Land fördert 90 Prozent des DRK-Projekts - Frage der Verkehrsanbindung an die Bundesstraße 414 ist noch zu klären
Neue Klinik in Müschenbach: Baubeginn im Jahr 2025?
Zumindest das Werbeschild steht – wann das Krankenhaus in Müschenbach seinen Betrieb aufnehmen wird, ist noch offen. Foto: Röder-Moldenhauer
Röder-Moldenhauer

Trotz allgemein schwieriger Zeiten und erwarteter Baupreissteigerungen hält die DRK-Trägergesellschaft Süd-West am geplanten neuen Krankenhaus in Müschenbach fest. Das geht aus einer Pressemitteilung vom Mittwoch hervor. Bereits zuvor hatte der rheinland-pfälzische Landtagspräsident und heimische Landtagsabgeordnete Hendrik Hering auf Anfrage unserer Zeitung mitgeteilt, dass er mit einem Baubeginn im Jahr 2025 rechnet.

Das DRK habe sein Bauprogramm für die Klinik, das 1069 Räume und 256 Patientenbetten umfasst, inzwischen eingereicht.

Hering geht davon aus, dass die Vorplanungen bis Sommer 2023 abgeschlossen sein und dann final alle erforderlichen Förderanträge eingereicht werden. 2024 stünden dann voraussichtlich die Bewilligungsverfahren und die Klärung von Detailfragen an, ehe ein Jahr später die Bagger anrollen könnten.

Frage der Anbindung an die B414 muss geklärt werden

Bis dahin muss auch die Frage der Erschließung beziehungsweise der Anbindung des Klinikgeländes an die B 414 beantwortet sein, die bislang noch offen ist, wie Hering im Gespräch mitteilt. Dabei müssen die Planer den vorgesehenen Ausbau der Bundesstraße mit berücksichtigen: Denn wie der Landtagspräsident und Abgeordnete berichtet, soll perspektivisch ein kreuzungsfreies Auffahren auf die B 414 aus Richtung Hachenburg kommend möglich sein. Und kreuzungsfrei soll auch die Einfahrt auf das Krankenhausareal erfolgen. Wichtig sei zudem, dass Krankenwagen aus Richtung Altenkirchen kommend im Notfall eine direkte Zuwegung zur Klinik nutzen könnten.

Die Anbindung an die Bundesstraße zahle der Bund, so Hering weiter. Noch stehe aber nicht fest, wie die verkehrliche Lösung aussehen könnte, betont er.

Die Grundstückskäufe sind abgeschlossen

Wie das DRK noch einmal in seiner Pressemitteilung hervorhebt, wurden die für den Bau erforderlichen Grundstücke (Gesamtfläche rund sieben Hektar) in Müschenbach, unmittelbar an der B 414 gelegen, bereits alle angekauft, die Beschlüsse zur Flächennutzung in den kommunalen Gremien gefasst. Jetzt solle es zügig weitergehen.

Der Standort vor den Toren Hachenburgs war nach einer umfangreichen Diskussion und der Abwägung vielfältiger Faktoren ausgewählt worden. „Der Standort Müschenbach ist ein zukunftsfähiger und gut erreichbarer Standort für den Krankenhausneubau und für die Menschen in der Region, auch mit Blick auf die Bindung und Gewinnung von Fachpersonal“, sagt Udo Langenbacher, Geschäftsführer der DRK-Trägergesellschaft Süd-West.

Denn bei der Entscheidung für eine Ein-Haus-Lösung, die die bisherigen Standorte in Altenkirchen und Hachenburg vereinen soll, spiele neben dem finanziellen Aspekt auch die schwierige personelle Situation in beiden bisherigen Häusern eine wichtige Rolle: Der Fachkräftemangel, der mittlerweile in vielen Berufsgruppen im Krankenhaus – insbesondere im ärztlichen und pflegerischen Bereich – zu spüren sei, sei dabei einer der entscheidenden Faktoren gewesen. So würde in den kommenden zehn Jahren die Hälfte der Mitarbeiter im Verbundkrankenhaus Altenkirchen-Hachenburg in den Ruhestand gehen.

