Bei dem Fahrzeug handelt es sich um ein Tanklöschfahrzeug (TLF) des Baujahres 1958, dessen Inserat ein Ransbach-Baumbacher Kamerad in den Abgründen von Verkaufsanzeigen im Internet entdeckt hatte. Wie kommt man eigentlich auf die Idee, im Internet nach alten Feuerwehrautos zu suchen?
Das erklärt Hans-Peter Gelhard so: „Ich suchte nach einem Ersatzteil für einen Traktor, da bin ich quasi zufällig über das Feuerwehrauto ‚gestolpert‘, das mir irgendwie bekannt vorkam.“ Nach einigen Recherchen war klar: Es handelt sich tatsächlich um das alte TLF, das erste allradgetriebene Tanklöschfahrzeug im Westerwaldkreis aus dem damaligen Fuhrpark der Ransbach-Baumbacher Wehr.
„Für uns war schnell klar, das Fahrzeug muss zurück in seine alte Heimat.“
Wehrführer Olaf Faller
„Alles schön und gut – doch was tun wir jetzt mit dem ‚Fundstück‘, das bei altgedienten Wehrleuten Erinnerungen wachrief? Ein Kontakt mit dem Verkäufer kann ja nichts schaden. Gesagt, getan, eine Kopie des Fahrzeugscheines und ein Foto belegten: Das ist unser altes TLF“, erklärt Wehrführer Olaf Faller im Gespräch mit unserer Zeitung. „Für uns war schnell klar“, so Faller weiter, „das Fahrzeug muss zurück in seine alte Heimat.“
„Die genaue ‚Reise‘ des Fahrzeuges durch Deutschland bis zum letzten Standort in Frankreich ist nicht mehr exakt nachzuvollziehen. Wir haben das TLF nach Nauort abgegeben, von dort führte der Weg über die Verbandsgemeinde Vallendar (FW Weitersburg) weiter ins Saarland und schließlich nach Creutzwald in Frankreich, unmittelbar an der deutschen Grenze“, versucht Olaf Faller den Weg des wiedergefundenen Fahrzeugs, dessen Papiere noch vollständig erhalten sind, nachzuvollziehen.
„Die Katze für 5500 Euro im Sack zu kaufen, war für uns natürlich keine Option.“
Ehrenwehrführer Paul Weiand
Ehrenwehrführer Paul Weiand kann sich noch an den letzten Einsatz des TLF von Nauort aus bei einem Brand der Turnhalle in Hilgert 1984 erinnern. „Die Katze für 5500 Euro im Sack zu kaufen, war für uns natürlich keine Option. Um den wirklichen Zustand beurteilen zu können, fuhren wir mit einer Abordnung nach Creutzwald, um das Auto zu begutachten. Hierbei unterstützten uns dankenswerterweise einige Kameraden aus Höhr-Grenzhausen, welche bereits zwei Oldtimer-Fahrzeuge in ihrem Fuhrpark haben.
Die Begutachtung fiel positiv aus“, resümiert Olaf Faller, der die „Heimführung“ des alten Schätzchens so schildert: „Eine Delegation von uns machte sich an Pfingstsamstag mit unserem neuesten Fahrzeug, dem MTF, unserem aktuellen TLF 24/48 und einem Satteltieflader auf den Weg ins rund 250 Kilometer entfernte Creutzwald in Frankreich. Hier gilt unser Dank der Firma Günster, die uns den Tieflader samt Personal zur Verfügung gestellt hat. Die Ankunft im Westerwald war ein wenig so wie die Heimkehr des verlorenen Sohnes“, schmunzelt der Wehrführer.
“Verlorener Sohn" kehrt zurück nach Hause
„Die daheimgebliebenen Kameraden nahmen uns an der Autobahnabfahrt Höhr-Grenzhausen sowie in Höhe Hilgert im Empfang, und so konnten wir die letzten Meter nach Hause öffentlichkeitswirksam gemeinsam antreten.“ Damit auch jeder in Ransbach-Baumbach die außergewöhnliche Heimführung optisch und akustisch mitbekommen sollte, wurde der Einzug in die Töpferstadt bis auf den Hof der Feuerwache mit Sondersignalen wie Blaulicht und Martinshorn vollzogen. Wenn der „verlorene Sohn“, respektive das historische Feuerwehrfahrzeug, das 65 Jahre auf dem Buckel hat, nach Hause zurückgefunden hat, muss das natürlich auch gebührend gefeiert werden. Das taten die Ransbach-Baumbacher Wehrleute dann auch. Dazu hatte der Förderverein eine kleine Feier organisiert.
„Ich finde das richtig gut, dass sich die Wehrleute dieses historischen Schätzchens angenommen haben“, betont der Bürgermeister der Verbandsgemeinde, Michael Merz, gegenüber unserer Zeitung. Das sei eine lobenswerte Aktion der Vereinskameraden, deren Verbundenheit mit der heimischen Feuerwehr sich in der Rückführung des TLF deutlich widerspiegele, für das sie sogar einiges investiert hätten, so Merz.
Wer Interesse hat, sich dieses Stück Feuerwehrgeschichte anzuschauen, ist herzlich eingeladen, das historische Kleinod aus der Ransbach-Baumbacher Feuerwehrvergangenheit beim Oldtimerfestival der Summer Classics an diesem Sonntag, 18. Juni, an der Stadthalle in Ransbach-Baumbach in Augenschein zu nehmen. Dort werden die stolzen Wehrleute das Gefährt zeigen.