Themen Nachhaltigkeit und Ordensgründung werden mit neuer Sehenswürdigkeit in Marienstatt zusammengeführt
Naturgarten: Grünanlage und Stele erinnern an Marienstätter Zisterzienser
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Neben Bernhard von Clairvaux (im Vordergrund mit Bienenstock) sind auch die drei übrigen Gründerväter des Zisterzienserordens - Robert von Molesme, Alberich von Citeaux und Stephan Harding - mit ihren jeweiligen Attributen auf der Stele des Künstlers Walter Jansen dargestellt. Foto: Nadja Hoffmann-Heidrich
Nadja Hoffmann-Heidrich

Marienstatt. Die Abtei Marienstatt ist um eine neue Besonderheit reicher, die sowohl (regional-) geschichtlich, künstlerisch und spirituell als auch im Hinblick auf Naturschutz interessant ist: Die Rede ist vom Naturgarten „Alte Ziegelwiese“ und einer Stele, auf der die vier Gründeräbte des Zisterzienserordens – Robert von Molesme, Alberich von Citeaux, Stephan Harding und Bernhard von Clairvaux – dargestellt sind.

Gemeinsam haben Konvent und Mitglieder des Fördervereins Forum Marienstatt die neu gestaltete Örtlichkeit am Wochenende eingeweiht. Gleichzeitig wurde bei dieser Gelegenheit auch das 25-jährige Bestehen des Forums nachgefeiert, wie aus einer Presseinfo hervorgeht.

Auf der Alten Ziegelwiese

Die Alte Ziegelwiese umfasst die Fläche oberhalb des Brauhauses. Der Name kommt daher, dass auf diesem Gelände in früheren Zeiten Ziegelsteine gebrannt wurden, die unter anderem beim Bau des ehemaligen Pilgerheims (heutige Gaststätte) verwendet wurden. Ein anderer Teil der Fläche wurde in der Vergangenheit von den Mönchen für landwirtschaftliche Zwecke genutzt. Zuletzt diente sie als reine Streuobstwiese, die zwar, wie in einem Aufsatz des Forum-Vorsitzenden Johannes Kempf in einer projektbegleitenden Broschüre nachzulesen ist, gepflegt, aber recht artenarm war.

Friedrich Essers Idee

Vor einigen Jahren stieß der vorherige Vorsitzende des Fördervereins, Friedrich Esser, daher die Idee an, die Wiese in einen Naturgarten zu verwandeln und dadurch, im Sinne der Nachhaltigkeit, ökologisch aufzuwerten. Dies, so Johannes Kempf, soll auch den verantwortungsvollen Umgang der Zisterzienser mit der Schöpfung demonstrieren. Insekten aller Art sollen in Blüten von alten und neuen Obst- und Nussbäumen sowie auf Blühwiesen reichlich Nahrung finden. Der Plan zur Anlage des Geländes stammt von Landschaftsarchitektin Carola Schnug-Börgerding, die ihren Entwurf gemäß den Wünschen von Abtei und Forum erstellt hat. Umgesetzt wurde das Vorhaben schließlich von der Firma Börgerding-Landschaftsbau.

Naturgarten erkunden

Besucher können den Naturgarten über gemähte Grünstreifen erkunden, an verschiedenen Stellen wurden Sitzbänke zum Ausruhen und zur inneren Einkehr aufgestellt. Der Symmetrie der Mähstreifen folgend, ergibt sich in der Mitte des Gartens ein Wegekreuz, das nun die Stele mit den Gründeräbten als Blickfang ziert, und die der aus Bergisch-Gladbach stammende Künstler Walter Jansen geschaffen hat. Die Idee zu diesem Kunstwerk, das die Wurzeln des Zisterzienserordens im Außenbereich der Abtei sichtbar machen soll, stammt von dem Marienstatter Pater Martin Pfeiffer. Das Wirken Jansens ist Besuchern des Klosters bereits durch einen schlichten Kreuzweg aus Eschenholz in der Basilika vertraut. Seine Arbeiten, so lobte Johannes Kempf, zeugten von einer tiefen Spiritualität. Den Schaffensprozess der Stele stellte der Bildhauer den vielen Gästen bei der Einweihung ausführlich vor.

