Artenschutz im Westerwald
Pflegemaßnahmen für seltenen Falter sind angelaufen
Im Hohen Westerwald gibt es eine Rarität: Dort ist der Blauschillernde Feuerfalter noch zu finden. Doch die Bestände sind bedroht, sie sollen durch gezielte Maßnahmen gestärkt werden.
Klaus Fischer

Population des Blauschillernden Feuerfalters soll gezielt gestärkt werden. Bei einem Treffen wurde konkret erklärt, wie dieses Ziel im Hohen Westerwald realisiert werden soll. 

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Im November 2024 hat die Will und Liselott Masgeik-Stiftung aus Molsberg zusammen mit lokalen Akteuren ein umfangreiches Artenschutzprojekt zum Blauschillernden Feuerfalter (Lycaena helle) im Hohen Westerwald begonnen. Nach der diesjährigen sommerlichen Aktivitätsphase des Schmetterlings haben nun die verschiedenen Pflege- und Entwicklungsmaßnahmen begonnen, mit denen der Lebensraum dieser seltenen und stark rückläufigen Art verbessert und ausgeweitet werden soll.

Eine besonders großflächige Wiedervernässungsmaßnahme wird im Rahmen des Projektes im Einzugsgebiet des Ketzerbaches in der Gemarkung Katzhausen umgesetzt, teilt die Stiftung mit. Hierzu haben die Ortsgemeinden Willingen und Liebenscheid in Abstimmung mit dem örtlichen Forstrevierleiter Dirk Steffen, der den Anstoß für die Vernässungsmaßnahme gegeben hatte, insgesamt fünf Hektar Waldfläche dem Projekt zur Verfügung gestellt.

Diese historisch als Viehweide genutzte Senke wurde bereits ab Mitte des 19 Jahrhunderts durch die Errichtung mehrerer Gräben entwässert, die während der sukzessiven Aufforstung und Bewaldung ausgebaut und fortgeführt wurde. Die so geschaffene Entwässerung der Fläche ist im Gelände bis heute wirksam und soll nun durch den Verschluss der Entwässerungsgräben zurückgebaut werden, um mehr Wasser in der Fläche zu halten.

Anstelle des linearen Wasserabflusses sollen zahlreiche flache Feuchtmulden in einem Mosaik mit trockenen Erhebungen innerhalb des wieder aufkommenden Waldes entstehen, wird weiter erklärt. Für die Umsetzung werden weitestgehend die bestehenden Forsteinrichtungslinien genutzt, um eine zusätzliche Bodenverdichtung abseits der Rückegassen zu vermeiden. Die so neu entstehenden flachen Mulden und Senken sollen dann neuen Lebensraum für den Schlangenknöterich und im Nachgang auch für den Blauschillernden Feuerfalter bieten.

Vorstellung der Maßnahmen im Rahmen des Artenschutzprojektes zum Blauschillernden Feuerfalter im Hohen Westerwald
Philipp Schiefenhövel

Im Vorfeld zu dieser umfänglicheren Maßnahme waren etliche Abstimmungsgespräche mit den Ortsgemeinderäten von Willingen und Liebenscheid und den zuständigen Behörden, wie dem Forstamt Rennerod, der Unteren Wasserbehörde, der Unteren sowie der Oberen Naturschutzbehörde, sowie Vertretern der Wasserwerke der Verbandsgemeindeverwaltung, den örtlichen Jagdpächtern nötig. Von diesen kamen nun einige nach Katzhausen,  um sich mit Vertretern des Vorstandes der Masgeik-Stiftung und der Stiftung für Natur und Umwelt Rheinland-Pfalz die Arbeiten der ausführenden Firma Klein aus Deesen vor Ort anzuschauen, heißt es in der Pressemitteilung weiter.

Hauptflugzeit ist im Mai und Juni

Die Hauptflugzeit des Blauschillernden Feuerfalters liegt im Mai und Juni, wo er entlang der Bachtäler des Hohen Westerwaldes in feuchten Brachen und nährstoffarmen Feuchtwiesen noch an einigen Standorten anzutreffen ist. Mit dem projektinternen Monitoring wurde der Status quo der aktuellen Verbreitung des Schmetterlings im rheinland-pfälzischen Westerwald in diesem Frühsommer erfasst, um so die Pflegemaßnahmen flächenscharf an das Vorkommen anpassen zu können.

Nach der Paarung der Schmetterlinge legt das Weibchen einzelne Eier auf den Blattunterseiten des Schlangenknöterichs ab. Der Knöterich ist die einzige Futterpflanze der Raupen, die sich in der Regel bis Ende August an den Blattunterseiten und vor allem der bodennahen Laubstreu verpuppen, um dort zu überwintern.

Was danach im Herbst passiert

Im Anschluss an diese sensible Phase finden nun die Pflegemaßnahmen statt. Hierzu werden stark eutrophierte – also mit anderen Hochstauden, wie Mädesüß, Brennessel, Rohrglanzgras oder Himbeeren zugewachsene Brachen – in der Umgebung der besiedelten Schlangenknöterichbestände gemäht und frei geschnitten. An stark verbuschten Populationsstandorten werden ab Oktober Weidengehölze und Sträucher zurückgeschnitten, um einer Verdrängung des Schlangenknöterichs durch die Gehölze vorzubeugen. Außerdem werden durch den Gehölzrückschnitt zugewachsene, im Winter wasserführende Gräben freigeschnitten, die dann im Nachgang mit Erdmaterial verschlossen werden sollen, um eine Wiedervernässung der umliegenden Flächen zu bewirken.

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