Störungen für Naturschutzgebiet sollen von nahe gelegenem Steinbruch Wetzstein ausgehen
Naturschützer interveniert beim Westerwaldkreis: Ist Wölferlinger Weiher bedroht?
Nährstoffarme Feuchtwiesen bieten einer Vielfalt an Pflanzen und Kleinlebewesen ein selten gewordenes Zuhause: Gut 70 Hektar groß ist das Naturschutzgebiet rund um den kleinen Wölferlinger Weiher. Rechts hinten ist zwischen den Bäumen der Steinbruch Wetzstein zu erkennen.
Katrin Maue-Klaeser

Wölferlingen. Basaltabbau gehört zum Westerwald. Doch immer häufiger fürchten Naturschützer, dass Pflanzen und Tiere - insbesondere seltene Arten - darunter leiden. Jetzt auch am Wölferlinger Weiher.

„Dieser Weiher ist zwar klein, aber ein Juwel für die Tier- und Pflanzenwelt“, schrieb Dieter Huthmacher an die Verwaltung des Westerwaldkreises in der Hoffnung, dass man sich dort der möglichen Bedrohung des Wölferlinger Weihers durch den nahen Basaltabbau und den näherrückenden Steinbruch einmal intensiver annähme. „Der Abbau, seine Aufschüttungen, seine lärmintensive Brechertätigkeit, seine Sprengungen, seine Logistik sind Gift für die dortige Natur mit letzten Rückzugsmöglichkeiten verschiedener Tierarten“, schreibt Huthmacher weiter. Der Lärmteppich reiche weit über den See hinaus.

Obwohl Weiher und Umfeld als Naturschutzgebiet ausgewiesen sind, scheine der Abbau, ausgehend vom Steinbruch Wetzstein, immer näherzurücken. Es mache den Eindruck, als seien die Abbauaktivitäten nur noch „wenige Meter“ von dem Weiher entfernt, sagt Huthmacher. Ein Teil der Bäume zwischen dem Abbaugebiet und dem Weiher, die dem Gewässer wenigstens optisch und akustisch etwas Schutz gegeben hätten, sei dem Borkenkäfer zum Opfer gefallen und schirme ihn nun nicht mehr ab. Der Lärm dringe noch stärker zu den empfindlichen Brutvögeln vor.

Der Naturschutzstatus des Wölferlinger Weihers und der nahe industrielle Abbaubetrieb sind ein Widerspruch.

Dieter Huthmacher

Nicht nur den Weiher bei Wölferlingen betreffe die zunehmende Einengung: Als „Raubbau“ bezeichnen Naturschützer und Einheimische die Entwicklungen der vergangenen Jahre und beklagen die Isolation des gesamten Weihergebietes, das auch durch Gülleeintrag und Insektizideinsatz in der Landwirtschaft belastet sei, was das Aussterben einst charakteristischer Brutvögel beschleunige. „Der Naturschutzstatus des Wölferlinger Weihers und der nahe industrielle Abbaubetrieb sind ein Widerspruch“, sagt Huthmacher.

Seit 25 Jahren schon versuche er lediglich, auf Umstände hinzuweisen, die der Natur Schaden zufügen, betont der Großseifener. Er hoffe auf Lösungen, vielleicht die Aufforstung neuer Bäume, und dass der Abbau von der Gemarkung Rothenbach nicht näher an den Weiher vordringe.

Gutachten schließen negative Einflüsse aus

Auf Anfrage teilte die zuständige Untere Naturschutzbehörde des Westerwaldkreises mit, es liege für die Basalt AG eine gültige Abbaugenehmigung vor. Die Abfuhr des gewonnenen Basaltmaterials erfolge nach Osten über die L 304. Die der Abbaugenehmigung zugrunde liegenden Gutachten hätten negative Einflüsse auf das westlich gelegene Naturschutzgebiet Wölferlinger Weiher ausschließen können, heißt es aus dem Kreishaus. Aufgrund des Abstandes von circa 400 Metern zwischen Weiher und Betriebsflächen sei eine erhebliche Beeinträchtigung des Schutzgebietes durch den Abbaubetrieb auch weiterhin auszuschließen. Der Kreisverwaltung liege kein Antrag auf eine Ausweitung des Basaltabbaus vor.