Modernes Haus soll Fachpersonal in den Westerwald locken

Die verbleibende Belegschaft zu binden und neue, qualifizierte Kräfte zu gewinnen, werde nur gelingen, wenn diesen optimale Arbeitsbedingungen und zukunftsträchtige Strukturen geboten werden könnten. „Und das geht in der Mitte des Westerwaldes nur in einem zentralen, modernen Haus“, ist Rainer Kaul, Präsident des DRK-Landesverbands, überzeugt.

Der Neubau zeige, dass die Landesregierung auch die Entwicklung der ländlichen Bereiche im Blick habe, sagte Ministerialdirektor Daniel Stich aus dem rheinland-pfälzischen Gesundheitsministerium. Das Projekt sei ein wichtiger Schritt zur Sicherung der stationären Versicherung im Westerwald. „Das Land wird den Neubau wie zugesagt umfassend fördern“, fügte er hinzu. Das bedeute eine 90-Prozent-Finanzierung. Auch Stich erklärt, dass es jetzt unter anderem um die verkehrstechnische Anbindung an die B 414 und an den ÖPNV gehe. Erst danach entscheide sich, wie genau das Klinikgebäude auf dem Grundstück positioniert wird. Dazu müssten die Planer ein optimales Konzept für das leicht abschüssige Gelände erarbeiten.

DRK-Geschäftsführer Langenbacher schwebt mit dem Neubau ein Leuchtturmprojekt in mehrfacher Hinsicht vor: Demnach soll das Klinikum nicht nur mit moderner Konzeption und Ausstattung punkten, sondern nach Möglichkeit auch ohne fossile Brennstoffe auskommen. „Damit wäre die neue Klinik das erste Krankenhaus dieser Art in Rheinland-Pfalz“, heißt es weiter in der Pressemitteilung.

VG und Ortsgemeinde sichern Unterstützung zu

Unterstützung dafür sagt die Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Hachenburg, Gabriele Greis, zu. „Wir können nicht nur die Versorgung mit Wasser als auch die Abwasserbeseitigung sicherstellen, sondern verfügen auch über Erfahrungen in der Versorgung von Liegenschaften durch regenerative Energien. Das Krankenhaus in Hachenburg ist seit vielen Jahren zufriedener Kunde“, so Greis. Diese Zusammenarbeit wolle man künftig gern fortsetzen.

Birgitta Käckermann, Ortsbürgermeisterin von Müschenbach, fügt hinzu: „Wir haben die Notwendigkeit eines Krankenhausneubaus frühzeitig erkannt, und unsere Bürgerinnen und Bürger haben mit unserer Unterstützung zu den problemlosen Grundstücksverkäufen im ersten Schritt dazu beigetragen“

Hendrik Hering, der laut DRK-Presseinfo maßgeblich für die Neubaulösung in seiner Heimat geworben habe, ist sich sicher, dass die „zukunftsweisende Entscheidung für den Neubau“ die Versorgung im nördlichen Westerwald stärke. „Wir sichern die Krankenhausversorgung für unseren Raum auf hohem Niveau und machen die Arbeitsplätze für Fachkräfte im pflegerischen und ärztlichen Bereich in unserer Westerwälder Heimat durch das moderne Haus im Vergleich zu heute deutlich attraktiver.

Hendrik Hering mit Fortgang der Planungen zufrieden

Mit dem Fortgang der Planungen zeigt er sich zufrieden und dankt allen Verantwortlichen in den Landkreisen Altenkirchen und Westerwald sowie den Verbandsgemeinden Altenkirchen und Hachenburg „für eine intensive und konstruktive Unterstützung“ dieses für die Region wichtigen Krankenhausneubaus in Müschenbach.

