Öko-Experiment im Westerwald
„Plastik-Fasten“ ist nicht so einfach wie gedacht
Tomaten, Paprika oder Pflücksalat: Auch in Bio-Qualität sind viele Obst- und Gemüsesorten im Supermarkt nur in Kunststoff verpackt erhältlich. Bei Beginn der Fastenzeit habe ich noch einiges an Vorräten im Kühlschrank, die ich selbstverständlich aufbrauche - mindestens für die nächsten sieben Wochen will ich Plastikhüllen möglichst vermeiden.
Katrin Maue-Klaeser

„Sieben Wochen ohne“ heißt eine kirchliche Fastenaktion. Ich will es sieben Wochen (möglichst) ohne Plastik versuchen. Was simpel klingt, ist an vielen Stellen doch anspruchsvoll – denn der Teufel soll ja nicht mit dem Beelzebub ausgetrieben werden.

Die Fastenzeit hat begonnen – die einen lassen den Alkohol weg oder Fleisch, andere Schokolade oder gleich alle Süßigkeiten. Mancher verzichtet aufs Fernsehen oder soziale Medien, einige aufs Auto. Es gibt eine Menge lieb gewordener Gewohnheiten, die Zeitgenossen von Aschermittwoch bis Ostern für sieben Wochen ruhen lassen – sei es der Gesundheit oder Umwelt zuliebe, oder um sie wieder zu etwas Besonderem zu machen. Oder vielleicht auch, um anschließend dauerhaft Verzicht zu üben.

Ich habe mich in diesem Jahr fürs „Plastik-Fasten“ entschieden, ein Experiment, das ich schon länger einmal angehen wollte. In einer kleinen Artikelserie möchte ich die Erfahrungen der kommenden Wochen wiedergeben – einige Informationen, vielleicht sogar Denkanstöße geben. Möglicherweise zeigt sich aber auch an manchen Stellen, dass Aufwand und Effekt in keinem vernünftigen Verhältnis stehen.

„Plastikfrei einkaufen – so schwierig kann das nicht sein.“
Dachte ich vor Beginn des Fasten-Experiments

„Plastikfrei einkaufen – so schwierig kann das nicht sein“, denke ich zuerst – mit Blick darauf, dass ich ohnehin schon viele Lebensmittel auf dem Markt, im Bioladen oder in der Bioabteilung des Supermarkts einkaufe, möglichst pfand- oder unverpackt. Doch schon der nächste Handgriff in der Küche bringt mich ins Grübeln: Diese kleinen Kunststoffbeutel mit Katzenfutter nutze ich schon länger, weil die verwöhnten Kater Nassfutter aus angebrochenen Dosen erfahrungsgemäß mit Nichtachtung strafen und es eher vergammeln lassen, als es zu fressen. Das scheint mir weder wirtschaftlich noch umweltbewusst.

Nun sind Blechdosen ökologisch auch nicht der Renner – jedenfalls zeichnet sich hier rasch ab, dass es nicht ganz so einfach ist, Plastik aus dem Alltag zu verbannen. Ich erlege mir also einige Regeln samt Ausnahmen auf: Spontankäufe auf dem Weg zur Arbeit versuche ich zu vermeiden, denn beispielsweise Bio-Gemüse ist eher in Plastik verpackt als konventionell erzeugte Sorten. Auch gibt es im Supermarkt zwar eine große Vielfalt an Pflanzendrinks, aber alle im Tetrapak.

Wenige Infos sind neutral und umfassend

Ich beginne zu recherchieren. Bloß: Wie tief steige ich in diese persönliche „Umweltverträglichkeitsprüfung“ ein? Es gibt unendlich viele Parameter, von der Recyclingquote samt dem Energieaufwand für die Wiederverwertung über das Verpackungsgewicht, das sich auf den Treibstoffverbrauch beim Transport auswirkt, bis hin zur Eignung bestimmter Materialien für bestimmte Inhalte. Aus einigen Fundstellen wird in den folgenden Serienteilen zitiert werden – beispielsweise von der Internetseite der Verbraucherzentralen. Rasch zeigt sich auch: Es gibt viele Lobby-Seiten, mal von Kunststoffproduzenten, mal von Weißblechherstellern, deren Aussagen sicher mit Vorsicht zu genießen sind.

So simpel wie gedacht wird es also nicht werden mit dem „Plastik-Fasten“ – und mit der Suche nach alternativen Produkten. Und ein bisschen Verzicht gehört auch dazu: Mein Lieblingsmüsli gibt es selbst im Bioladen nur im Plastikbeutel, also steige ich auf Frühstücksflocken in der Papiertüte um. Vielleicht bleibe ich ja dabei.

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