Von Symmetrie inspiriert

Bei seinem Werk wurde er von der Symmetrie der Wiese, die durch die Mähstreifen geometrisch in vier Vierecke geteilt wird, und der weiteren Bedeutung der Zahl 4 (etwa vier Gründerväter des Ordens, vier Himmelsrichtung, vier Jahreszeiten, die den Naturgarten jeweils unterschiedlich erscheinen lassen) inspiriert. In seinem bildhauerischen Werk werden Rechtecke und Quadrate zu Quadern: Die Basis bildet ein Kubus über quadratischer Grundfläche mit nach oben abgefrästen Schrägen aus grau belegtem Sichtbeton. Darauf aufbauend folgt eine quadratische Vierkantsäule – verblendet mit winkelförmig geschnittenen, rostroten Feldbrandziegeln als Reminiszenz an die Historie und den Namen des Gartens. Als Drittes folgt ein kubisches Kapitell, das wie das Fundament aus grauem Sichtbeton besteht. Darin eingelassen sind Bronzeschilder mit den Namen der Gründeräbte. Ein umlaufendes Relief in Augenhöhe schließlich erzählt die Filiation (Klöstergründungen) von Citeaux bis nach Marienstatt.

Forum dient der ideellen und finanziellen Unterstützung des Klosters

Es war die bevorstehende und dringend notwendige Sanierung der Basilika, die 1998 zur Gründung des Fördervereins Forum Marienstatt führte. Initiatoren dieses bürgerschaftlichen Engagements waren der damalig Abt Thomas Denter sowie der frühere Westerwälder Landrat Norbert Heinen. Großer Zuspruch bewies schnell die starke Verbundenheit der Bevölkerung mit der Abtei, heute zählt der Verein mehr als 250 Mitglieder, wie Friedrich Esser, von 2010 bis 2018 Vorsitzender des Forums, bei einer Jubiläumsnachfeier anlässlich der Einweihung des Naturgartens Alte Ziegelwiese mit Gründer-Äbte-Stele, informierte. Der Verein definiert sich in erster Linie über seine ideelle und finanzielle Hilfe für die Zisterzienserarbeit und die Basilika. In den inzwischen 26 Jahren des Bestehens sind weit mehr als eine Million Euro an Mitgliedsbeiträgen und Spenden zum Erhalt des Klosters zusammengekommen. Damit hat der Verein unter anderem Arbeiten in der Abteikirche und rund um das Hauptgebäude des Kloster sowie Publikationen unterstützt und außerdem Bildungsreisen „Auf den Spuren der Zisterzienser“ und Themenspaziergänge im Klosterbereich organisiert. Ganz aktuell hat das Forum auch die Anlage des Naturgartens Alte Ziegelwiese und die Schaffung der Stele mit jeweils 10 000 Euro gefördert. red

Die Gruppe der vier Äbte bildet den Abschluss des gesamten Gebildes: Die Mönchsgestalten sind Bronzeskulpturen, die Abtsstäbe verweisen auf ihre Funktion innerhalb des Ordens. Zugleich sind jedem der Gründerväter bestimmte Attribute wie Kirchbauten, Kreuz oder Bienenkorb zugeordnet. Die Gesichter der vier Männer und ihre Kleidung sind filigran herausgearbeitet und entfalten in der Höhe schließlich ihre volle Schönheit und spirituelle Tiefe, die zum meditativen Betrachten, zur Kontemplation und zum Nachdenken ermuntern. Die Anordnung der Figuren wirkt dynamisch, so als ob sich die Äbte auf der Mitte der Stele (und somit in der Mitte des Naturgartens und symbolisch in der Mitte der Ordensgemeinschaft) bewegen würden.

Pater Benedikt Michels nahm Einsegnung vor

Pater Benedikt Michels, Administrator der Abtei Marienstatt, nahm die Einsegnung des Naturgartens Alte Ziegelwiese und der Stele vor. Er wünsche sich, dass solche grünen Inseln wie diese ein hoffnungsvolles Zeichen gegen die allgegenwärtige Zerstörung der Welt seien. „Möge die Vergegenwärtigung unserer Gründerväter das zisterziensische Charisma an diesem Ort neu wachrufen und mit Leben füllen“, so seine Botschaft. Forum-Vorsitzender Kempf rief zum regen und allgemeinen Gebrauch beziehungsweise Besuch des Gartens auf – „aber bitte nachhaltig“! Sowohl Pater Benedikt als auch Johannes Kempf danken allen, die zum Gelingen des Vorhabens – ideell oder materiell – beigetragen haben. red

Die projektbegleitende Broschüre „Die Stele der Gründeräbte im Naturgarten Alte Ziegelwiese“ mit zahlreichen Hintergrundinfos, die vom Konvent mit Unterstützung des Forums herausgegeben wurde, kann in der Buch- und Kunsthandlung Marienstatt erworben werden. red