der grünen Lunge - Trinkwasser und Baumaterial sind nur zwei von vielen Gesichtspunkten
Neue Tour im Westerwald: Wanderweg beschreibt das Multitalent Wald
Beteiligt am Themenwanderweg „Multitalent Wald“ sind die Gemeinden Großholbach und Girod. Von ihnen ging die Initiative aus, den alten Waldlehrpfad, den es dort schon seit vielen Jahren gibt, zu überarbeiten. Aktuell sind aufgrund der Sturm- und Borkenkäferschäden Schilder hinzugekommen, die das Problem erklären. Foto: Susanne Willke
Susanne Willke

Großholbach. Wo die vielen Talente des Waldes liegen, das können Wanderer und Naturinteressierte seit einigen Monaten auf dem Themenweg „Multitalent Wald“ erfahren, der bei Großholbach startet und von dort 3,8 Kilometer durch den Wald führt. Am Wegesrand ausgestattet mit 15 übersichtlichen Informationstafeln, die alle Aspekte des Waldes erfassen. Angefangen vom Trinkwasser bis hin zur Windkraft. So heißt es in der Informationsbroschüre über den Themenwanderweg: „Hereinspaziert in Deutschlands größte Klimaanlage, Sauerstofffabrik und Erholungsoase!“

Beteiligt am Themenwanderweg „Multitalent Wald“ sind die Gemeinden Großholbach und Girod. Von ihnen ging die Initiative aus, den alten Waldlehrpfad, den es dort schon seit vielen Jahren gibt, zu überarbeiten. Aktuell sind aufgrund der Sturm- und Borkenkäferschäden Schilder hinzugekommen, die das Problem erklären. Foto: Susanne Willke
Susanne Willke

Ohne alle Themen vorwegnehmen zu wollen, seien an dieser Stelle zwei davon in den Mittelpunkt gestellt, die belegen, dass Wald nicht nur etwas für Naturinteressierte und Frischluftfanatiker ist, sondern dass Wald ein Medium ist, das in die Tiefe betrachtet alle angeht: Der Wald als Wasserwerk und Holzlieferant.

Denn ein großer Teil des Trinkwassers kommt aus dem Wald. Wer hätte gedacht, dass schon im Humus grobe Verunreinigungen herausgefiltert werden. Denn im Waldboden sickert das Wasser durch verschiedene Bodenschichten. Dabei nehmen Bäume, Pilze und Kleinstorganismen die Nährelemente des Wassers auf, was einer biologischen Reinigung gleichkommt. Gleichzeitig kommt es zu chemischen Reaktionen zwischen Humus, Bodenmineralen und dem Sickerwasser. So wird das Sickerwasser im Waldboden intensiv aufbereitet, bevor es ins Grundwasser gelangt.

Möglich ist dieser einwandfreie Vorgang, weil aufgrund nachhaltiger Waldwirtschaft im Wald kein Dünger eingesetzt wird. Und auch Pflanzenschutzmittel kommen nur ausnahmsweise zum Einsatz. Abwasser fällt in der Forstwirtschaft ohnehin nicht an. Das bedeutet, das Grundwasser unter einem Wald ist besonders sauber, sauerstoffreich und sehr gut für die Gewinnung von Trinkwasser geeignet, das meist nicht mehr aufbereitet werden muss. Nicht umsonst sind Wälder oft an Wasserschutzgebieten beteiligt. In Rheinland-Pfalz liegen 73 Prozent der Trinkwasserschutzgebiete im Wald. Bis zu 200 Liter Wasser können unter der Oberfläche eines Quadratmeters gespeichert werden.

Der Themenwanderweg bei Großholbach.
rz Grafik

Aber Wald liefert nicht nur Trinkwasser. Sein Holz prägt ein Menschenleben in vielen Bereichen. Auch darüber informieren die Tafeln entlang des Themenwanderweges. Pro Jahr werden in Rheinland-Pfalz 7,8 Kubikmeter Holz pro Hektar geerntet. Gleichzeitig gibt es aber einen Zuwachs von 10,7 Kubikmeter pro Hektar und Jahr. Das heißt, es wächst mehr Holz nach, als geerntet wird. Ein Ergebnis der nachhaltigen Waldwirtschaft.

Gebraucht wird Holz nicht nur als Wärmelieferant, sondern auch für die einfachsten Dinge des Lebens wie Toilettenpapier oder die Küchenrolle. Für Papier und Möbel, für Fußböden und ganze Häuser. Holz ist ein vielseitig verwendbarer Rohstoff mit besonderen technologischen Eigenschaften und es wächst umweltfreundlich und dauerhaft nach. Als Scheitholz, Pellet oder Hackschnitzel kann Holz fossile Brennstoffe wie Öl oder Gas ersetzen. In Verbindung mit moderner Technik ermöglichen Wald und Holz eine nahezu abfallfreie Kreislaufwirtschaft.

Der Themenweg „Multitalent Wald“ knüpft an den in den Anfang der 1980er-Jahre entstandenen Waldlehrpfad an, der mit 52 kleinen, handgemalten Tafeln bestückt war. Um das Jahr 2000 ist dieser alte Waldlehrpfad unter der Federführung von Revierförster Bernhard Kloft renoviert worden, indem kaputte Tafeln aussortiert und der Rest in sinnvollen Gruppen zusammengestellt wurden.

Über folgende Themen kann man sich außerdem auf dem Themenwanderweg informieren: Wald und Wild; Naturnaher Waldbau; Arbeitgeber Wald; Schutz vor Hochwasser; Einfach aufatmen; Wasserwerk Wald; Lebensraum Wald; Klimaschützer Wald; Erholungsoase Wald; Waldreiches Land; Herausforderung Klimawandel.

Von unserer Redakteurin Susanne Willke

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