Jetzt werden Ulrich Hannappel, Hans Möller und Günter Kuhn zehn Ruhebänke und einen Tisch an die Ahr bringen, die sie mit Unterstützung weiterer Vereinskollegen in Deesen geschreinert haben.
Denn auch die Möbel an vielen Wanderwegen, ja, die Wege selbst hat die Flutwelle weggerissen, berichten die Haiderbacher von der Verwüstung einer ganzen Region. Als sie mit dem Heimatverein eine Wanderung dort unternahmen, kam ihnen die Idee, für einige inzwischen instand gesetzte Wege Rastgelegenheiten zu schaffen.
Also nahmen sich die ambitionierten Helfer Eichenstämme aus dem Breitenauer Gemeindewald vor, die ihnen gespendet wurden, und bauten massive Bänke daraus. Hannappel ist nicht nur Vereinsvorsitzender, sondern war auch Förster, sodass es an Holz nicht mangelte.
Sägen, hobeln, schleifen, schrauben: Auf dem Vereinsgelände am Teich bei Deesen zeugen Holzspäne von dem fleißigen Werkeln – und natürlich die schweren Bänke, die nun für den Transport an die Ahr auf zwei große Anhänger geladen werden. Den Tisch hat Hannappel zuletzt zusammengebaut, wobei schon die einzelnen Bretter kaum allein zu bewegen sind, so massiv sind sie. Die Eichenstämme sind in dem mobilen Sägewerk eines Vereinsmitglieds kostenlos in Planken geschnitten worden, in dem auch schon die Bretter für Erikas neuen Holzboden angefertigt wurden.
„Die Zeit im Ahrtal war mein größtes Erlebnis – negativ wie positiv.“
Günter Kuhn hat mit zwei weiteren Mitgliedern des Heimatvereins Haiderbach monatelang im Flutgebiet tatkräftig geholfen.
Wenn die Wanderwegmöbel am morgigen Freitag in Heimersheim angeliefert werden, nehmen Mitarbeiter des Bauhofs der Stadt Bad Neuenahr-Ahrweiler sie entgegen. „Sie wissen, welche Wege schon wieder begehbar sind, sodass die Bänke dort aufgestellt werden können“, sagt Günter Kuhn. Es werde wohl auch einen „kleinen Bahnhof“ für die zupackenden Wäller geben, obwohl die Männer vom Heimatverein das gar nicht brauchten. Bei „ihrer“ Erika hingegen werden sie sicher hereinschauen. Die Seniorin habe sich anfangs geniert, die Hilfe der Haiderbacher anzunehmen – so froh sie über das zupackende Engagement auch war.
„Einige Menschen haben sich auch geschämt, Hilfe anzunehmen, und haben uns weitergeschickt“, berichtete Kuhn damals von Begegnungen im Ahrtal. Heute aber zeigten sich viele Betroffene offener, zeigten, wie es heute ist und was sich seit der Unglücksnacht alles getan hat. „Vor Feuer kann man weglaufen – vor Wasser nicht“, ist eine überlieferte Weisheit, die Kuhn seither nicht mehr aus dem Kopf geht. Auch für Ulrich Hannappel waren die Eindrücke sehr erschütternd. Wie massiv die Schäden an dem Haus ihres Schützlings waren, macht er an einer Zahl fest: „35 Säcke Putz haben wir allein in Erikas Wohnzimmer verbraucht.“
Der Kontakt zu den Mitarbeitern des städtischen Bauhofs besteht auch schon länger. Unter anderem haben die Helfer von der Haiderbach Holzöfen, die dem Verein gespendet wurden, an die Ahr gebracht, damit die Menschen dort – abgeschnitten von der Gasversorgung – heizen konnten. Die Verteilung übernahm der Bauhof. „Erika hat erst seit etwa drei Wochen wieder einen Gasanschluss“, weiß Kuhn.
Ihr haben die Wäller neben dem Ofen auch Kaminholz gebracht. Belohnt wurden sie mit dem ersten warmen Essen, das die Seniorin in ihrer „neuen“ Küche gekocht hat: Kassler mit Sauerkraut bereitete sie für die Männer und stärkte sie für weitere Stunden schwerer Arbeit. „Die Zeit im Ahrtal war mein größtes Erlebnis – negativ wie positiv“, bringt Günter Kuhn die Emotionen der Helfer von der Haiderbach auf den Punkt.