Gemeinde investiert in Erdwärmepumpe - Bei Sanierung der Kita setzt Architekt auf regenerative Energien
Mutter Erde wärmt die Ötzinger Kita: Gemeinde setzt bei Sanierung auf regenerative Energien
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Die Bauarbeiten werden in Kürze abgeschlossen sein. Begonnen hatten sie in den Sommerferien 2023.
Maja Wagener

Ötzingen. Zuerst sollte es eine Luft-Wasser-Wärmepumpe sein, die die Kita St. Marien in Ötzingen zukünftig regenerativ heizen sollte. „Dann haben wir uns entschieden, noch etwas nachhaltiger auf den Markt zu gehen“, berichtet Architekt Ansgar Ritz vom Beschluss des Gemeinderats. Deshalb wurden in den vergangenen Wochen von einer Spezialfirma mit Spezialwerkzeug sieben Löcher in den Westerwälder Untergrund gebohrt – 80 Meter tief.

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Es sei geplant, die Kita in Ötzingen zu einem Energieeffizienzhaus 70 aufzubauen, verrät Ritz in einer Presseinformation. Gesamtbaukosten von 1,6 Millionen Euro nimmt Ötzingen dafür in die Hand. Das Bistum Limburg gibt als Träger 250.000 Euro dazu, der Kreis etwa 50.000 Euro und von der Kreditanstalt für Wiederaufbau bekommt der Ort 425.000 Euro Fördersumme.

Durch verschiedene Instandhaltungs- und Modernisierungsmaßnahmen soll die Tagesstätte damit teilweise energetisch saniert und insgesamt angepasst werden. Denn mit dem Kita-Zukunftsgesetz des Landes wurden auch in Ötzingen Um- und Anbauten nötig. Die Fassade des 900 Quadratmeter umfassenden Gebäudes, in dem sich auch Bürgermeisteramt und Jugendraum befinden, wird mit einem Wärmedämmverbundsystem verkleidet; daneben erhalten einige Fußböden eine nachträgliche Dämmung. Zudem werden die letzten ausstehenden Fenster modernisiert.

Wartungsintervalle immer kürzer

Die Wartungsintervalle bei der 25 Jahre alten Heizung seien immer kürzer geworden, sodass vermutlich bald eine umfangreiche Reparatur angestanden hätte, berichtet Architekt Ritz. Deshalb sei eine neue Heizung angedacht worden, erinnert sich Stefan Arnst, Beigeordneter von Ötzingen. „Das sind 30 Kilowatt Leistung, die wir für den Kindergarten brauchen“, weiß Ansgar Ritz. Die Überlegung war: Welche Anlage ist die richtige? Schon bald sei der Gemeinderat von der angedachten Luft-Wasser-Wärmepumpe abgerückt und habe sich für Erdwärme entschieden. Der Grund sei einfach, sagt Ritz: „Erdwärme ist immer zu haben.“

80 Meter tief reichen die Bohrungen für die Erdwärmeheizung. Architekt Ansgar Ritz (links) und Beigeordner Stefan Arnst an der Baustelle
Maja Wagener

Dafür waren insgesamt ganze sieben 80 Meter tiefe Bohrungen nötig, die eine Firma aus Polch vorgenommen hat. Die sei erst auf Basalt gestoßen und dann auf Sand, der ausgespült habe werden müsse. „Das ist aufwendiger zu bohren“, erklärt der Architekt. Insgesamt 70.000 Euro fix zahlt die Gemeinde für die Arbeiten.

Über mehrere Wochen entstanden die eindrucksvollen Löcher für die neue Erdwärmepumpe. Dazu gebe es eine Photovoltaikanlage auf der nach Süden ausgerichteten Dachfläche mit etwa 25 Kilowatt-Peak und einem Lithium-Ionen-Speicher für 20 Kilowattstunden Strom. Damit sei der Kindergarten nun dicht an der Autarkie, „aber nicht ganz autark“, schränkt der Architekt ein.

Investment amortisiert sich

Für die Kosten der Erdwärmepumpe hätte man eine große Luft-Wasser-Wärmepumpe bekommen, merkt Stefan Arnst an. Doch: „Das Investment, das wir da machen, haben wir bald wieder raus“, ist sich der Beigeordnete sicher.

Ritz hofft, dass Ötzingen mit der regenerativen Heizungsanlage eine Vorreiterrolle einnimmt und andere Gemeinden inspiriert. Denn der Ortsbürgermeister von Ötzingen, der sein Amt Ende Juni an seine Nachfolgerin Gudrun Erll abgibt, legt in seinem Architekturbüro Wert auf zukunftsorientierte, nachhaltige Bauten. So sanierte er, zusammen mit der Gemeinde Niedersayn, deren Dorfgemeinschaftshaus mit Naturmaterialien.

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Energetisch saniert und mit einer Erdwärmeheizung ausgestattet ist die Kita St. Marien in Ötzingen.
Grafik: Architekten Ritz & Losacker. Grafik: Architekten Ritz & Losac

Auch in Ötzingen werde seit einigen Jahren energetisch saniert, so Ritz. Dabei habe die Birkenhalle neben Dämmung eine Photovoltaikanlage und eine Ladesäule bekommen. Schon 2015 habe es Überlegungen gegeben, den Sportplatz, das daran anliegende Baugebiet und den Ortskern mit einem Holzhäcksel-Brennkessel zu heizen. Der Abschluss sei relativ teuer gewesen, weshalb das leider nichts geworden sei und die Gemeinde sich für Erdgas entschieden habe, bedauert der Ötzinger: „Das würden wir heute anders machen.“

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