200 Teilnehmer bei Demo
Protest gegen Jagdgesetz in Hachenburg: „Es reicht!“
Auch Kinder beteiligten sich mit selbstgemalten Plakaten an dem Protest.
Gaby Wertebach

Mehr als 200 Jäger haben in Hachenburg gegen die geplante Novelle des Landesjagdgesetzes demonstriert. Sie fürchten um das Reviersystem und kritisieren fehlende Praxistauglichkeit. Für Landtagspräsident Hendrik Hering war es ein schwieriger Termin.

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Grelles Orange ist allgegenwärtig an diesem Samstag in Hachenburg. Mehr als 200 Teilnehmer, in der Signalfarbe gekleidet, hatten sich am Samstagmorgen trotz widriger Wetterbedingungen auf dem Alten Markt der Löwenstadt eingefunden, um an einer Kundgebung der Kreisgruppe Westerwald des Landesjagdverbandes gegen die von der Landesregierung geplanten Erneuerung des Landesjagdgesetzes teilzunehmen. Nach dem Willen der Landesregierung sollen die Änderungen zum 1. April 2026 in Kraft treten, die in der Jägerschaft besonders wegen der Aushöhlung des bewährten Reviersystems kritisch gesehen werden.

Der Westerwälder Kreisgruppenvorsitzende Klaus Skowronek begrüßte die Demonstrationsteilnehmer
Gaby Wertebach

Eingeladene Gäste nahmen die Gelegenheit wahr, die Demonstration mit Wortbeitägen zu unterstützen. Zudem sorgte die Bläsergruppe „Hoher Westerwald“ für die musikalische Umrahmung. Der Kreisgruppenvorsitzendes Klaus Skowronek begrüßte die Teilnehmer. „Dass wir uns abseits der gewohnten jagdlichen Pfade in Wald und Feld einmal genötigt sehen protestierend in die Öffentlichkeit zu gehen, das ist eine gänzlich neue Wahrnehmung. Soweit ich mich erinnern kann, hat so etwas im Westerwald noch nicht stattgefunden. Wenn die Politik das Thema noch vor der Sommerpause durch das Parlament peitscht, um es aus dem Wahlkampf herauszuhalten, dann wird die Jägerschaft nicht nur ihre freiwilligen Leistungen einstellen, sondern das Gesetz zum Symbol für schlechte Politik in Rheinland-Pfalz machen. Über 50 Punkte in diesem Gesetz sind überhaupt nicht geregelt, das ist ein Skandal. Es reicht“, fasste Skowronek die Haltung der Jägerschaft zusammen.

Plakate unterstrichen die politische Botschaft der demonstrierenden Jäger.
Gaby Wertebach

Landrat Achim Schwickert schloss sich Skowroneks Meinung an: „In den letzten 25 Jahren hat das mit den Regeln zum Jagdrecht im Westerwald gut geklappt. Deshalb sehe ich nicht ein, dass wir neue Regeln brauchen. Ich werde dafür Sorge tragen, dass im Rahmen dessen, was über kommunale Spitzenverbände gemacht werden kann, das Ding so nicht kommt, wie es jetzt auf dem Tisch liegt. Wenn es früher mal in Bereichen schwierig wurde, dann hat mich meine Erfahrung gelehrt, dass mehr Verwaltung, Kontrolle und Misstrauen nicht helfen“. Schwickert wünschte der Jägerschaft viel Erfolg, wenn sie jetzt ihre Stärke sammle und ihre Argumente vortrage.

„Mancher Jagdpächter wird sich überlegen, ob er in Rheinland-Pfalz noch eine Jagd pachtet.“
Jörg Wirths, Kreisjagdmeister der Kreisgruppe Altenkirchen

„Bleibt dabei, seid hartnäckig“, erklärte Matthias Müller als Sprecher der Westerwälder Landwirte. Ihn verwundere es, dass in drei Jahren keine Einigkeit erzielt worden sei bezüglich Änderung des Jagdrechtes. Er sieht die Verantwortung ganz klar beim Umweltministerium, das sich allzu oft „von ideologisch Getriebenen“ beraten ließe.

Auch Jörg Wirths, Kreisjagdmeister der benachbarten Kreisgruppe Altenkirchen, hält die Änderungen für untragbar und argumentierte unter anderem: „Mancher Jagdpächter wird sich überlegen, ob er in Rheinland-Pfalz noch eine Jagd pachtet“. Absolut unverständlich sei es, dass die Fachleute ignorieren, dass der erhöhte Jagddruck den Wildschaden fördere.

Trotz widriger Wetterbedingungen kamen mehr als 200 Demonstrationsteilnehmer auf den Alten Markt in Hachenburg.
Gaby Wertebach

„Man kann nicht Gesetze und Regelungen machen, ohne mit der Praxis zu sprechen“, stellte die Landtagsabgeordnete Jenny Groß (CDU) fest. Es sei schlecht, über die Köpfe von Menschen hinweg zu entscheiden und ihnen vorzuschreiben, wie viel sie zu jagen und was sie zu tun und zu lassen hätten. Sie sehe auch die Not nicht, dass diese Novellierung noch vor der Sommerpause in Mainz durchgepeitscht werden müsse.

„Dass man uns aus Mainz sagen will was wir hier vor Ort im Westerwald zu leisten haben, das kann es doch nicht sein, das ist Brandstiftung vor Ort“, so der Westerwälder Kreisjagdmeister Bernd Schneider bezüglich der Pläne von Ministerin Katrin Eder.

Landtagspräsident Hendrik Hering (SPD) kam nicht gut an mit seiner Rede. „Wenn das Miteinander stimmt, dann sind diese Bestimmungen nicht nötig. Wenn sich Verpächter, Jäger und Forstverwaltung einig sind, kann man so weitermachen“, sagte er. Er sei allerdings der Meinung, dass ein gutes Miteinander auch auf Grundlage des geänderten Gesetzes möglich sei, was die Demonstranten mit Buh-Rufen und Pfiffen quittierten sowie Kommentaren wie: „Das ist das Allerletzte.“

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