Als da plötzlich auch noch Kameraleute und Tontechniker samt entsprechender Technik herumlaufen, ist die Verwirrung erst einmal komplett. Sind wir hier in der Filmstadt Babelsberg? Recht schnell sortieren sich die Menschen in zwei Gruppen. Die Ettersdorfer machen mit dem Bus einen Dorfausflug, junge Leute aus den Nachbarorten drehen einen Film – mit dem sich zwei junge Männer aus dem Team tatsächlich für die Filmuniversität in Babelsberg bewerben wollen.
Es sieht sofort alles sehr professionell aus im Bus, der eigens dafür gechartert und nach Ettersdorf gebracht worden ist, als die erste Klappe fällt – klar, die berühmte „Klappe“ darf auch bei einem Amateurfilm nicht fehlen. Zudem ist sie nicht nur ein Signal dafür, dass jetzt die Aufnahme läuft, sondern auf ihr sind auch die wichtigsten, aktuellen Infos zur Produktion der jeweiligen Szene von „Alles Kopfsache“ aufgeschrieben. Und um was geht es in der Busszene? Darum, wie unwohl sich die Protagonistin des Kurzfilms „Alles Kopfsache“, gespielt von Fabienne Haller, in einem gut besetzten Bus fühlt. Damit das auch echt wirkt, hat die Filmcrew jede Menge Komparsen zusammengetrommelt, die jetzt immer wieder neu in den Bus einsteigen und sich einen Platz suchen müssen – bis die Szene endlich so im Kasten ist, wie es sich Regisseur Sven Unland und Kameramann Elias Müller vorstellen. Aber keiner ist genervt, allen machen die Dreharbeiten sogar richtig Spaß.
Westerwaldkreis. Elias Müller und Sven Unland produzieren schon seit einigen Jahren gemeinsam Kurzfilme. Mit Freunden und Bekannten als Schauspieler und als Unterstützung verfilmen der 18-Jährige und der 22-Jährige unterschiedlichste Geschichten.Bis zum ersten eigenen Kinofilm war es ein steiniger Weg
Mittlerweile ist es Abend geworden. Und da ein großer Teil der Handlung in Innenräumen und bei Dunkelheit spielt, soll nicht tagsüber gedreht werden, sondern nachts und sogar am frühen Morgen. Dafür wurde eigens eine leere Ferienwohnung in Ettersdorf organisiert, die der Besitzer gerne für die Dreharbeiten zur Verfügung gestellt hat. Dort ist alles perfekt für die lange Drehnacht vorbereitet: Jede Menge Technik und vor allem viele Lampen sind schon in dem Haus installiert. Für jeden ist mit Schildern klar geregelt, wo und wie er sich bewegen darf, damit die Dreharbeiten nicht gestört werden. Damit alle bei Kräften bleiben, ist auch die Verpflegung gesichert, zumal sich das Team hier über jeder Menge gesponserte Lebensmittel freuen konnte. Und vor dem Haus sind sogar die Parkplätze für die Teammitglieder mit Schildern gekennzeichnet.
Der Kurzfilm „Alles Kopfsache“ erzählt einen Tag aus dem Leben der Studentin Lina nach, die mit Depressionen kämpft. Ohne zu viel zu verraten: Der Zuschauer erlebt ihre gestörte Wahrnehmung durch kunstvolle Soundeffekte und ausdrucksstarke Bilder unter emotionaler Betroffenheit mit. Schließlich fasst Lina den Entschluss, sich selbst zu therapieren. Seine Uraufführung findet das Werk natürlich auch im Westerwald. Wer den Kurzfilm der jungen Westerwälder Filmemacher sehen will, hat dazu am Montag, 26. März, um 19 Uhr im Cinexx in Hachenburg die Gelegenheit. Der Eintritt ist frei. Anschließend stehen Regisseur Sven Unland und Kameramann Elias Müller noch für Fragen und zur Diskussion über ihr Projekt bereit.
Nachdem insbesondere die Schauspielerinnen bei Friederike Rossbach in der Maske waren, trommelt Aufnahmeleiter Balthes Meyer alle zu einem letzten Briefing zusammen. Denn immerhin ist es für die meisten Mitwirkenden ihr erster Auftritt in einem Film. Außer der Hauptdarstellerin Haller und Nebendarstellerin Anja Fliess handelt es sich um Freunde und Bekannte des Produktionsteams, die aber dennoch ihre Sache sehr ernst nehmen und sich offenbar bestens auf ihren Auftritt vorbereitet haben. Allein schon die erste zu drehende Szene, eine Situation beim Abendessen einer Familie, sitzt nicht nach der ersten Drehminute, aber wirkt schon sehr überzeugend. Alle kennen ihren Text, und es braucht nicht allzu viele Anweisungen von Regisseurin Jana Waldorf, bis auch das Verhalten stimmig ist. Doch wie immer liegen auch hier die Tücken im Detail: Einmal ist Philipp Wolf nicht mit der Tonqualität zufrieden, ein andermal sehen die beiden Regisseure das Drehbuch nicht perfekt genug umgesetzt. Oder die Assistenten Steven Miller und Alexander Buchheim machen auf Störgeräusche oder falsche Lichtverhältnisse aufmerksam. Also fällt erneut die Klappe, und der ganze Auftritt wird noch mal wiederholt. So muss bis weit nach Mitternacht gedreht werden, obwohl eigentlich eine längere Pause vor der Aufwach-Szene geplant war.
An zwei Wochenenden hat das Filmteam vor allem in Ettersdorf, aber auch an anderen Orten, wie zum Beispiel vor Schulen gedreht. Doch nach den Drehtagen fing für das Produktionsteam die Arbeit so richtig an. Wochenlang sind die jungen Akteure mit Schneidearbeiten, der Vertonung und auch kleinen Veränderungen einzelner Szenen beschäftigt. Und als der Film gerade noch rechtzeitig für die Bewerbung in Babelsberg fertig ist, muss auch noch die Premiere im Hachenburger Cinexx vorbereitet werden. Schließlich ist es ja ein kurzer, aber echter Kinofilm – von und mit vielen Westerwäldern.