Vortrag "Steinzeit war gestern" in Herschbach war gut besucht - Tipps zur Umgestaltung privater Gärten
Referenten fordern Platz für mehr Natur – Vortrag in Herschbach
Das Thema rund um Schottergärten und wie sie renaturiert werden können, bewegt viele Menschen. Foto: Evangelisches Dekanat Westerwald
Evangelisches Dekanat Westerwald

Das Thema „Steinzeit war gestern“ lockte zahlreiche Interessierte zu einem Vortrag. Wie der eigene Garten insektenfreundlicher werden kann.

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Das Thema rund um Schottergärten und wie sie renaturiert werden können, bewegt viele Menschen. Foto: Evangelisches Dekanat Westerwald
Evangelisches Dekanat Westerwald

Die mikroklimatischen Auswirkungen von Schottergärten und vor allem, wie man sie zu naturnahen Gärten umgestalten kann, dieses Thema lockte rund 30 Personen nach Herschbach. Neben vielen Privatpersonen fanden sich auch zwei Ortsbürgermeister, einige Gemeinderäte und Thomas Siry, Klimaschutzmanager der Verbandsgemeinde Selters, ein, freuen sich die Veranstalter laut einem Bericht aus dem Referat Gesellschaftliche Verantwortung des Evangelischen Dekanats Westerwald.

Neben Tipps zur Umgestaltung privater Gärten gab es aus der Praxis von Gartengestalterin Susanne Piwecki aus Hadamar auch viele gelungene Beispiele für die Anlage von sogenanntem öffentlichem Grün – also Verkehrsinseln, Begrenzungsstreifen und sonstigen kommunalen Grünflächen. Diese können, genau wie private ehemalige „Stein- oder Graswüsten“ zu insektenfreundlichen und pflegeleichten, blühenden Kleinoden umgestaltet werden und so für mehr Artenvielfalt und ein angenehmeres Kleinklima sorgen.

Hintergrund
Initiiert wurde die Veranstaltung von Förster und Naturschützer Joachim Kuchinke von der Herschbacher Naturschutzgruppe, einer Abteilung des Kur- und Verkehrsvereins. Tatkräftig unterstützt wurden die Naturschützer diesmal von den Natur- und Heimatfreunden Maxsain, der Initiative „Unser Klima – Unsere Zukunft in der VG Selters“, dem Obst- und Gartenbauverein Nordhofen sowie dem Evangelischen Dekanat Westerwald (Referat Gesellschaftliche Verantwortung).

Schottergärten, von vielen Menschen laut Veranstalter bedauerlicherweise immer noch als ästhetisch angesehen, bergen eine Reihe von Nachteilen. Zunächst stellten die beiden Jugend-forscht-Sieger Felix und Florian Heim die gegenwärtige Debatte über Steingärten und deren Verbot auf eine wissenschaftliche Basis, denn der negative Einfluss dieser Steinlandschaften auf das Mikroklima lässt sich nachweisen.

Warum Steinflächen so schlecht sind

So fanden Felix und Florian Heim mit eigens angelegten Versuchsflächen und einer selbst gebauten digitalen Messstation heraus, dass sich die Steinflächen bei Sonne schneller aufheizen und die Wärme länger halten – in heißen Sommern ein unerwünschter Effekt für uns Menschen und ein tödlicher für Insekten und Kleinstlebewesen. Die beiden jungen Studenten setzen sich mit ihrer aufklärenden Internetseite sowie Vorträgen und Aktionen unter anderem in ihrer Heimatgemeinde Hillscheid für die Umgestaltung von Steinwüsten ein.

„Viele denken, Schottergärten seien eine Arbeitserleichterung, und stellen dann fest, dass Gräser und Kraut nach wenigen Jahren durch die Folie unter den Steinen hindurchwurzeln. Das sieht nicht schön aus, ist nicht ökologisch und macht viel mehr Arbeit als ein naturnahes Beet mit einheimischen Stauden und Gehölzen“, ist Gartenplanerin Susanne Piwecki aus langjähriger Erfahrung überzeugt.

Biodiversität erhöhen, sich die Arbeit erleichtern

Bei dem „Rückbau“ eines Schottergartens muss der Boden vorbereitet werden: Die Plastikfolie kommt weg, damit wieder Leben von unten den Boden durchdringen kann. Dann werden (torffreier) Humus und Splitt in kleiner Körnung eingearbeitet. Wichtig sei es, so Piwecki, am besten einheimische Pflanzen an geeigneten Standorten zu setzen. Dabei können Fachleute beratend oder auch praktisch bei der Umsetzung helfen.

An diesem Abend wurde immer wieder deutlich: Es ist oft bereits die Kenntnis kleiner Zusammenhänge, die hilft, viel Gartenarbeit zu sparen und zugleich die Biodiversität zu erhöhen. Dazu das Bewusstsein, dass Gärten nicht immer akkurat aussehen müssen und auch verblühte Pflanzen ihre Schönheit haben. Eine weitere Erkenntnis, mit Gesetzesauszügen untermauert, nahmen die Zuhörer mit: Es darf nur versiegelt werden, was wirklich notwendig ist. Jede noch so kleine Fläche, auf der Tiere an den Boden gelangen, ist ein wertvoller Lebensraum.

Die Wildblumenwiese liegt im Trend

„Unsere Kommunen sind häufig noch nicht sensibilisiert für eine regelkonforme Umsetzung solcher Baumaßnahmen und planen zum Teil auch selbst, ohne den aktuellen Stand der Wissenschaft zu berücksichtigen“, ist im Pressetext weiter zu lesen. Die Besucher ließen den Abend bei Apfelsaft aus regionalen Äpfeln ausklingen. Man war sich einig, dass Privatleute und Kommunen weitere Informationen auf dem Weg zu ökologisch wertvollen Flächen gut gebrauchen können – etwa auch beim Thema Wildblumenwiese, die auf mehrere Jahre gesehen besser gedeiht, wenn einige Kniffe beachtet werden. Hier zeichnet sich eventuell schon ein nächster Vortragsabend in der VG Selters ab. red

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