Im Bereich der PD Montabaur konnten im Jahre 2021 insgesamt 6237 Tatverdächtige ermittelt werden (2020: 6692). Der Anteil der nichtdeutschen Tatverdächtigen ist mit 21,4 Prozent nahezu unverändert (2020: 21,2 Prozent). Von den 6237 ermittelten Tatverdächtigen des Jahres 2021 waren insgesamt 1143 Personen unter 21 Jahre alt (2020: 1251). Diese Zahl entspricht einem Anteil von 18,3 Prozent (2020: 18,7 Prozent).
Bereitschaft zur Anzeige steigt
Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung haben gerade in den vergangenen Jahren einen hohen Aufmerksamkeitsgrad in der Öffentlichkeit erzielt. Die Fallzahlen sind laut Statistik für die Direktion Montabaur um 66 auf 315 Fälle gestiegen. Die Aufklärungsquote ist leicht um 1,7 Prozent auf nunmehr 89,5 Prozent gesunken. Das stetige mediale Interesse und die Berichterstattung zu der Thematik Gewalt gegen Frauen hätten auch im Jahr 2021 kaum nachgelassen, heißt es. Dies wirke sich auch auf das Anzeigeverhalten von betroffenen Frauen aus. Mit der öffentlichen Debatte gehe einher, dass die Tabuisierung von sexualisierter Gewalt gegen Frauen und auch sexueller Gewalt gegen Kinder sinke und die Bereitschaft steige, Anzeige zu erstatten.
Zahlen dazu im Detail: Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung unter Gewaltanwendung oder Ausnutzung eines Abhängigkeitsverhältnisses sind mit 102 Fällen (2020: 92) angestiegen. Die Taten geschehen häufig im Rahmen von Bekanntschaften, ehemaligen Partnerschaften, unter Ehepartnern oder durch flüchtige Bekannte. Die Vielzahl der Straftaten, die im sozialen Umfeld stattfindet, wird nun nicht mehr bagatellisiert und dürfte vermehrt zur Anzeige gebracht werden.
Hinsichtlich der Straftaten gegen die sexuelle Selbstbestimmung ist anzumerken, dass aufgrund der damit einhergegangenen Gesetzesänderung Straftaten wie sexuelle Übergriffe/Belästigungen zuvor als Beleidigungen strafbar waren und damit statistisch zu einer anderen Deliktgruppe zählten. Beim sexuellen Missbrauch von Kindern registriert die Polizei Montabaur einen Anstieg um 31 auf 59 Fälle im Jahr 2021. Die Verbreitung kinderpornografischer Schriften ist um 27 auf 128 Fälle angestiegen.
Mehr Tatbestände in den sozalen Medien
„Insgesamt stellen wir einen Anstieg der Fallzahlen basierend auf Tatbestandsverwirklichungen in den sozialen Medien fest“, konstatiert die Polizei. Die Fallzahlen seien grundsätzlich wenig beeinflussbar, da Anzeigen nur durch aufmerksame Internetnutzer oder im Rahmen von Ermittlungsverfahren erstattet werden, die bei anderen Polizeidienststellen, etwa Landeskriminalämtern oder dem BKA, geführt und aufgrund der Zuständigkeit an hiesige Dienststellen gesandt werden. Zudem sei schon die aktive Recherche nach Kinderpornografie im Internet strafrechtlich relevant, da bereits der Aufruf von Kinderpornografie strafbar ist.
Weiterhin sei die Steigerung durch die unabhängige US-Organisation „NCMEC“ (The National Center for Missing & Exploited Children) zu verzeichnen, von der ebenfalls Verdachtsfälle gemeldet werden. Zudem gingen mehrere Verfahren aus umfangreichen Ermittlungsverfahren aus Nordrhein-Westfalen in Montabaur ein, weil dort nach Auswertungen sichergestellter Datenträger Beschuldigte im hiesigen Dienstbezirk ermittelt werden konnten.
