Jugend-, Bürger- und Kulturzentrum in Höhr-Grenzhausen steht allen offen
Meilenstein und Unikat: Stadt Höhr-Grenzhausen feiert Einweihung des neuen Jugend-, Bürger- und Kulturzentrums
Ein Unikat, ein Meilenstein, zu 100 Prozent perfekt: Das maßgeschneiderte Gebäude soll unter anderem die Innenstadt von Höhr beleben.
Maja Wagener

Höhr-Grenzhausen. Genau sieben Jahre ist es her, dass die Idee aufblitzte – sieben Jahre bis zum nun endlich fertiggestellten Projekt: Feierlich wurde das neue Jugend-, Bürger- und Kulturzentrum in der Innenstadt von Höhr-Grenzhausen eingeweiht. Schon jetzt hat das Gebäude, das in Größe und Möglichkeiten seinesgleichen sucht, bewegte Zeiten hinter sich. An die erinnerte Stadtbürgermeister Michael Thiesen.

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Schon das Grundstück, auf dem der neue Treffpunkt für Jugend, Senioren und alle Altersgruppen dazwischen heute steht, habe eine wechselvolle Geschichte, berichtete Michael Thiesen, nachdem er die vielen an der Entstehung und Umsetzung des Gebäudes Beteiligten begrüßt hatte. Sie alle, Architekten und Planer, Projektsteuerin und das Zweite-Heimat-Team, Stadtrat und Mitarbeiter der Kommunen, Förderer, Handwerker und Kinderschutzkinder (die bezaubernd musikalisch einführten) fanden im neuen Kultursaal Platz, der, dank einer äußerst großzügigen Spende der Else-Schütz-Stiftung über 240.000 Euro, edel möbliert und mit allerneuester Technik ausgestattet ist.

Wo er jetzt stehe, habe sich das Wohnzimmer der Witwe von Karl-Heinz Weber, Edeltrud Weber, befunden. In dem habe die Stadt lange verhandelt, um den Grund, auf dem zunächst eine Keramikfabrik und später eine Saftkelterei geschäftlich tätig waren, zu erwerben, berichtete Thiesen weiter. Zu dem Zeitpunkt hatte die Stadt von dem Förderprogramm „Investitionspakt soziale Integration im Quartier“ von Bund und Land erfahren. „Dieses Förderprogramm passte wie die Faust aufs Auge für Höhr-Grenzhausen“, wurde der Stadtchef anschaulich. Schnell sei die Idee geboren worden, auf dem Grundstück, das mitten in Höhr gelegen und fürs Gewerbe ausgewiesen war, ein Kultur- und Bürgerzentrum zu errichten, und konkrete Pläne waren gemacht worden – noch ohne das Grundstück zu besitzen.

„Mehr Belebung geht nicht.“

ist Stadtbürgermeister Michael Thiesen überzeugt

Er sei nachts um 3 Uhr wach geworden und habe darüber nachgedacht, was dort entstehen könnte, um die Innenstadt von Höhr zu beleben, wie es Ziel war und ist, verriet Werner Bayer, Leiter des Jugend- und Kulturzentrums Zweite Heimat, später in einer seiner seltenen Reden im Rampenlicht. Bis dahin habe die Zweite Heimat vier Gebäude für Kinderhort, Tanzschule, Jugendhaus, Veranstaltungssaal und Treff 34 genutzt; nun sind alle Bedürfnisse unter einem Dach versammelt.

Zu der Ein-Gebäude-Lösung habe die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion als einer der Fördergeber die Stadt Höhr-Grenzhausen gedrängt, um Kosten einzusparen, erinnerte sich Thiesen. Geplant waren zwei Häuser; nun wurde der Wirtschaftlichkeit halber umgeplant. Die Fördersumme von 3,76 Millionen Euro, die 90 Prozent der Kosten umfasste, sei da schon zugesagt gewesen, berichtete er weiter. Heute liege der Betrag der Förderung bei 4,32 Millionen Euro und der Eigenanteil der Stadt bei 2,72 Millionen Euro. Bereits seit einigen Wochen gingen in dem Haus im Zentrum Höhrs täglich bis zu hundert Menschen ein und aus und holten nicht nur die Kinder dort ab, wo sie zu Hause seien, erklärte Thiesen: „Mehr Belebung geht nicht.“

Mit vielen Beteiligten feierten (von links) Christian Keller, Michael Thiesen, Perizat Dzahmalbekhova, Karin Probst-Bayer, Werner Bayer und Thilo Becker die Einweihung des neuen Jugend-, Bürger- und Kulturzentrums in Höhr.
Frederic Kruft/VG Höhr-Grenzhausen. Frederic Kruft / VG Höhr-Grenzha

Dafür habe die Zweite Heimat alle Räume, die sie sich gewünscht habe, genehmigt bekommen, betonte Werner Bayer. Das Team mit Bayer, Karin Probst-Bayer, Christian Keller und Perizat Dzahmalbekhova hatte dazu einen 170 Seiten umfassenden Raumplan geschrieben. In dem sei jedes Detail aufgeführt und begründet gewesen, berichtete der Leiter des Kulturzentrums weiter, zum Beispiel ein Wickeltisch, zu dem seine Frau die Idee hatte.

Dank der Else-Schütz-Stiftung sei das Haus nicht nur architektonisch, sondern auch innen makellos. Dass das gesamte Team inklusive der Söhne des Ehepaars Bayer bei den Möbeln jede Schraube selbst eingedreht hatte, hatte der Stadtchef zuvor verraten. „Das Haus ist zu 100 Prozent perfekt“, zeigte sich Bayer begeistert; man müsse lange suchen, um so ein Jugendzentrum zu finden.

„Dieser Neubau hier markiert auch einen Meilenstein in unserer Geschichte, in der Geschichte der Stadt“, geriet Thilo Becker, Bürgermeister der Verbandsgemeinde, ins Schwärmen. Mit dem Neubau werde nahezu der Abschluss des Sanierungsgebietes in Höhr markiert. Es solle ein Ort der Bildung und Kultur, der Talentförderung und der neuen Perspektiven sein, denn: „Bildung und Kultur sind wichtige Werkzeuge, um geistige Enge zu unterbinden“, betonte Becker. „Dieses Gebäude ist nicht normal, es ist ein Unikat, maßgeschneidert“, fügte Architekt Ingo Schneider den Superlativen einen weiteren hinzu, bevor die Einweihungsparty schließlich gemütlich wurde.

Daten, Fakten und ein paar graue Strähnen

Das neue Bürgerzentrum umfasst 1614 Quadratmeter Nutzfläche. Der Untergrund war so schlecht, dass Betonpfeiler in einer Gesamtlänge von 1730 Metern gegossen werden mussten. Der Grundstein wurde am 24. Juni 2022 gelegt, fast auf den Tag genau zwei Jahre vor der Einweihung. Am 20. Februar 2024 traf den gerade fertiggestellten Neubau ein massiver Wasserschaden durch einen gelösten Schlauch in einer der Küchen, wenige Tage später ein zweiter. Daniel Ganis, Ingenieur im Tiefbau der VG, der sich über sieben Jahre um das Projekt kümmerte, habe dabei graue Strähnen bekommen, flachste Stadtchef Michael Thiesen. Zehn Jahre habe es ihn gekostet, lachte Ganis.

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