Damals verurteilte ihn das Gericht zu einem dauerhaften Aufenthalt in der Fachklinik Nette-Gut aufgrund einer paranoiden Schizophrenie. Zwar räumte Verteidiger Philipp Grassl im Namen seines Mandanten dessen Fehlverhalten ein, die Angelegenheit schien erledigt. Doch nun wird der Prozess aufgrund eines fehlerhaften Urteils erneut, diesmal vor der zehnten Strafkammer um Richterin Julia Rau, aufgerollt. Am ersten Prozesstag ist die Antragsschrift verlesen worden.
Die Staatsanwaltschaft legt dem 37-jährigen Beschuldigten zur Last, in der Zeit von August 2020 bis April 2021 im Zustand der Schuldunfähigkeit drei Ladendiebstähle begangen und Waren im Wert zwischen 13 und 25 Euro gestohlen zu haben, wobei er in einem Fall ein Klappmesser in seiner Jacke mit sich führte. Darüber hinaus soll er mehrfach ohne gültige Fahrkarte im Zug unterwegs gewesen sein, eine Frau in einer Bäckereitoilette bedrängt und einer Kindergärtnerin an die Brüste gefasst haben. Die zehnte Strafkammer um Richterin Julia Rau wird sich erneut mit der Frage beschäftigen müssen, ob der Beschuldigte dauerhaft in einer psychiatrischen Einrichtung untergebracht werden muss oder nicht.
Interessante Verhandlungstage im Frühjahr 2022
Rückblick: Es waren im Frühjahr 2022 durchaus interessante Verhandlungstage, die die Beteiligten beziehungsweise die Menschen, die mit dem 37-Jährigen beruflich zu tun haben, so schnell nicht vergessen werden. So beispielsweise auch die Staatsanwältin, die damals bei einem gemeinsamen Termin vor dem Haftrichter einen Heiratsantrag von dem Mann bekam. Während der Untersuchungshaft legte der Angeklagte zudem einen Arm um die Schulter einer Justizvollzugsbeamtin und fragte schamlos nach Kondomen. Bei seinem Diebeszug in der Montabaurer Filiale eines Drogeriemarkts war sich der Mann sicher gewesen, dass ihm die Dinge, die er sich ohne zu bezahlen nahm, gehörten, da er schließlich der Geschäftsführer sei. Und außerdem hätten ihm die Schaffner, was die angeblichen Fahrten ohne Ticket betraf, aufgrund seiner Berühmtheit mehrfach erlaubt, kostenlos mit der Bahn zu fahren. Ja, er sei sogar so bekannt gewesen, dass die Bahn auf ihn gewartet habe, behauptete er seinerzeit.
Auch für den Vorfall in der Bäckerei, als er wegen seines großen Appetits unzählige Backwaren bestellte, obwohl er wusste, dass er sie nicht bezahlen konnte, hatte der „König ohne Staatskasse“ bei der damaligen Verhandlung selbstverständlich eine Erklärung parat. Denn die Menschen hätten ganz genau gewusst, so behauptete er, dass er kein Geld habe. Genau deshalb habe man ihm etwas zu essen und zu trinken gegeben.
Griff Frau unverhohlen an die Brüste
Doch es stehen noch weit gravierendere Vorwürfe im Raum, die nun ebenfalls neu verhandelt werden müssen. Auf der Suche nach einem Job als Englischlehrer kam der Eritreer in Mayen an einem Kindergarten vorbei. Eine Kindergärtnerin, die ihm begegnete, dachte zunächst, dass er ein Kind aus der Tagesstätte abholen wollte. Der Mann fragte allerdings nicht nur, ob man in der Kita eine Arbeit als Pädagoge für ihn habe, sondern im gleichen Atemzug auch danach, ob man vielleicht auch noch eine Frau für ihn hätte. Die Kindergärtnerin, die ihm weder mit dem einen noch dem anderen helfen konnte, verwies ihn an die Verbandsgemeinde, wo er, was einen Job als Lehrer betrifft, eine Bewerbung hinschicken müsse. Von der brünetten Frau wollte der Angeklagte jedoch nicht ablassen und griff ihr laut Antragsschrift unverhohlen an die Brüste.
Sagte “Liebe machen" und zeigte auf Grundschulkinder
Auch an einer Grundschule in Westerburg trieb der Mann aus Eritrea sein Unwesen. Zunächst beobachtete er nur die Kinder, die draußen spielten. Nach einer gewissen Zeit betrat er den Schulhof, wo er mit der Rektorin ins Gespräch kam. Auch sie dachte zunächst, dass er irgendein Kind abholen möchte. Als der selbst ernannte König aus Eritrea allerdings mit den Worten „Liebe machen“ auf beliebige Kinder zeigte, forderte sie ihn auf, umgehend das Schulgelände zu verlassen. Anschließend rief sie die Polizei und verfasste aufgrund des Vorkommnisses einen Rundbrief an die Eltern.