Die Große Nister bekommt in der Ortslage von Emmerichenhain ein neues Aussehen: Zum symbolischen Spatenstich für die Renaturierung des Gewässers im Renneroder Stadtteil reiste am Mittwoch Erwin Manz, Staatssekretär im rheinland-pfälzischen Klima- und Umweltministerium, in den Hohen Westerwald.
Tatsächlich ist die rund 800 Meter lange Baumaßnahme aber schon seit Anfang Mai in Gange, sodass sich der Gast aus Mainz und alle anderen Teilnehmer der Veranstaltung bereits in einem Streckenabschnitt ein Bild davon machen konnten, wie die Flussaue künftig aussehen wird. Ein starker Kontrast dazu ist der untere Teil des Baufelds, in dem die Arbeiten noch ausstehen. Das Mittelstück zwischen Ober- und Unterlauf, wo derzeit kräftig gebaggert, modelliert, Erde und Steine bewegt werden, bildet in seinem aktuellen Zustand gleichsam den Übergang.
Flussbett wird mehrfach verschwenkt
Nach Renaturierungen im Quellbereich der Nister bildet das aktuelle Projekt in Emmerichenhain die dritte Etappe zur Verbesserung des Gewässerverlaufs auf dem Gebiet der Verbandsgemeinde Rennerod, informierte Bürgermeister Gerrit Müller. Die Herausforderung bei den momentanen Arbeiten ist, im Unterschied zu den beiden ersten Maßnahmen, die beidseitige, recht dichte Bebauung entlang des Flusses. Somit kommt dieser Etappe neben dem Naturschutz eine weitere, besonders wichtige Funktion zu: dem Hochwasserschutz.

Der Bereich im Renneroder Stadtteil war bislang noch der Letzte in Zuständigkeit der Verbandsgemeinde, in dem die Nister in einem künstlichen, zumeist gerade geführten Flussbett lag. Durch die Renaturierung wird das Gewässer an seinen ursprünglichen, kurvenreichen, mäandernden Verlauf mit Altarmen angeglichen, das Flussbett mehrfach verschwenkt. Das führt dazu, dass künftig auch Gehölzinseln mit recht üppiger Bepflanzung mitten im Fluss liegen, wie Planer Andreas Pohle vom Büro Planeo (Hachenburg) bei einem Rundgang erklärte.
Naherholungswert des Gebietes steigt
Schon früher führte ein beliebter Wanderweg an diesem Nister-Abschnitt vorbei. Dieser und somit der Naherholungswert des Gebiets würden dadurch aufgewertet, so Bürgermeister Müller. „Wir haben dort künftig eine neue, schicke Ecke“, freut sich der Verwaltungschef. Dem Land Rheinland-Pfalz, vertreten durch Staatssekretär Manz, dankte er für die hohe Förderung der Maßnahme aus dem Programm Aktion Blau plus, die 95 Prozent (734.000 Euro) der förderfähigen Kosten beträgt. Insgesamt belaufen sich die Baukosten auf circa 1 Million Euro. Mit der Aktion Blau plus unterstütze das Land nicht nur die reine Gewässerentwicklung, sondern auch begleitende Aspekte wie etwa das Naturerlebnis für Besucher.

Das Fördergeld, so erläuterte Manz, stamme überwiegend aus dem Topf des Wasserentnahme-Geldes, auch als Wasser-Cent bekannt, der eine solche Unterstützung ermögliche. Durch die Renaturierung werde nicht nur die Gewässerqualität der Nister als Lebensader für Tiere und Pflanzen verbessert, sondern auch die Aufenthaltsqualität für die Menschen. Durch die Begradigung des Flusses hätten bislang Kleinbiotope für viele Arten gefehlt, die nun neu angelegt würden. Zugleich würden die Siedlungsbereiche durch vorbeugende Maßnahmen besser gegen Hochwasser geschützt, da das Ablaufprofil mehr Platz erhalte und das Wasser in der Aue verbleibe. Allen Haupt- und Ehrenamtlichen (zum Beispiel der Arge Nister) dankte Manz für ihren Einsatz.
Erlebnisraum für Kita-Kinder entsteht
Zu den direkten Anrainern gehört auch der Kindergarten: Für die Kleinen sollen zugängliche Flachstellen ans Wasser geschaffen werden, damit die Jungen und Mädchen hier planschen, matschen, bauen und die Natur entdecken können. Im Wasser lebende Fische wiederum sollen durch tiefere, stillere Bereiche Möglichkeiten zum Rückzug bekommen.
Mit der Fertigstellung der Baumaßnahme rechnen die Verantwortlichen der ausführenden Baufirma Reuscher (Rennerod) im August. Bis dann soll zudem eine Fußgängerbrücke etwa in der Mitte der Renaturierungsstrecke gesetzt sein. An deren künftiger Stelle befindet sich aktuell noch eine provisorische Überfahrmöglichkeit für Baufahrzeuge.
Kormoran spielt am Oberlauf der Nister keine Rolle
Der Besuch von Staatssekretär Erwin Manz in Emmerichenhain war der zweite Aufenthalt eines Mitglieds der Landesregierung an der Nister binnen einer Woche: Zwei Tage zuvor hatte Ministerpräsident Alexander Schweitzer auf seiner Ehrenamtsreise unter anderem Station bei der Muschelstation der Arge Nister in Stein-Wingert gemacht. Großes Thema bei diesem Treffen war der Fraßdruck des Kormorans auf die Fischpopulation in diesem Flussabschnitt. Am Oberlauf der Nister im Hohen Westerwald spiele dieses Problem jedoch keine große Rolle, erläuterte Roland Mauden, Fischereireferent bei der SGD-Nord, auf Nachfrage. Er setze generell auf eine vor rund einem Jahr mit dem Naturschutz erarbeitete Strategie im Umgang mit dem Raubvogel. Diese sehe an mittelgroßen Gewässern wie der Nister eine Bejagung des Kormorans unter bestimmten Auflagen vor. An anderen Gewässern müsse man eine gewisse Population des Fischräubers ohne Bejagung dulden. Zudem würden Schutzmethoden wie Fischunterstände getestet. nh

Arge Nister bittet Landesvater um Hilfe für die Fische
Der rheinland-pfälzische Ministerpräsident Alexander Schweitzer bereist am Montag den Westerwaldkreis. Dabei geht es ihm darum, interessante ehrenamtliche Projekte kennenzulernen und zugleich das Ehrenamt zu würdigen.