade in solchen Zeiten kommt es darauf an, dass die Bürgerinnen und Bürger auf ihre kommunale Verwaltung vertrauen können. Dabei war die Kommunikation eine besondere Herausforderung: Während der Corona-Pandemie waren direkte Begegnungen und persönliche Gespräche oft nicht möglich. Umso wichtiger war es, alternative Wege zu finden, um die Menschen zu informieren, ihre Anliegen aufzunehmen und ihnen Orientierung zu geben. Verlässlichkeit, Transparenz und ein offenes Ohr für die Sorgen der Bürgerinnen und Bürger waren deshalb zentrale Elemente unseres Krisenmanagements.

Welche wichtigen Projekte konnten Sie bereits umsetzen?

Als Bürgermeister geht es mir weniger um Leuchtturmprojekte, sondern vielmehr darum, die alltäglichen Aufgaben engagiert zu meistern: die Verwaltung stetig weiterzuentwickeln, die Ortsgemeinden zu unterstützen und den Dialog mit den Bürgerinnen und Bürgern zu pflegen. In Zusammenarbeit mit dem Verbandsgemeinderat, der Verwaltung und vielen engagierten Menschen konnten wir schon viel erreichen: Im Bereich des Brandschutzes haben wir viele Gerätehäuser saniert, zwei neue errichtet, die Verzahnung mit Kreis und anderen Verbandsgemeinden vorangetrieben und mit dem Kreis mit dem Aufbau eines neuen Sirenenwarnsystems begonnen.

Die Fertigstellung der Waldschule war ein besonderer Höhepunkt. Daneben haben wir Schulgebäude erweitert und den Digitalpakt Schule umgesetzt. Auf Basis unseres neuen Schulverpflegungskonzeptes wurden mehrere Schulmensen ausgezeichnet. Wir haben den Hochwasserschutz mit den Ortsgemeinden vorangebracht, mit der BBT-Gruppe eine eigene Arztpraxis in Welschneudorf gegründet, den flächendeckenden Ausbau des Breitbandnetzes erreicht und setzen mit den Nachbarn den touristischen Masterplan Gelbachtal um. Auch haben wir unsere Wasserversorgung sicherer gemacht.

Mit dem Klimaschutzmanagement gelingt es uns immer stärker, dieses wichtige Thema in allen unseren Maßnahmen zur Geltung kommen zu lassen. Wir sind gerade auf dem Weg, die erste für ihr Energiemanagementsystem zertifizierte Kommune in Rheinland-Pfalz zu werden, und durch das Klimaanpassungsmanagement können wir zukünftig besser auf Folgen des Klimawandels wie Wassermangel oder lange Hitzeperioden reagieren. Wir haben die Gemeindeschwester Plus verstetigt und schaffen mit „Housing First“ gemeinsam mit der Caritas eine bessere Möglichkeit für die Unterbringung und Begleitung von Obdachlosen. Für mich besonders wichtig ist auch, dass wir die Bürgerkommunikation enorm gestärkt haben – und die Einführung der Jugendbeteiligung JumaZu (Jugend macht Zukunft).

Was sind Ihre zentralen Pläne und Wünsche für die bevorstehende Wahlperiode?

In der kommenden Wahlperiode möchte ich den Zusammenhalt innerhalb unserer kommunalen Familie weiter stärken und die positive Entwicklung der Ortsgemeinden und der Stadt Montabaur begleiten: Die Digitalisierung soll vorangebracht werden – und zwar so, dass alle Menschen auf diesem Weg mitgenommen werden. Ebenso möchte ich das Wirtschaftsförderkonzept konsequent umsetzen, um unsere Region als attraktiven Lebens- und Arbeitsstandort nachhaltig zu stärken. Ein besonderer Schwerpunkt liegt auf dem Klimaschutz und der Sicherung einer verlässlichen, nachhaltigen Energieversorgung – im engen Schulterschluss mit den Ortsgemeinden und der Stadt. Persönlich liegt mir am Herzen, dass wir für unser in die Jahre gekommenes Schwimmbad einen zukunftsfähigen Ersatz schaffen, damit auch kommende Generationen hier Schwimmen lernen können.

Woran richten Sie Ihre Arbeit und Entscheidungen aus?

