Herrliches Frühlingswetter sorgte dafür, dass sich kürzlich eine vergleichsweise geringe Besucherzahl in die katholische Kirche in Hachenburg locken ließ. Diejenigen aber, die den Weg in das sonnengeflutete Gotteshaus gefunden hatten, wurden mit einem außergewöhnlichen Konzert des Kammerchors Marienstatt und des niederländischen Kammerchors Musica Vocalis aus Zwolle belohnt.
Die niederländischen Sänger weilten für einige Tage in der Abtei Marienstatt und starteten von dort aus zu verschiedenen Auftritten in der Region (unter anderem nach Koblenz und Wiesbaden). Da der Kammerchor Marienstatt auf seinen Konzertreisen nach Italien von diversen Chören stets aufs Herzlichste empfangen wird, hatte dessen Leiterin Veronika Zilles angeregt, im Westerwald ein Konzert gemeinsam zu gestalten.
Geistliche und weltliche Stücke erklangen
Der Gastchor aus Zwolle hatte für die Auftritte während seiner Konzertreise circa 30 Stücke vorbereitet, alle mit einem hohen Anspruch. Das Programm in Hachenburg eröffnete Musica Vocalis mit zwei Sätzen einer Missa Brevis des holländischen Komponisten de Leeuw. Es folgten Schütz´ „Selig sind die Toten“ und als strahlender Abschluss des ersten Programmblocks „Ave Generosa“ der englischen Komponistin Margaret Rizza – ein imposantes, achtstimmiges Klangjuwel.

Der Kammerchor Marienstatt ließ anschließend drei geistliche und zwei weltliche Stücke erklingen. „Diliges Dominum“ des Isländers Sigurdur Saevarsson ging ebenso unter die Haut wie „O salutaris hostia“ von Marton Levente Horvath. Ein weiterer anspruchsvoller wie eindrucksvoller Höhepunkt war der Vespergesang „Adspice domine“ für Männerchor und Violoncello. Das Stück „O du stille Zeit“ in der Vertonung von Simon Waver zauberte etlichen Zuhörern ein Lächeln ins Gesicht und verlockte andere zum stummen Mitsingen.
Über die Kraft des Zusammenhalts in schwierigen Zeiten
Der Abschluss dieses Programmteils weckte bei Sängern und Publikum besondere Emotionen: Johanna Nickol, selbst Sängerin des Kammerchors Marienstatt, komponierte „Through unity we rise“, ein Stück, das den Fokus auf die Kraft des Zusammenhalts in Zeiten von zerbröckelnden Demokratien richtet. Das Zusammenspiel von Chorgesang, Klavier (Veronika Zilles) und Violoncello (Johanna Nickol) setzte neben dem ansonsten reinen A-cappella-Programm einen besonderen Akzent.
Musica Vocalis fügte drei zeitgenössische Stücke niederländischer Komponisten an. „The Lamb“ und „The Tyger“ (van Nieuwkerk) rissen die Zuhörer mit ihren der Spätromantik entronnenen Harmonien und Rhythmen ebenso mit wie „Water-Lily“ (Stategier).
Gemeinsames Musizieren sorgt für Glücksgefühle
Für die Sänger beider Chöre zahlte sich die Idee des gemeinsamen Musizierens aus. Vom ersten Moment der gemeinsamen Probe an herrschte eine tolle Atmosphäre, man kam sofort ins Gespräch, es wurde viel gelacht. Am Ende des Konzerts gaben alle gemeinsam dann noch ein romantisches Highlight zum Besten: „Denn er hat seinen Engeln befohlen“ von Mendelssohn war für die Sänger eine sichtbare Freude und veranlasste die Zuhörer zu Ovationen, sodass Rheinbergers „Abendlied“ als Zugabe unvermeidbar war. red/nh