Westernohe
Ortschef wurde Aushilfswirt: In Westernohe zapft der Bürgermeister
Volker Abel, Ortsbürgermeister von Westernohe, beim Zapfen eines Bieres in der gemeindeeigenen Kneipe, die derzeit noch in dem neu errichteten Saal im Gemeindezentrum untergebracht ist.
Röder-Moldenhauer

Westernohe. Dass Volker Abel einmal zum Hobbywirt mit einer Schanklizenz zum wird, hätte er wohl selbst nie vermutet. Der Bürgermeister von Westernohe (45) möchte mit einem Förderverein der einzigen Kneipe im Ort ein Weiterbestehen ermöglichen. Er ist aber froh, dass zum Jahreswechsel ein Pächter gefunden ist.

Volker Abel, Ortsbürgermeister von Westernohe, beim Zapfen eines Bieres in der gemeindeeigenen Kneipe. Derzeit ist sie noch in dem neu errichteten Saal im Gemeindezentrum untergebracht ist. Foto: Röder-Moldenhauer

Von unserer Reporterin Angela Baumeier

Einem Verfall der Dorfgemeinschaft entgegenwirken: Damit fing an, was den Ortsbürgermeister später in einem IHK-Lehrgang zum Nebenbei-Kneipenwirt mit Ausschanklizenz werden ließ. Im April 2011 kaufte die Gemeinde das ehemalige „Gasthaus Riebel“ auf. Seit 1832 war es im Familienbesitz, aber die Inhaber hatten es Anfang der 1990er-Jahre aus Altersgründen abgegeben, die Pächter wechselten. Zeitweise führte Familie Riebel dann selbst noch einmal die Traditionsgaststätte, bis das gänzliche Aus kam.

Das Gebäude liegt günstig in unmittelbarer Nähe zur Kirche, dem Pfarrhaus und auch dem wiederbelebten Backes. Westernohe besaß bislang kein eigenes Dorfgemeinschaftshaus und auch keine Mehrzweckhalle. „Das zentral gelegene Haus war eine einmalige Gelegenheit, um im Interesse aller nun dort ein multifunktionelles Gemeindezentrum zu schaffen“, berichtet Abel. Und die Ortsgemeinde hatte noch mehr vor: Die Gaststätte sollte erhalten bleiben und nach dem Umbau des Gebäudes verpachtet werden.

Die Ortsgemeinde Westernohe hat die ehemalige Traditionsgaststätte "Riebel" gekauft. Dort entsteht ein Gemeindezentrum, das im neuen Jahr eingeweiht wird. Foto: Röder-Moldenhauer

Doch wer würde sich darauf einlassen, wenn das Lokal erst einmal – während der Bauphase – geschlossen wäre? „Wenn sie erst einmal zu wäre, würde sie einschlafen“, berichtet Abel von den damaligen Überlegungen. Um das drohende Kneipensterben in der 1000-Seelen-Gemeinde zu verhindern, fassten sich die Westernoher ein Herz, gründeten einen Förderverein – und führten seither die Dorfkneipe in Eigenregie weiter. Abel beantragte eine Ausschanklizenz, besuchte einen IHK-Lehrgang, forderte eine Unbedenklichkeitserklärung vom Finanzamt und sein polizeiliches Führungszeugnis an. So wurde er zum Hobbywirt.

Drei Frauen erhielten einen Minijob und betreiben seitdem den Gaststättenbetrieb gemeinsam mit weiteren Vereinsmitgliedern. Der Gewinn wird für den Erhalt und die Förderung der Dorfgemeinschaft verwendet, beispielsweise wurden Geschirr und Besteck, Gläser und auch eine Beschallungsanlage gekauft. Geöffnet ist mittwochs bis sonntags ab 18 Uhr.

„Die Gaststätte wird gut angenommen“, berichtet Abel. Gezapft und ausgeschenkt wurde bis Ende Juli im ehemaligen Gaststättenbereich. Wie Abel berichtet, war das eine besondere Art der Bewirtschaftung während der Bauphase, beispielsweise war von April 2013 bis Januar 2014 ein Toilettenwagen in Betrieb. Dann wurde der alte Gastraum selbst zur Baustelle. Von April bis Oktober 2014 wurde die Gemeindekneipe deshalb ins Sportlerheim ausgelagert, bevor sie in dem neu gebauten großen Saal des Dorfzentrums untergebracht werden konnte.

Inzwischen sind die Arbeiten im ehemaligen Gaststättenbereich fast abgeschlossen. Noch vor Jahresende wird dann dort wieder der Ausschank möglich sein. Abel bekennt: „Ich bin froh, dass nach dreieinhalb Jahren meine Wirtszeit enden wird. Wir haben einen Pächter zum 1. Januar 2015.“

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