Historisches Gewölbe steht dem Förderverein von "Kultur im Keller" 2025 weiter zur Verfügung - Stadtbürgermeisterin hat ein neues Domizil gefunden
Montabaurer Kulturbühne ist gerettet
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Veranstalterin Jutta Linden-Quirmbach und künstlerischer Leiter Mirko Meurer haben lange gebangt und für "Kultur im Keller" in Montabaur gekämpft - nun hat Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher eine neue Bleibe für die Kleinkunstbühne gefunden. Und bis diese zur Verfügung steht, können die Ehrenamtler mit ihrem Programm im Gewölbekeller bleiben. Foto: Katrin Maue-Klaeser
Katrin Maue-Klaeser

Montabaur. Wann gehen im Montabaurer Gewölbe die Lichter aus? Das fragen sich die beiden Schlüsselfiguren von „Kultur im Keller“ (KiK), Veranstalterin Jutta Linden-Quirmbach und der Künstlerische Leiter Mirko Meurer, seit geraumer Zeit. Schon vor mehr als einem Jahr waren sie deshalb auf den damaligen Stadtrat und die damalige Stadtbürgermeisterin zugegangen – die erhoffte Unterstützung erfahren sie erst jetzt: Die neue Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher hat nach einer Reihe intensiver Gespräche eine Bleibe für die namhafte Kleinkunstbühne gefunden.

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Veranstaltungsort wird allerdings nur noch für einige Monate weiter der Gewölbekeller sein: Inhaber Johannes Becker-Flügel, Sohn und Erbe des Initiators des Historica-Gewölbes, möchte den Bruchsteinkeller zusammen mit der darüberliegenden Kneipe, die unter dem Namen „Mauerwerk“ bekannt ist, veräußern. Durch den Notausgang, der vom Gewölbe treppauf in die Wirtschaft führt, kann der Keller nur in Verbindung mit der Kneipe genutzt werden. Diese steht seit Jahren leer, das KiK-Team hat den Schlüssel, um bei Veranstaltungen den Notausstieg zu gewährleisten.

Verbrauchskosten sind für die Jahre 2023, 2024 und 2025 abgesichert

Nachdem Stadtchefin Melanie Leicher Jutta Linden-Quirmbach zugesagt hat, dass die Stadt die Verbrauchskosten des Gewölbes für die Jahre 2023, 2024 und 2025 absichert, stimmt der Inhaber nun zu, dass der KiK-Förderverein den Gewölbekeller auch im kommenden Jahr nutzen darf. Bereits ab Mitte 2025 stehe der Kleinkunstbühne allerdings die neue Bleibe zur Verfügung, verkündet Leicher den Erfolg ihres Engagements.

Linden-Quirmbach fiel ein Stein vom Herzen: „Das muss eigentlich ganz Montabaur gehört haben“, sagt sie. Und nachdem sie zuletzt durch die Ungewissheit so zermürbt war, dass sie ans Aufhören dachte, hat die neue Perspektive für das einzigartige Kulturangebot ihr einen Motivationsschub gegeben. Zuletzt hatte Mirko Meurer, der – selbst Musiker – den Kontakt zu Künstlern und Agenturen für KiK pflegt, auf Anfragen auch prominenter Bühnengäste für das kommende Jahr keine Zusagen geben können. Schauspielgrößen wie Eva Mattes, Suzanne von Borsody und Jutta Speidel hatten Interesse bekundet, 2025 im Gewölbe aufzutreten, berichtet er.

Ob sie nun, da die Zukunft der Kleinkunstbühne gesichert ist, noch Platz in ihren Kalendern frei haben, muss sich zeigen. „Wir haben jetzt spontan 22 Ideen entwickelt für ein Jahresprogramm – jetzt geht es darum, was sich umsetzen lässt“, sagt Linden-Quirmbach. Sie ist glücklich mit dem neuen Veranstaltungsort. „Es ist wieder ein Ort mit Geschichte und eigener Atmosphäre“, betont sie die Punkte, die schon den Gewölbekeller für Veranstalter, Künstler und Publikum auszeichnen. Und die für sie unbedingt zu dem besonderen Genremix der Kultur im Keller dazugehören. „Ich gehe mit diesem Programm nicht in ein Dorfgemeinschaftshaus“, hatte sie postuliert, und auch Meurer schloss einen Umzug beispielsweise in die gegenübergelegene Stadthalle aus. Dort fehlten die heimelige Atmosphäre und der Bezug zur Geschichte der Stadt.

Vor wenigen Tagen, am 28. September, hatte Meurer über die Online-Plattform Open Petition ein weiteres Ersuchen an den Montabaurer Stadtrat adressiert, das nach vier Tagen schon fast 400 Unterschriften aufwies. Am Tag zuvor hatte er auf Facebook einen leidenschaftlichen Appell veröffentlicht: „Für die Kleinkunstbühne Kultur im Keller in Montabaur wird es sehr eng. Derzeit haben wir noch keine Planungssicherheit, und wenn nicht noch eine Lösung vom Himmel fällt, gehen für unsere komplett ehrenamtliche Initiative am Ende des Jahres die Lichter aus“, schrieb er unter anderem.

Besonderen Mix aus Lesungen, Weltmusik, Jazz und Schauspiel

Nun ist die „kleine feine Bühne“ gerettet. Meurer und Linden-Quirmbach wollen die besondere Mischung aus „Lesungen, Weltmusik, Schauspiel, Jazz, Chanson und mehr“ fortsetzen, „für die man sonst nach Köln oder Frankfurt fahren müsste“. Und sie hoffen außerdem, dass ihnen sowohl die weit gereisten Gäste aus diesen Metropolen, aus Bonn, Wiesbaden oder auch von der Mosel treu bleiben als auch das Publikum aus der Region, das den Genremix ohne lange Anreise und barrierefrei in der Kreisstadt genießen kann. „Kunst und Kultur sind ein wichtiges Angebot für die Bürger“, bekräftigt Mirko Meurer und betont das ehrenamtliche Engagement aller Beteiligten.

Den von Becker-Flügel aufgerufenen Kaufpreis für das Gesamtpaket aus Kneipe und Gewölbe hatte der Stadtrat – insbesondere mit Blick auf die absehbaren Instandsetzungs- und Erhaltungskosten – als zu hoch verworfen. Jutta Linden-Quirmbach nennt die Forderung „utopisch“.

Stadtbürgermeisterin Melanie Leicher ist froh, dass ihre Verhandlungen nun zum Erfolg geführt haben und dass dieses besondere kulturelle Angebot für Montabaur erhalten bleibt. „Damit behält die Stadt auch eine Kulturstätte von besonderem Format“, sagt sie mit Blick auf das Angebot.

Von Katrin Maue-Klaeser

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