Konkretere Aussagen zur Finanzierung des Krankenhauses und zu der möglichen Verkehrsanbindung machte das Träger in seiner Pressemitteilung nicht. Mehrfache Anfragen unserer Zeitung in diese Richtung in den zurückliegenden Wochen blieben bis heute unbeantwortet.

CDU: Probleme werden ausgeblendet

Kritik am geplanten Klinikneubau in Müschenbach kommt aus den Reihen der regionalen CDU. Der heimische CDU-Bundestagsabgeordnete Erwin Rüddel (Windhagen) und der Landtagsabgeordnete Matthias Reuber (Birken-Honigsessen) werfen in einer gemeinsamen Presseerklärung DRK und Landesregierung vor, die Probleme, die das neue Klinikum zwangsläufig mit sich bringen werde, weiterhin auszublenden.

Rüddel, Mitglied im Gesundheitsausschuss des Bundestages, hält den geplanten Neubau in der vorgesehenen Konstellation nach wie vor für unrentabel und befürchtet wie Reuber, dass dieser bereits in wenigen Jahren ökonomisch unter Druck geraten werde. „Der Neubau einer 260-Betten-Klinik wird sich auf Dauer nicht rechnen. Um heute als neue Klinik Bestand zu haben, bedarf es einer Bettenzahl von mindestens 400“, erklärt der Gesundheitspolitiker. Aufgrund der geringen Bettenzahl könnten nicht ausreichend Abteilungen unter einem Dach vereint werden, sodass eine fachübergreifende Behandlung nicht möglich würde. „Das macht aber heutige moderne Medizinzentren aus, und das wünschen sich sowohl die Patienten und als auch die einweisenden Ärzte“, so die beiden Unionspolitiker. Dazu wäre allerdings ein deutlich größeres Projekt nötig gewesen, das unter Einbeziehung weiterer Standorte der Region als ein neues Westerwald-Klinikum auch eine tragfähige Zukunft hätte haben können.

„Sollte es allerdings in der Zukunft ohne umfassende Krankenhausplanung zu einer Erweiterung des Standorts Müschenbach kommen, um dort die Rentabilität zu verbessern, würde dadurch der Fortbestand der umliegenden Kliniken massiv gefährdet“, befürchten Rüddel und Reuber. Insbesondere für Kirchen, Dierdorf und Selters sei der geplante Neubau ein harter Schlag. Zudem verschärfe sich die Konkurrenz unter den Häusern um ausreichend Personal zulasten der Patienten.

Es stelle sich deshalb immer noch die Frage, ob es nicht klüger gewesen wäre, in die bestehenden Krankenhäuser in Altenkirchen und Hachenburg zu investieren, um diese fit für die Zukunft zu machen, insbesondere da das Krankenhaus in Altenkirchen in den vergangenen Jahren umfangreich modernisiert worden sei, so das Argument aus CDU-Reihen. Nun sei es überfällig, dass sich Ministerium und DRK mit den Trägern der umliegenden Krankenhäuser abstimmten, um zumindest zukunftsfähige Kooperationen zu vereinbaren. In diese Abstimmungen müssten neben den Kliniken Altenkirchen und Hachenburg, auch die umliegenden Krankenhäuser, etwa in Kirchen, Asbach, Dierdorf-Selters und Dernbach in die Planungen einbezogen werden.

„Dabei muss beispielsweise geprüft werden, ob es nicht besser ist, kleinere Krankenhäuser unter Nutzung der vorhandenen Infrastruktur zu multifunktionalen Versorgungszentren weiterzuentwickeln, damit der Standort, die Versorgung und die Arbeitsplätze in der Region erhalten bleiben. Gerade im Gemeinschaftskrankenhaus Dierdorf-Selters wurde bewiesen, wie eine Gesundheitsinfrastruktur erfolgreich weiterentwickelt werden kann“, skizziert Erwin Rüddel.

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