Blechblasinstrumente machen sich in österlichen Konzerte einfach hervorragend, denn sie sind wie geschaffen dafür, die überströmende Freude über die Auferstehung Christi unüberhörbar in die herrlichsten Melodien zu verwandeln. Dabei ist es nicht nur das goldfunkelnde Erscheinungsbild, dem viele Musikfreunde nicht widerstehen können, sondern auch die besondere Festlichkeit, die die Interpreten in die Konzerträume zu zaubern verstehen. Deshalb war es wenig erstaunlich, dass der legendäre „Osterjubel in Blech“ am Ostermontag wieder unzählige Besucher in die Abtei Marienstatt zog.
Während in den Vorankündigungen vom „Trio Piccorgan“ mit drei spanischen Musikern die Rede gewesen war, erschien das Ensemble durch Krankheitsausfälle teilweise in anderer Besetzung. Das tat der Qualität aber keinerlei Abbruch, denn neben Trompeter Miguel Conde (Toledo/Spanien) waren noch Trompeter Vid Jelenc (Maribor/Slowenien) und Organist Giacomo Gabusi (Bologna/Italien) mit von der Partie – und diese jungen, freundlichen Musiker hatten sämtlich enormes Talent und brillante Referenzen vorzuweisen. In seiner Begrüßung wünschte Frater Gregor OCist allen Zuhörern ein gesegnetes Osterfest und führte aus, dass an Ostern die Sehnsucht nach einem erfüllten Leben gestillt werde: „Das österliche Licht scheint mitten in diese Welt. Sie ist kein auswegloser Ort, und unser Leben ist keine Sackgasse. Wir können die Welt verändern im besten Sinne – und sei es in noch so kleinen Schritten.“ Dazu verleihe Gott die Kraft, die Chance und die Freiheit. Seine innigen Gedanken waren aber auch bei Papst Franziskus, der am Morgen des Konzertes verstorben war.

Als das Musiker-Trio das Programm dann mit Francesco Manfredinis „Konzert in C-Dur für zwei Trompeten“ eröffnete, wurde schnell klar, dass die künstlerische Messlatte hoch hängen würde. Nach den beiden Allegro-Sätzen, die mit prächtigen Fanfaren ein sanft-wiegendes Adagio für Orgel solo einrahmten, hätte das Publikum auch zu gerne sofort applaudiert. Aber da es in Marienstatt guter Brauch ist, den Beifall bis zum Ende des Konzertes aufzusparen, musste noch ein wenig Geduld aufgebracht werden. Das Publikum erfreute sich nun an der dreisätzigen „Sonata in D-Dur“ von Georg Philipp Telemann und an Alessandro Scarlattis Werk „Si riscaldi il Tebro“, bei dem sich die Trompeter zur Verdeutlichung der Echo-Effekte räumlich trennten – eine originelle Idee.
Den beliebten Choralsatz „Jesus bleibet meine Freude“ von Johann Sebastian Bach gestalteten die beiden Bläser anschließend wunderbar gesanglich. Doch was wäre das Programm ohne ihren kongenialen Kollegen an der Orgel gewesen, der nicht nur souverän begleitete, sondern auch solistisch glänzte? Giacomo Gabusi erhielt schon mit zehn Jahren Unterricht am Konservatorium in Bologna und stemmte nicht nur mühelos das bearbeitete Vorspiel zu Richard Wagners Oper „Die Meistersinger von Nürnberg“ (eine Extra-Gratulation zu dieser Leistung), er brachte in „Batalla Famossa“, einem majestätischen Stück aus der Feder eines anonymen Komponisten, auch die „Spanischen Trompeten“ der Marienstatter Orgel eindrucksvoll zum Schmettern. Und damit nicht genug – etwas später zog Giacomo Gabusi mit der themenreichen, opulenten „Concert Ouverture Nr. 2 in e minor“ von Alfred Hollins noch ein drittes Mal alle Register seiner Virtuosität.

Kaum waren dann die letzten Töne der viersätzigen „Sonata in D für zwei Trompeten“ mit Orgelbegleitung von Petronio Franceschini verklungen, gab es im Publikum kein Halten mehr. Es applaudierte minutenlang begeistert und erhaschte noch eine kurze Zugabe. Das „Trio Piccorgan“ brachte nicht nur jugendliches, internationales Flair in die Abtei. Den drei Musikern ist es auch gelungen, das diesjährige Osterfest auf beschwingte und trotzdem anspruchsvolle Weise zu veredeln. Daran werden sich alle, die diesen Kunstgenuss miterleben durften, noch lange und gerne erinnern.