Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Hintergrund: Die Naturschützer gehen davon aus, dass sich dort einige seltene Tier- und Pflanzenarten angesiedelt haben, weil die früheren Militärflächen so lange brach lagen. Die ehemalige Westerwald-Kaserne in Montabaur wurde 40 Jahre lang als Bundeswehrstandort genutzt. 2005 endete die Zeit Montabaurs als Garnisonsstadt. Erst fast zehn Jahre später unterzeichnete die Kommune einen Vertrag mit Investoren aus dem Raum Trier über eine zukünftige Nutzung des Geländes – zuvor hatte die Entwicklung des ICE-Parks für die Politik Priorität. Derzeit laufen die Vorbereitungen zur Schaffung von Baurecht. Die Investoren wollen so schnell wie möglich mit der Umsetzung beginnen, zumal es für die ehemaligen Fahrzeughallen bereits zahlreiche Interessenten gibt. Zu diesem Verfahren melden sich nun auch die Naturschutzverbände zu Wort und mahnen ein besonnenes Vorgehen an. Fledermaus-, Amphibien- und Reptilienpopulationen müssten über mehrere Jahreszeiten beobachtet werden, um festzustellen, wo sich Sommer- und Winterquartiere befinden. Bei unvermeidlichen Abriss- und Umbauarbeiten sollte nach Auffassung von Nabu und BUND schon vorab überlegt werden, wo sich neue Nistplätze oder Lebensräume in der Nähe schaffen lassen.
„Erforderliche Ausgleichsmaßnahmen für nicht vermeidbare Eingriffe in Natur und Landschaft sollten im Plangebiet selbst realisiert werden“, schreibt der Vorsitzende der Nabu-Gruppe Montabaur, Bernhard Kloft. Kritisch äußern sich die Vertreter der Naturschutzverbände außerdem zum geplanten Bau eines großen Supermarkts im Eingangsbereich des Kasernengeländes. Harry Neumann und Konstantin Müller vom BUND Westerwald finden deutliche Worte: Sie warnen vor unnötiger Flächenversiegelung aufgrund eines großen Parkplatzes und vor mehr Autoverkehr durch den sogenannten Vollsortimenter.
Weil es in Montabaur und in Heiligenroth bereits mehrere große Märkte gibt und die Einwohnerzahl der Verbandsgemeinde Montabaur in den vergangenen Jahren eher gesunken als gestiegen sei, werde ein großer Supermarkt auf dem Kasernengelände nicht benötigt. „Die Schaffung von Einkaufsmöglichkeiten für Lebensmittel ist daher in kleinerem Maßstab und möglichst mit vielfältigen biologisch-ökologischen Angeboten durchzuführen“, schreiben die beiden Westerwälder BUND-Vorsitzenden. Sie empfehlen kleinere Läden wie eine Bäckerei, eine Metzgerei und einen Gemüseladen für das neue Gewerbe- und Wohngebiet. Nicht zuletzt geht es den Verbänden um den Erhalt des Waldbestands. Dieser schütze nicht nur das Gebiet vor Lärm auf der B 49. Es handele sich darüber hinaus um einen zum Teil wertvollen Laub-, Misch- und Auwald, der nach Auffassung der Naturschützer nicht für neue Wohnbebauung geopfert werden sollte. Derartige Pläne, die es für einen Teil der östlichen Flächen gibt, seien aus ökologischen Gründen abzulehnen.
Der BUND empfiehlt schließlich, ein ehemaliges Kasernengelände bei Freiburg zum Vorbild zu nehmen. Im „Quartier Vauban“ werde die Nahwärmeversorgung durch ein Blockheizkraftwerk auf Holzhackschnitzelbasis realisiert. Der Bezirk sei autoreduziert, es wurden vor allem Radwege und Fußgängerbereiche angelegt. Für neue Häuser ist dort eine Niedrigenergiebauweise vorgeschrieben. Nicht zuletzt wurde dort der alte Baumbestand von Anfang an erhalten und gepflegt, was maßgeblich zur Attraktivität des Viertels beitrage.