Hachenburg bietet Unterstützung nach der Flutkatastrophe
Nach Flutkatastrophe: Hachenburger Kulturzeit und Ahrtal gehen Partnerschaft ein
Bei einem Besuch mit der Westerwälder Flut-Reporterin Sandra Fischer (2. von rechts) informieren sich Kulturreferentin Beate Macht und Stadtbürgermeister Stefan Leukel (rechts) in der Ahr-Vinothek von Michael Lang. Foto: Ahr-Vinothek
Ahr-Vinothek

Die Hachenburger Kulturzeit hat eine Kulturpatenschaft mit dem Ahrtal, genauer gesagt mit der Ahr-Vinothek in Marienthal, aus der Taufe gehoben.

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Bei einem Besuch mit der Westerwälder Flut-Reporterin Sandra Fischer (2. von rechts) informieren sich Kulturreferentin Beate Macht und Stadtbürgermeister Stefan Leukel (rechts) in der Ahr-Vinothek von Michael Lang. Foto: Ahr-Vinothek
Ahr-Vinothek

Die Flutruine eines ehemaligen Restaurants direkt am Ahrufer dient seit der verheerenden Flut im Juli 2021 mit einer permanenten Ausstellung eindringlicher Fotos, Gegenstände und Videoinstallationen als Mahn- und Denkmal einer der größten deutschen Naturkatastrophen nach dem Zweiten Weltkrieg.

Inhaber Michael Lang ist mit zwei flutgeschädigten Häusern betroffen – einer Vinothek in Ahrweiler und besagtem Gebäude in Marienthal, das der gebürtige Bochumer „mit seinen letzten Euro“ gekauft und mit viel Liebe zum Detail hochwertig renoviert hatte. Zwei Wochen vor der Neueröffnung kam das alles vernichtende Wasser – mit einem Höchststand von 9,24 Metern. Lang beschloss, aus der Not eine Tugend zu machen, eröffnete eine abgespeckte Gaststättenversion mit „der freundlichsten Selbstbedienung“, Kaffee, Kuchen, Currywurst, Eis und natürlich Wein in der komplett entkernten Flutruine und stattete den Rohbau mit einer Vielzahl von Bildern der Flut und ihrer tragischen Konsequenzen aus.

Ergänzt werden die ungeschönten Zeitdokumente von Exponaten, denen die unfassbaren Brachialkräfte der Flut noch anzusehen sind: verschlammte Fotoalben, verdreckte Spielzeuge, komplett zerstörte Fahrzeuge, persönliche Gegenstände, die unter Schutt und Trümmern gefunden wurden. Videos mit Berichten von Betroffenen geben der Katastrophe ein persönliches Gesicht, machen das Unvorstellbare greifbar.

Nachhaltig beeindruckt von Langs bemerkenswerter Aufarbeitung der Flut, die 134 Menschen das Leben und Tausende ihre Existenz kostete, war Kulturreferentin Beate Macht bei ihren Besuchen im Ahrtal sofort klar: „Dieses Mahnmal muss als zeitgeschichtliches Dokument unbedingt erhalten und unterstützt werden.“ Mit ihrer Idee einer punktuellen Zusammenarbeit in Form einer Kulturpatenschaft, die Kulturschaffende vor Ort mit Rat und Tat beispielsweise auch im Bereich der Öffentlichkeitsarbeit unterstützt und als Ansprechpartner zur Verfügung steht, stieß sie bei Stadtbürgermeister Stefan Leukel direkt auf offene Ohren.

So soll die Kulturpatenschaft durch verschiedene Projekte den Fokus auf das massiv zerstörte Tal lenken und so immer noch dringend benötigte Unterstützung leisten. Macht kann sich beispielsweise eine geführte Tour in die außergewöhnliche Flutruine im ehemals so idyllischen Weintal vorstellen oder Ausstellungen mit ausgewählten Exponaten in der Westerwälder Kulturmetropole, abgerundet von einer Art Erzählcafé mit Videoinstallationen, aber auch Besuchen von Flutbetroffenen, die ihre Geschichte erzählen.

„Eine solche Katastrophe erinnert daran, was wirklich zählt“, ist sich Beate Macht sicher und betont, dass die komplexe Aufarbeitung der Katastrophe gleichzeitig als zeitgeschichtliche Dokumentation diene, die Missstände aufzeigt und gerade auch im Hinblick auf die einzigartige „SolidAHRität“, die sich nach der Flut entwickelte, viel über die Gesellschaft aussage. Die Förderung solcher Mahn- und Denkmäler sei deshalb umso essenzieller, sind sich die Kulturreferentin und der Stadtbürgermeister einig und freuen sich mit Lang über die neu gegründete Patenschaft. fis

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