Er fährt fort: „Wir sind der Meinung, dass durch die Einengung eine Geschwindigkeitsreduzierung herbeigeführt werden würde. Und das war ja zwei Jahre so geplant.“ Warum also wurde dieser Rückbau nötig, der auch bei Anwohnern die Sorge schürt, dass nun das Ziel verfehlt werde, die Verkehrsmenge und die Fahrgeschwindigkeit innerhalb des Ortes zu drosseln, um die Lebensqualität und die Sicherheit der Fußgänger/Kinder wieder zu steigern?
Seitens des Landesbetriebs Mobilität Diez führt der stellvertretende Baudirektor Benedikt Bauch auf unsere Anfrage hin eine ganze Reihe von Argumenten für die getroffene Entscheidung an. Während der baulichen Umsetzung sei dem LBM die Einengung vor der Kirche bedenklich aufgefallen. Man müsse „den Dingen kritisch gegenüberstehen, die sich erst beim Bau offenbaren und eine finale Betrachtung ermöglichen. So kommt es in Einzelfällen durchaus vor, dass sich Sachverhalte in den Planunterlagen recht ansehnlich darstellen, in der Örtlichkeit jedoch einer Korrektur bedürfen“, betont Bauch.
Die Einengung vor der Kirche könnte aus Sicht des LBM künftig zu einer Gefahrenquelle werden, anstatt die Verkehrssicherheit zu erhöhen: Denn die Einengung befindet sich inmitten eines Gefällebereichs der K 176. Dies sei besonders bei Regen, im Winter und für Lkws bei plötzlichen Brems- oder Lenkmanövern gefährlich.
Aus Oberahr kommend, würden die Autofahrer zudem möglicherweise die entgegenkommenden Fahrzeuge, die plötzlich hinter dem Fachwerkhaus auftauchen, zu spät erkennen, wird befürchtet. Und umgekehrt würden die Kfz-Fahrer, die von Boden kommen und links nach Ötzingen einbiegen möchten, die Autos von Oberahr relativ spät erkennen. Kurzum: „Der Bereich ist zu unübersichtlich für eine Einengung“, so der LBM, also gefährlich für die Verkehrsteilnehmer. Aus Sicherheitsgründen habe die teilfertige Einengung wieder beseitigt und die Fahrbahn der K 176 in voller Breite hergestellt werden müssen.
Außerdem werde die K 176 weiterhin einen beachtlichen Verkehr sicher und reibungslos zu bewältigen haben. Bauch betont: „Es handelt sich nach wie vor um eine klassifizierte Kreisstraße und nicht um eine Gemeindestraße mit ,Gestaltungsfunktion'.“ Und, so fügt er weiter an, die K 176 müsse auch später noch zeitweise den Bundesstraßenverkehr bewältigen können, sofern die Umgehung B 255 durch gewisse Umstände (Fahrbahn- und Brückenunterhaltung/-sanierung, Unfälle, Sperrung wegen Unwetter) gesperrt werden muss.
Außerdem würden Einengungen wie „Beschleunigungsdüsen“ wirken: Autofahrer fahren bewusst schneller, um als Erster das Hindernis passieren zu können, sagt Bauch. Die erwartete Bremswirkung des Verkehrs kehre sich ins Gegenteil um. Durch die Brems- und Beschleunigungsmanöver würden erfahrungsgemäß zudem höhere Lärmbelästigungen für die Anwohner entstehen.
Auch Ortsbürgermeister Jürgen Eulberg betont, dass natürlich die Sicherheit gewährleistet sein müsse. Dass aber nach zweijähriger gemeinsamer Planung nun erst festgestellt werde, dass die Einengung einen Gefahrenpunkt darstellt, darauf reagiert er mit Unverständnis, zumal somit Steuergelder „durch den Schornstein geblasen werden“.
Dennoch zeichnet sich eine mögliche Lösung ab. „Im Rahmen einer Testphase sollte später, nach Fertigstellung des Gesamtprojektes, mittels mobiler, temporärer Leitelemente die Engstelle eingerichtet werden, um die Auswirkungen zu beobachten“, stellt Bauch in Aussicht. Erst nach ausreichenden Erfahrungen solle dann erneut entschieden werden, ob die Engstelle langfristig eingerichtet werden könne oder nicht.