Wenn ich sage, es geht darum, das Gemeinwohl zu fördern, dann klingt das vielleicht etwas altbacken. Es beschreibt aber genau das Richtige: Es geht darum, im Rahmen der Gesetze Entscheidungen so zu treffen, dass es den Menschen in der Verbandsgemeinde insgesamt besser geht. Wichtig ist dabei, zuerst aufmerksam zuzuhören und unterschiedliche Meinungen ernst zu nehmen. Gerade in Zeiten, in denen oft einzelne Stimmen besonders laut werden, kommt es darauf an, sorgfältig abzuwägen: Entscheidungen dürfen nicht von Einzelinteressen bestimmt werden, sondern müssen das große Ganze im Blick behalten.

Was antworten Sie auf Kritik am neuen VG-Haus und an den Kosten dafür?

Es hat sich bewährt, dass wir mit diesem Projekt von Anfang an transparent umgegangen sind – etwa durch Ausstellungen in der Bürgerhalle, regelmäßige öffentliche Berichte und Führungen durch die Baustelle. Die Rückmeldungen der Teilnehmer sind durchweg positiv. Ich werde mir auch weiterhin die Zeit dafür nehmen, interessierte Bürgerinnen und Bürger durch das Gebäude zu führen und auch kritische Fragen zu beantworten. Gleichzeitig freue ich mich, dass über zwei Kommunalwahlen hinweg alle Fraktionen im Verbandsgemeinderat dieses Projekt mittragen – in aller Regel mit einstimmigen Entscheidungen.

Wie geht es mit dem neuen Feuerwehrgerätehaus voran?

Die neuen Gerätehäuser in Niederelbert und Horressen/Elgendorf sind fertiggestellt. Für das Gerätehaus in Montabaur bereiten wir derzeit die Bau- und Bauleitplanung vor, und für das Gerätehaus der neuen Feuerwehr Augst rechne ich im Laufe des Jahres mit einer Entscheidung.

Wie viele Stunden arbeiten Sie pro Woche und wie verteilen sich diese auf Bürozeit, Arbeits- und repräsentative Termine? Bleibt genügend Zeit für die Familie?

Ich habe keine festen Arbeitszeiten, kaum ein Tag ist wie der andere. Das macht die Arbeit als Bürgermeister auch so spannend. Gleichzeitig vermischen sich das Private und das Berufliche miteinander: Man ist nie nur ganz privat auf einer Veranstaltung. Und nein, nach meinem persönlichen Dafürhalten bleibt nicht genügend Zeit für die Familie.

Welche persönlichen Eigenschaften zeichnen Sie für das Amt aus?

Ein ehrlicher und offener Umgang miteinander ist mir besonders wichtig. Ich höre zu, bevor ich mir ein Urteil bilde, und gehe neue Themen bewusst ergebnisoffen und unvoreingenommen an. Diese Haltung hilft mir, gemeinsam mit den Fachleuten in der Verwaltung, den Gremien sowie den Bürgerinnen und Bürgern tragfähige Lösungen zu entwickeln.

Stehen Sie regelmäßig in Kontakt zu Ihren Amtskollegen in den Nachbar-VGs – oder auch darüber hinaus?

Auf jeden Fall: Zum einen haben unsere Gemeinde- und Verwaltungsgrenzen oft wenig damit zu tun, wie die Menschen leben. Der Wohnort ist nur noch selten der Ort, an dem auch gearbeitet und eingekauft wird. Deshalb ist es so wichtig, dass wir immer wieder über den kommunalen Tellerrand und unsere Gemeindegrenzen hinausschauen. Zum anderen haben die 129 Verbandsgemeinden in Rheinland-Pfalz alle sehr ähnliche Aufgaben und Herausforderungen zu meistern. Da muss man das Rad nicht jedes Mal neu erfinden, und oft können wir von unseren Nachbarn lernen.

Wie wichtig sind Netzwerke für eine erfolgreiche (Kommunal-)Politik?

Ohne Netzwerke geht es nicht – und mein wichtigstes Netzwerk sind die persönlichen Kontakte zu den Menschen in unseren Gemeinden. Kommunalpolitik lebt davon, dass man nicht im Büro bleibt, sondern das Gespräch vor Ort sucht, auf die Menschen zugeht und im Alltag präsent ist. Nur so erfährt man, was die Leute bewegt.

Streben Sie nach höheren politischen Weihen?

Nein.

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