Filmreihe und Infoveranstaltung sollen über rechte Aktivitäten aufklären
Nachbarn sind sich sicher: Fassfabrik schadet dem Ansehen Hachenburgs und der Region
Grosseinsatz der Polizei um Kampfsportveranstaltung in Treff der rechten Szene in Hachenburg
200 Polizisten führten in der Nacht zu Sonntag eine Razzia in der Fassfabrik Hachenburg, einem Treffpunkt der rechten Szene, durch. Foto: Sascha Ditscher
Sascha Ditscher

Hachenburg. In der Nachbarschaft der Hachenburger Fassfabrik ist die Razzia der Polizei in der Nacht zu Sonntag (wir berichteten) auch Tage später noch das große Thema. „Wir sind sehr erleichtert über die Aktion und die damit verbundene Aufmerksamkeit für die Aktivitäten in der Fassfabrik“, sagt etwa Karin Leicher, Mitgeschäftsführerin des Kinos Cinexx.

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Vorgänge den meisten unbekannt

Den meisten Mitbürgern sei bislang völlig unbekannt gewesen, was sich in der Fassfabrik abspiele und welche „gefährliche Bedrohung von dort ausgeht, auch für das gesamte Ansehen der Stadt Hachenburg und der Region“, so Leicher weiter. Mit der Filmreihe „Nie wieder ist jetzt! – Gemeinsam stark für Demokratie und Respekt!“, einem gemeinsamen Projekt der Stadt Hachenburg, der Verbandsgemeinde, des Jugendzentrums und des Vereins Demos, biete das Kino – gerade auch vor dem aktuellen Hintergrund – weiterhin Filme und Gespräche an, besonders für Schulvorstellungen mit anschließenden Filmgesprächen.

Die Reihe werde vom rheinland-pfälzischen Integrationsministerium unterstützt. Die nächste Veranstaltung ist am Donnerstag, 24. Oktober. Dann wird um 18 Uhr der Film „White Bird“ gezeigt.

Auch Marco Pfeifer, einer der beiden Geschäftsführer der Firma Heinz Kämpf Autoteile, die in direkter Nachbarschaft zur Fassfabrik liegt, lehnt rechtes Gedankengut strikt ab. Solche Gesinnungen ekelten ihn an, stellt Pfeifer im Gespräch mit unserer Zeitung klar, nachdem sein Unternehmen durch bundesweit veröffentlichte Film- und Fotoaufnahmen aufgrund der rein zufälligen räumlichen Nähe zur Fassfabrik fälschlicherweise in den Verdacht geraten war, etwas damit zu tun zu haben.

Auch Demos nimmt zu den Vorkommnissen vom Wochenende Stellung: „Die aktuellen Ereignisse rund um die AfD-Immobilie Fassfabrik Hachenburg schockieren die Menschen in und um den Westerwald. Die Entwicklungen sind seit geraumer Zeit absehbar. Bereits im Jahr 2019 trafen sich Anhänger der AfD Westerwald vor Ort, um sich militant auf eine Auseinandersetzung mit Teilnehmern einer Gedenkveranstaltung vorzubereiten. Dass dort nun der Straßenkampf durch den III. Weg trainiert wird, beschreibt lediglich den kurzfristigen Höhepunkt einer Entwicklung, die noch nicht beendet ist.“

Vielfach als „Hassfabrik“ bezeichnet

Solange die Fassfabrik, die vielfach auch als „Hassfabrik“ bezeichnet wird, existiere, biete sie einen geschützten Raum zur Radikalisierung und der Vorbereitung von Menschenleben gefährdenden Straftaten, so Demos weiter. Wenn Hachenburg etwas gelernt habe, sei es an der Zeit, „dass Stadt, Verbandsgemeinde und Zivilgesellschaft alles daran setzen, diesem Treiben ein Ende zu setzen“. Aus aktuellem Anlass lädt der Runde Tisch Hachenburg, nach Auskunft von Demos, am Freitag, 11. Oktober, um 18 Uhr zu einer Informationsveranstaltung zur Fassfabrik in die Räume der Verbandsgemeinde ein. Weitere Infos sollen folgen.

Als Landtagspräsident und Wahlkreisabgeordneter ist Hendrik Hering nach eigener Aussage in seinem Heimatort Hachenburg seit 2015 Schirmherr eines breiten zivilgesellschaftlichen Bündnisses aus kommunalen Politikern, Kirchen, Gewerkschaften und Menschen im Westerwald: dem „Wäller Bündnis für Menschlichkeit und Toleranz“. Das Bündnis setze sich gegen Fremdenfeindlichkeit, Rassismus und Diskriminierung ein, sagt er.

„Als Landtagspräsident habe ich mir von Beginn meiner Amtszeit an die Förderung und den Schutz der Demokratie auf meine Fahnen geschrieben. Hierzu gehört insbesondere, dass wir über die vielfältigsten Bildungs- und Demokratieprogramme für alle Alters- und Zielgruppen im Landtag, in Schulen, in Betrieben Angebote machen, um nicht nur für die Demokratie und ihre Werte zu werben, sondern auch zu sensibilisieren für alle Arten von Extremismus, Menschenfeindlichkeit und Antisemitismus.“

Selten sei es wichtiger gewesen, sich für die Demokratie einzusetzen als heute. „Und dies gilt nicht nur für die Politik, sondern für jeden von uns“, mahnt Hering.

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