Im Bericht und im Plan werden nämlich mehr als deutlich, dass sich auf der einen Seite die Entsorgungskosten für Abfälle erhöhen und gleichzeitig die Erlöse bei vielen verwertbaren Rohstoffen sinken.
Für das kommende Jahr müssen die Westerwälder deshalb mit folgenden neuen Abfallgebühren rechnen: Ein Ein-Personen-Haushalt soll künftig 148,20 Euro statt 140,20 Euro zahlen, ein Zwei-bis-Vier-Personen-Haushalt 199,70 Euro statt bis dato 189,10 Euro und ein Fünf-und-mehr-Personen-Haushalt statt bisher 239,90 Euro im nächsten Jahr 253,40 Euro. Diesem Vorschlag der WAB hat der Westerwälder Werkausschuss in seiner jüngsten Sitzung einstimmig dem Kreis zur Beschlussfassung vorgeschlagen. Der Kreistag wird nun darüber in seiner nächsten Sitzung am 9. Dezember entscheiden.
„Als Kostentreiber für die vorgeschlagene Gebührenerhöhung ab dem 1. Januar sind folgende Aufwendungen des Wirtschaftsplanentwurfes für 2023 auszumachen“, machten die Fachleute vom WAB deutlich. „Diese wirken sich innerhalb der Gebührenkalkulation auf fast jeden einzelnen Gebührensatz aus.“ Der Materialaufwand insgesamt wird voraussichtlich 2023 gegenüber 2022 um rund 950.000 Euro steigen, wovon die Aufwendungen für Roh-, Hilfs- und Betriebsstoffe und für bezogene Waren einen Steigerungsbetrag von 593.000 Euro ausmachen werden. Die Steigerung liegt bei den Aufwendungen für bezogene Leistungen bei einem Betrag von 357.000 Euro.
Die Entsorgungskosten für Abfälle aus Haushalten und Gewerbebetrieben vermindern sich dagegen aufgrund der zu erwartenden Mengen und der vertraglichen Vorgaben um 130.000 Euro. Die Entsorgungskosten für Bioabfälle erhöhen sich durch Vertragsanpassungen und die zu erwartenden neuen Entsorgungspreise. Dabei sinken die erwartenden Bioabfallmengen. Das habe schon im aktuellen Jahr zu unplanbaren Veränderungen gesorgt, machten die WAB-Experten deutlich. Denn durch die lange Trockenheit sei erheblich weniger Biomüll angefallen, als es vorausberechnet war.
Und aufgrund des Materialmangels komme es zu dem ungewöhnlichen Effekt, dass die Entsorgung mancher Abfallarten wie altes Holz kein Geld mehr kosten, sondern sogar Geld bringen könnte – wenn sie denn den WAB erreichen. Aber alte Paletten oder Reste davon werden mittlerweile schon in vielen Firmen von den Mitarbeitern mit nach Hause genommen und als Brennholz genutzt. Unter diesen Voraussetzungen und angesichts der unsicheren weiteren Entwicklung sei es gar nicht so leicht, aus heutiger Sicht überhaupt die Gebühren für 2023 zu kalkulieren, machte Landrat Achim Schwickert deutlich: „Mein Ergebnis ist, dass wir mit einer Erhöhung der Gebühren um etwa 5,6 Prozent noch mit einem blauen Auge davongekommen sind.“ Aber dass sei leider dennoch eine erhebliche Steigerung gegenüber den Vorjahren.
Ein großes Fragezeichen gebe es auch noch bei der Verfügbarkeit und dem Preis von Treibstoffen für die vielen WAB-Fahrzeuge. Es werde zwar so viel Diesel bevorratet, dass die Abfallentsorgung für eine längere Zeit gesichert sei, „aber der WAB betreibt kein Großdiesellager“, so Schwickert. Und die WAB-Leute können noch nicht einmal alte Fahrzeuge verkaufen und dadurch Erlöse erzielen, weil bei den Herstellern derzeit kaum neue zu haben sind.