Weniger Wohungseinbrüche
Die Fallzahlen der Wohungseinbruchsdiebstähle sind laut Statistik deutlich um 45 Prozent auf nunmehr 99 Fälle gesunken. Dies stellt die niedrigste Fallzahl seit Bestehen der Polizeidirektion Montabaur dar. Maßgelblich für den aktuellen Rückgang der Fallzahlen dürften die Auswirkungen des Corona-Lockdowns sein. Durch die eingeschränkte Bewegungsfähigkeit mangele es Tätern schlichtweg an Gelegenheiten. Bei insgesamt 58 Fällen (59 Prozent) blieb es beim Versuch.
50 Prozent aller Taten (49 Fälle) ereigneten sich im Zuständigkeitsbereich der Polizeiinspektion Montabaur. Diese Straftaten hängen im Wesentlichen mit der Kriminalitätsachse A 3 und A 48 und den überregionalen Bundesstraßen B 49, B 255 und der Landesstraße L 318 zusammen. Bei Kontrollmaßnahmen und Ermittlungen fielen immer wieder auswärtige Fahrzeuge auf, die im Zusammenhang mit den Taten stehen dürften. Neben der Achse „BAB 3“, die als Zu- und Abfahrt von Wohnungseinbrechern aus dem Raum Köln/ Frankfurt genutzt wird, spielte auch im Jahr 2021 die B 255 in Richtung Norden eine Rolle.
Die Ermittlung von Verdächtigen zeigt erneut, dass eine Vielzahl der Taten von vorwiegend überörtlich agierenden, bandenmäßig organisierten Tätergruppen verschiedenster Nationalitäten begangen wird. Diese Tätergruppen hinterlassen meist kaum individuelle Tatspuren. Eine Aufklärung gestaltet sich dadurch äußerst schwierig. Präventive Maßnahmen und Aufklärung der Bevölkerung sind von hoher Bedeutung.
Das Fazit der Polizeidirektion Montabaur
Die positive Entwicklung der vergangenen Jahre hat sich in der Kriminalitätsstatistik 2021 fortgesetzt. Durch diese Entwicklung sank die Kriminalitätsbelastung für die Polizeidirektion Montabaur auf 4139 Straftaten pro 100.000 Einwohner. Damit liegt die sogenannte Häufigkeitszahl nicht nur deutlich unter der des Jahres 2020 (4347), sondern nach wie vor auch erheblich unter dem Landesschnitt, der 2021 einen Wert von 5161 ausweist.
„Die insgesamt rückläufigen Fallzahlen beschreiben einen erfreulichen Status quo, dürfen aber nicht über die hohen und stetig steigenden Herausforderungen und Ermittlungsaufwände bei bestimmten Deliktsphänomenen hinwegtäuschen.“
Die Polizei in ihrer Pressemitteilung
Der Rückgang im Bereich der klassischen „Holkriminalität“ (Betäubungsmittel) sowie der Delikte, die eine physische Interaktion zwischen Täter und Opfer erfordern, sei sicherlich auch auf die Einschränkungen im Rahmen der Eindämmung der Corona-Pandemie zurückzuführen. „Die insgesamt rückläufigen Fallzahlen beschreiben einen erfreulichen Status quo, dürfen aber nicht über die hohen und stetig steigenden Herausforderungen und Ermittlungsaufwände bei bestimmten Deliktsphänomenen hinwegtäuschen.“ Hier seien nur exemplarisch die Auswertungen von unvorstellbar hohen Datenmengen bei der Bekämpfung der Kinderpornografie sowie die Aus- und Bewertung von Kommunikations-/Chatverläufen in nahezu allen Deliktsbereichen zu nennen.
Was in der Statistik noch besonders ins Augefällt
Rückgang der Rohheitsdelikte um 118 (minus 4,6 Prozent) von 2556 auf 2438 Fälle
Rückgang der Körperverletzungsdelikte um 203 auf 1459 Fälle (minus 12,2 Prozent)
Anstieg der tätlichen Angriffe auf Vollstreckungsbeamte um 16 Fälle (plus 57 Prozent) auf 44 Attacken
Rückgang der Sachbeschädigungen um 46 auf 1427 Fälle
Leichter Rückgang der Betäubungsmitteldelikte um 63 auf 1379 Fälle
Nach dem deutlichen Anstieg 2017 und 2018 sind die Verstöße gegen das Waffengesetz nahezu unverändert bei 141 Fällen im Vergleich zum Vorjahr