Bei Nabu-Wettbewerb "Gemeinsam Boden gut machen" setzt sich Betrieb in Maxsain durch und erhält Förderung für die Umstellung auf Ökolandbau
Mit Preisgeld zum Bio-Bauernhof: Familie Aller überzeugt den Nabu mit ihrem Engagement
Andreas (von links), Annette und Antonia Aller bewirtschaften gemeinsam den Wiesenhof in Maxsain. Vor einigen Jahren haben sie die Umstellung zum Ökobetrieb in Angriff genommen.
Naturland

Der Wiesenhof aus Maxsain wird von Andreas, Annette und Tochter Antonia Aller bewirtschaftet. Der Naturland-Betrieb Wiesenhof hat in diesem Jahr den Nabu-Förderpreis „Gemeinsam Boden gut machen“ in Rheinland-Pfalz gewonnen, wie der Naturland-Verband für ökologischen Landbau in einer Pressemitteilung schreibt. Die beiden Generationen Aller bewirtschaften die 200 Hektar große Milchviehhaltung und Bullenmast gemeinsam.

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2018 entschlossen sie sich, den Betrieb auf ökologischen Landbau umzustellen und Mitglied im Naturland-Verband zu werden. „Für uns war die Umstellung die Konsequenz des Weges, den wir seit einigen Jahren gehen: der Natur wieder mehr Raum geben, weniger auf Agrarindustrien angewiesen zu sein und das ganze Jahr mit gutem Gewissen durch seine eigenen Felder gehen“, erläutert Andreas Aller die Entscheidung der Familie. „Mit dem Ökolandbau macht die Landwirtschaft wieder Spaß“, betont der 56-Jährige.

240 Rinder hält Familie Aller auf dem Wiesenhof, davon 85 Milchkühe und 45 Bullen plus Kälber – und zwar weibliche und männliche. Bereits vor der Umstellung auf Bio konnten die Milchkühe auf die Weide, schreibt Naturland, der Betrieb habe knapp 60 Hektar Weidefläche und verfüge somit über viel Platz für seine Tiere.

Dass jetzt auch die Bullen den kompletten Sommer auf der Weide verbringen, verdankten sie der Umstellung auf Bio. „Uns war es wichtig, dass wir kein Tier an einen nicht-ökologischen Betrieb abgeben müssen“, erklärt Annette Aller den ungewöhnlichen Schritt, auch die männliche Nachzucht auf dem Hof zu halten. Der Betrieb setzt seit der Umstellung vermehrt auf Fleckvieh, eine sogenannte Zweinutzungsrasse, die sich für Milch- und Fleischerzeugung gut eignet.

Für Familie Aller sei die Umstellung auf Ökolandbau keine einfache Entscheidung gewesen, denn eine Biomolkerei gab und gibt es in Rheinland-Pfalz nicht und somit auch keinen gesicherten Absatz für ihre Biomilch. Doch sie seien von Bio „so überzeugt, dass sie das Risiko trotzdem eingegangen sind“. Über die Milcherzeugergemeinschaft Rheinland-Pfalz–Saar habe sich eine Lösung gefunden, die Biomilch zu vermarkten. Bei der Vermarktung ihres Biofleischs steht Familie Aller aber noch am Anfang. Gern würden sie das Fleisch direkt oder bei regionalen Metzgereien vermarkten – notwendig wäre aber größere Nachfrage von Verbrauchern, die bereit sind, den höheren Preis zu bezahlen.

Heizen mit Hackschnitzeln aus dem eigenen Holz, Solarthermie für warmes Wasser und Fotovoltaik zur Stromerzeugung für den Betrieb und den eigens umgebauten E-Geländewagen – „nach diesen Schritten war die Umstellung auf den Öko-Landbau die logische Konsequenz einer langjährigen Optimierung des Betriebs in Richtung Nachhaltigkeit“, schreibt Naturland weiter. Auch Allers bekämen zunehmend die Auswirkungen sich verändernder Umweltbedingungen zu spüren.

„Vor allem das Wetter in den letzten Jahren macht uns zu schaffen. Immer längere Trockenperioden zwingen uns dazu, den Boden so zu bewirtschaften, dass Mikroorganismen, Humusgehalt, Regenwürmer und unsere Kulturen sich auf dem Feld wohlfühlen und mit dem geringeren Niederschlag irgendwie auskommen“, erzählt die Juniorchefin. „Die Natur ist nicht von uns abhängig, sondern wir von der Natur. Das bekommen wir Landwirte und Landwirtinnen bei unserer täglichen Arbeit immer wieder gezeigt“, fügt die 26-Jährige hinzu.

Schon lange engagierten sich Allers auf ihrem Betrieb auch für mehr Biodiversität und Artenschutz. Blühstreifen, Uferrandstreifen und die Anlage von Streuobstwiesen gehörten zur täglichen Arbeit auf dem Wiesenhof. In den vergangenen zehn Jahren seien mehr als 500 Bäume gepflanzt worden, um den Lebensraum für heimische Vögel und Insekten zu stärken. Auch das Preisgeld des Nabu-Wettbewerbs wollen Allers für diesen Bereich einsetzen, zum Beispiel in eine Mähtechnik, die besonders schonend für Insekten und Amphibien ist. Investitionen also, die „sich monetär vielleicht nicht rechnen, aber unserer Artenvielfalt und Natur wieder etwas zurückgeben“, erklärt Antonia Aller.

Am Samstag, 21. August, um 19 Uhr beginnt ein Hofrundgang über den Wiesenhof. Bei der Veranstaltung zum Thema „Zukunft der Landwirtschaft“ beleuchtet Familie Aller, wie ihre Umstellung auf „Bio“ funktioniert, welche Unterschiede zwischen konventioneller und ökologischer Bewirtschaftung sie sehen und wie sie zur Artenvielfalt beitragen.

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