Die Entscheidung macht sich der Montabaurer Stadtrat nicht leicht, wie die jüngste Diskussion in dem Gremium zeigte. Am Ende setzten sich hauchdünn diejenigen durch, die sich gegen einen Ausschluss von Speditionsbetrieben auf dem Gelände ausgesprochen hatten.
Zur Erinnerung: Das Aldi-Zentrallager in Montabaur war vor 35 Jahren eröffnet worden und bot zuletzt rund 150 Arbeitsplätze, was aufgrund von Teilzeitverträgen etwa 250 Beschäftigten entsprach. Trotz dieser Dimensionen war der Standort am Alten Galgen für Aldi Süd zu klein geworden, wie das Unternehmen vor einem Jahr mitteilte. Da für die notwendige Erweiterung in Montabaur der Platz fehlte, fiel die Entscheidung, den Standort aufzugeben. Den Mitarbeitern sollten alternative Weiterbeschäftigungsmöglichkeiten angeboten werden, hieß es seinerzeit.
Im Montabaurer Stadtrat ging es nun um die Frage, ob und gegebenenfalls wie zusätzliches Verkehrsaufkommen durch eine neue Nutzung des Areals vermieden werden kann. Die Straßen und Kreisel zwischen dem Alten Galgen und der Anbindung zur A 3/B 255 am ICE-Bahnhof seien jetzt schon stark belastet, wurde im Rat argumentiert. Eine Beschlussvorlage der Verwaltung im Montabaurer Rathaus sah deshalb vor, den Bebauungsplan für das Gewerbegebiet zu ändern, damit sich dort in Zukunft keine Speditionen oder Logistikbetriebe neu ansiedeln können.
Montabaur. Das seit mehr als 34 Jahren bestehende Montabaurer Zentrallager von Aldi Süd wird in gut einem Jahr Geschichte sein. Diese schockierende Nachricht erhielten die rund 250 Mitarbeiter am Montagmorgen während einer Betriebsversammlung.Schock für Mitarbeiter: Aldi Süd schließt Zentrallager in Montabaur
Neben dem mutmaßlich steigenden Verkehrsaufkommen durch eine derartige Nutzung treibt die Befürworter einer Bebauungsplanänderung vor allem der Verlust von potenziellen Arbeitsplätzen um. Peter Hülshörster von der CDU-Fraktion beispielsweise befürchtet einen extrem großen Flächenverbrauch bei vergleichsweise wenigen Beschäftigten, wenn sich dort tatsächlich eine Spedition ansiedeln sollte. Es stelle sich deshalb die Frage, ob das für die Stadt Montabaur wirklich zielführend sei. Ähnlich argumentierte auch Christof Frensch von der FWG, der vor Unternehmen warnte, die „nur die Straßen kaputt fahren und kaum Gewerbesteuer bringen“.
Andere Ratsleute stellten die kritische Frage, welche Alternativen es für derart große Hallen eigentlich geben soll. Wenn man die Nutzung zu stark einschränke, stünden die Räumlichkeiten am Ende womöglich leer, warnte Thomas Selbach (FDP). Das Thema Verkehr halte er in diesem Zusammenhang für vorgeschoben, da auch das Aldi-Lager viel angefahren wurde, sagte er.
Harald Birr (SPD) meinte ebenfalls, dass in diesem konkreten Fall nicht mit höherem Verkehrsaufkommen in Montabaur zu rechnen sei. Diese Frage müsse sich der Rat eher bei anderen Projekten stellen, argumentierte er sinngemäß, und er ergänzte, dass Produkte nun einmal von A nach B gebracht werden müssten und es dafür eben auch Speditionsstandorte benötige. Auch Christa Stendebach (fraktionslos) gab kritisch zu bedenken, dass man die Frage nach der Verkehrsbelastung bei den neuen Supermärkten in Allmannshausen nicht gestellt habe.
Nicht zuletzt äußerte Stadtbürgermeisterin Gabi Wieland die Sorge, eine Änderung des Bebauungsplans könnte auch Erweiterungsanliegen bestehender Betriebe behindern. Im Ergebnis entschied sich der Stadtrat deshalb knapp gegen die Änderung.