In der Landarztpraxis am Brüderkrankenhaus arbeiten niedergelassene Allgemeinmediziner nun im Angestelltenverhältnis
Neues MVZ: Landarztpraxis soll hausärztliche Versorgung sichern
Die Hausärzte Dr. Claudia und Dr. Klaus Bellut aus Montabaur in ihren neuen Praxisräumen: Das Ehepaar war bislang selbstständig und wechselt nun ins Angestelltenverhältnis. Auch für junge Mediziner, die mit festen Arbeitszeiten planen wollen, sei das attraktiv, sind sie überzeugt. Foto: Thorsten Ferdinand
Thorsten Ferdinand

Montabaur. Ein neues Medizinisches Versorgungszentrum (MVZ) im Ärztehaus neben dem Montabaurer Brüderkrankenhaus soll in Zukunft dabei helfen, die hausärztliche Versorgung im unteren Westerwald zu sichern. In dieser Woche hat die Kassenärztliche Vereinigung (KV) grünes Licht für die Eröffnung der Landarzt-plus-Praxis gegeben, sodass es im Juli losgehen kann. Zu Beginn werden dort Dr. Claudia und Dr. Klaus Bellut arbeiten, die zuvor eine Gemeinschaftspraxis als niedergelassene Allgemeinmediziner in Montabaur betrieben haben.

Für das Ehepaar bietet sich nun die Gelegenheit, ins Angestelltenverhältnis zu wechseln und in Zukunft vielleicht etwas kürzer zu treten, sofern weitere Mediziner ihre Arbeit im MVZ aufnehmen. Betrieben wird die Praxis von einer gemeinnützigen GmbH, die zur Unternehmensgruppe der Barmherzigen Brüder Trier (BBT) gehört. Der Träger des katholischen Klinikums hat das MVZ gemeinsam mit der VG Montabaur initiiert.

Im Gespräch mit unserer Zeitung zeigt sich Dr. Klaus Bellut überzeugt, dass derartige Gemeinschaftspraxen ein Modell sind, um die hausärztliche Versorgung im ländlichen Raum zu sichern. Für das klassische Landarztmodell, bei dem ein selbstständiger Mediziner allein seine Praxis führt, sieht es hingegen zunehmend düster aus. Allein in Montabaur haben in den vergangenen Monaten drei Hausärzte ihre Praxen aus Altersgründen geschlossen, berichtet Bellut. Es sei ihnen leider nicht gelungen, einen Nachfolger zu finden, der den Betrieb übernehmen will. In anderen Orten im Westerwald sehe es nicht besser aus.

Auch die Belluts bemühten sich vergeblich um einen Nachfolger für ihre Praxis, die sie seit 1987 in der Wäller Kreisstadt betreiben. „Ich bin inzwischen 67 Jahre alt“, berichtet der Mediziner. Als selbstständiger Arzt im fortgeschrittenen Alter etwas kürzer zu treten, sei jedoch nahezu unmöglich – zu groß ist die Verantwortung für die Patienten. Er sei deshalb sehr froh gewesen, als ihm Montabaurs Bürgermeister Ulrich Richter-Hopprich das MVZ-Projekt vorgestellt habe. Es zeige, was die politisch Verantwortlichen tatsächlich tun können, um dem drohenden Ärztemangel zu begegnen, so der Mediziner.

Die Belluts haben ihre Praxis inzwischen an die neue Gesellschaft verkauft und nun selbst zunächst einen Jahresvertrag unterschrieben. Die Angestellten ihrer bisherigen Praxis wechseln ebenfalls ans MVZ. Für die Patienten des Ärztepaares ändert sich nur die Adresse. In Zukunft, so hoffen die beiden Ärzte, ergibt sich dann die Gelegenheit, das Arbeitspensum besser den eigenen Bedürfnissen anpassen zu können. Zwar bieten die derzeitigen Räumlichkeiten am MVZ nur Platz für zwei Ärzte. Eine Erweiterung des Betriebs durch zusätzliche Standorte ist seitens des Trägers aber bereits angedacht. Bis zu drei nicht selbstständige Praxen, die von der Zentrale im Ärztehaus Montamedicum koordiniert werden, sind laut BBT-Gruppe vorgesehen. Deren Standorte stehen allerdings noch nicht fest.

Die Suche nach jungen Ärzten, die im Westerwald leben und arbeiten wollen, dürfte sich durch derartige Modelle deutlich vereinfachen, vermutet Dr. Klaus Bellut. Es sei erfahrungsgemäß kein Problem, Ärzte zu finden, die in einem Angestelltenverhältnis mit festen Arbeitszeiten und festem Gehalt tätig werden wollen. Gerade für junge Medizinerinnen, die häufiger an Teilzeitstellen interessiert sind, sei das attraktiv. Ein MVZ biete ihnen eine bessere Vereinbarkeit von Familie und Beruf.

Für die Patienten freilich haben größere Gemeinschaftspraxen zwei Seiten: Sie müssen sich eher darauf einstellen, dass sie womöglich nicht immer vom selben Hausarzt behandelt werden, wenn die Praxis wächst und die Arbeit in einem Schichtsystem organisiert wird. Auf der anderen Seite sollte es jedoch auch deutlich seltener vorkommen, dass eine Praxis wegen Urlaub oder einer Erkrankung des Arztes komplett geschlossen ist.

Von unserem Redakteur

Thorsten Ferdinand

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