Tempo 20, rechts vor links und querende Fußgänger an jeder beliebigen Stelle – das sind die wichtigsten Änderungen in der Montabaurer Bahnhofstraße nach dem Umbau zum verkehrsberuhigten Geschäftsbereich. Gut ein Jahr nach der Fertigstellung zeigt sich allerdings, dass noch nicht alle Verkehrsteilnehmer diese Regeln verinnerlicht haben. Insbesondere die Tatsache, dass die Bahnhofstraße keine Vorfahrtsstraße mehr ist, scheint vielen noch unbekannt zu sein.
Bei einem Ortstermin mit Sascha Reusch und Timo Maier vom Montabaurer Ordnungsamt zeigt sich zwar, dass die meisten Verkehrsteilnehmer die zulässige Höchstgeschwindigkeit einhalten. Es kommt allerdings immer wieder vor, dass Autos und Lastwagen über den Gehweg fahren, um den Rampenkissen auszuweichen. Das kann gefährlich werden, wenn dabei Fußgänger übersehen werden. Das Ordnungsamt hat deshalb bereits einige Poller am Fahrbahnrand aufstellen lassen, um das Überfahren des Bürgersteigs zu unterbinden.

Ein weiteres Problem: Immer wieder verstoßen Autofahrer gegen die Vorfahrtsregel „rechts vor links“. Seit dem Umbau müssen Verkehrsteilnehmer, die auf der Bahnhofstraße in Richtung Innenstadt unterwegs sind, eigentlich anhalten, wenn ein Fahrzeug aus der Kaiserstraße oder der Gerichtsstraße kommt. Doch das ist vielen offenbar unbekannt. Beachtet wird die neue Vorfahrtsregelung fast ausschließlich von Verkehrsteilnehmern mit auswärtigen Kennzeichen. Wer hingegen schon vor dem Umbau regelmäßig in Montabaur unterwegs war, wähnt sich weiterhin auf einer Vorfahrtsstraße. „Ich habe den Eindruck, die Änderungen müssen sich erst noch etablieren“, meint deshalb der Leiter des Ordnungsamts, Sascha Reusch.
Das gilt auch für Fußgänger, die teilweise noch nach einer Ampel oder einem Zebrastreifen suchen. Diese Querungshilfen sind jedoch durch den Umbau entfallen. Man geht davon aus, dass ein Überqueren der Fahrbahn in einer Tempo-20-Zone auch ohne Querungshilfe möglich ist – zumal sich das Verkehrsaufkommen spürbar verringert hat. Vereinzelt beklagen Fußgänger jedoch, dass das Überqueren der Fahrbahn schwieriger geworden sei, weil die Fahrzeuge nicht anhalten müssen. Insbesondere für Senioren mit Gehhilfen habe sich die Sicherheitslage verschlechtert, heißt es.
„Ich habe den Eindruck, die Änderungen müssen sich erst noch etablieren.“
Ordnungsamtsleiter Sascha Reusch.
Das Ordnungsamt rechnet allerdings auch in diesem Fall damit, dass sich das Verhalten der Verkehrsteilnehmer im Laufe der Zeit anpassen wird. Man könne bereits beobachten, dass Menschen die Fahrbahn selbstbewusster überqueren, seit sie verinnerlicht haben, dass es dort keine Fußgängerampel mehr gibt, so die Mitarbeiter des Ordnungsamts.
Eine Ampel in einer Tempo-20-Zone sei nicht sinnvoll, machen die Experten deutlich, da die meisten Fußgänger ohnehin nicht auf Grün warten würden. Und auch ein Zebrastreifen ist eigentlich nicht gewollt, denn es gehört zum Konzept eines verkehrsberuhigten Geschäftsbereichs, dass Fußgänger überall die Straße überqueren können.

Entscheidung gefallen: Stadtrat will die verkehrsberuhigte Bahnhofstraße
Montabaur. Lange wurde in Montabaur über ein neues Verkehrskonzept für die Bahnhofstraße diskutiert. Nun ist klar, dass die Straße zwischen dem Kreisel am Roundabout und dem Hotel zur Post künftig ein verkehrsberuhigter Bereich sein wird.
Den Umbau zu einer Tempo-20-Zone hat der Montabaurer Stadtrat im Jahr 2021 beschlossen. Ursprünglich wollte das Gremium damals eigentlich einen Radweg an der Bahnhofstraße anlegen lassen. Es stellte sich jedoch heraus, dass dafür der Platz nicht ausreichte. Da es der Stadt nicht gelang, die benötigten Grundstücksflächen von den Anliegern zu kaufen, musste man sich letztlich für eine andere Lösung entscheiden.
Die Wahl fiel schließlich auf den verkehrsberuhigten Geschäftsbereich: Durch die Geschwindigkeitsbegrenzung auf Tempo 20 sollen sich Radfahrer sicher auf der Fahrbahn bewegen können. Damit die erlaubte Höchstgeschwindigkeit eingehalten wird, wurden Rampenkissen zur Verkehrsberuhigung eingebaut. Dem Wunsch einiger Ratsmitglieder, dort einen stationären Blitzer aufzustellen, musste Montabaurs damalige Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland eine Absage erteilen. Die hierfür notwendige Genehmigung würde vom rheinland-pfälzischen Innenministerium nicht erteilt, erklärte sie.

Darum gibt es im Westerwald keine stationären Blitzer
In Hessen stehen sie an nahezu jeder Ortsdurchfahrt, in Rheinland-Pfalz gibt es sie fast ausschließlich in größeren Städten: Stationäre Blitzer sucht man im Westerwald vergeblich. Sicher vor Bußgeldern sind Autofahrer trotzdem nicht.