2021 hatte die Naturschutzinitiative unter der Federführung des Vorsitzenden Harry Neumann die Basalt AG (BAG) in einem Schreiben dazu angehalten, ihre Planungen zur Ausweitung des Abbaus bis unmittelbar an die Grenze des Naturschutzgebietes zugunsten des Ökosystems und der Artenerhaltung aufzugeben und um Einsicht in die Planungsunterlagen der Betreiber gebeten. „Bereits im September 2021 fand nach unseren Informationen ein Termin der Unteren Naturschutzbehörde der Kreisverwaltung, der SGD Nord und der Basalt AG statt, in dem der Untersuchungsumfang für die Pläne in diesem naturschutzfachlich sensiblen Gebiet hinsichtlich Natur-, Biotop- und Vogelschutz festgelegt werden sollte“, berichtet Neumann.

Ich warte heute noch auf Rückmeldung zum aktuellen Planungsstand.

Harry Neumann, Naturschutzinitiative

Dass das Umweltministerium inzwischen das Abbaugebiet am nahen Höhenrücken Nauberg, das mit wertvollen Baumbeständen von Abbauaktivitäten ebenfalls betroffen war, vorerst unter Naturschutz gestellt hat, war eine Erleichterung für die Naturschützer. Bis heute habe es jedoch keine Stellungnahme zu dem Schreiben der Initiative und zum Wetzstein gegeben, auch nicht auf Nachfrage. „Ich warte heute noch auf Rückmeldung zum aktuellen Planungsstand“, sagt Neumann verärgert.

„Die bestehende Abbaustätte Wetzstein befindet sich relativ zentral in der genehmigten Betriebsfläche und hat sich in den letzten Jahren lediglich in die Tiefe entwickelt“, teilt die BAG auf Anfrage mit. Dies liege vor allem an der typischen Bildung dieser tertiären Westerwälder Kuppenbasalte, welche meist in der Fläche keine großen Ausdehnungen hätten. Die räumliche Ausdehnung des Tagebaus innerhalb der bestehenden Grenzen sei aktuell vollständig erfolgt und nähere sich aus diesem Grund dem NSG Wölferlinger Weiher nicht weiter an, widerspricht Marcus Thering, Abteilungsleiter URL Süd/West bei der BAG, den Befürchtungen.

BAG: Interesse an transparentem Verfahren

Eine Entwicklung des Steinbruchs in die Tiefe führe dazu, dass Lärm- und Staubemissionen durch die eingesetzten Maschinen und Sprengarbeiten eher reduziert würden. Aufgrund der bestehenden Verpflichtung zur Umweltverträglichkeitsprüfung und des Interesses an einem transparenten Verfahren, erklärt Thering, führe man ein förmliches Genehmigungsverfahren mit Öffentlichkeitsbeteiligung durch, welches zum passenden Zeitpunkt auch alle Träger öffentlicher Belange einbeziehe.

Die BAG sei sich ihrer unternehmerischen Verantwortung bewusst und plane in ihren Vorhaben mit ihren Kooperationspartnern wie dem BUND, dem Nabu oder regionalen Einrichtungen und Gutachtern wirtschaftlich und ökologisch fundiert. Sie sei bestrebt, den Abbau heimischer Rohstoffe nachhaltig zu gestalten. „Dabei spielen vor allem die nachgelagerten Renaturierungsprojekte der Steinbrüche eine immens wichtige Rolle“, führt Thering aus. Diese Steinbrüche seien für viele Arten der Roten Liste heute primärer Lebensraum, welchen es ohne die Rohstoffgewinnung nicht geben würde.

Top-News aus der Region