Zum Beispiel auf dem Laigueglia-Platz in Höhr-Grenzhausen. Dort hatten zahlreiche Familien während der Adventszeit eine liebevolle Weihnachtslandschaft errichtet. Mehrere Hundert Menschen feierten dort an Heiligabend einen außergewöhnlichen Familiengottesdienst: Begleitet von klassischen Weihnachtsliedern und modernen Popsongs, erzählten Kinder und Erwachsene die Weihnachtsgeschichte nach. Eine Hoffnungsgeschichte, die in diesem Jahr nicht nur viele Christen mit einem besonderen Wunsch verbinden: dem Wunsch nach Frieden.
Seid füreinander da! Sucht Frieden auf Erden. Die Menschlichkeit Gottes ist und bleibt der große Widerspruch gegen alle Unmenschlichkeit des Menschen.
Der hessen-nassauische Kirchenpräsident Volker Jung erinnerte an die Gemeinschaft stiftende Kraft der Weihnachtsbotschaft. „Als Menschen sind wir aufeinander angewiesen. Wir sind bestimmt, füreinander da zu sein“, sagte er an Weihnachten in einem Gottesdienst in der Frankfurter Katharinenkirche. Darauf weise die biblische Geburtsgeschichte Jesu hin. Jung: „Das Kind in der Krippe ist angewiesen darauf, dass seine Eltern für es da sind. Maria und Josef sind aufeinander angewiesen und darauf, dass andere für sie da sind.“ Von Jesus Christus und seinem Leben gehe deshalb die Botschaft aus: „Seid füreinander da! Sucht Frieden auf Erden. Die Menschlichkeit Gottes ist und bleibt der große Widerspruch gegen alle Unmenschlichkeit des Menschen.“
Dies könnten Menschen aber nicht alleine verwirklichen. Dazu sei auch eine tragende Gemeinschaft nötig, fügte Jung angesichts von Medienberichten über anhaltende Kirchenaustritte an. Jung in einer Mitteilung zum Gottesdienst: „Ich bin vor Kurzem gefragt worden: ‚Glauben Sie nicht, dass ich meinen Glauben auch ohne die Kirche leben kann?‘ Ich habe geantwortet: ‚Über Ihren Glauben kann und will ich nicht urteilen.‘ Jeder Mensch kann den eigenen Glauben leben. Aber ich denke auch: Glauben braucht Gemeinschaft.“ Diese sei nötig, um selbst immer wieder Stärkung im Glauben zu erfahren und um gemeinsam für andere da zu sein.
Erfahrung aus dem Sommerurlaub
In seiner Predigt im Heiligabend-Gottesdienst in der Kapelle des Limburger Bischofshauses schilderte Bischof Georg Bätzing eine Erfahrung aus dem Sommerurlaub: Voller Erwartungen habe er die Kirche St. Bartholomäus in Zell bei Oberstaufen besucht. Die Altäre und Bilderzyklen an den Wänden des Chorraumes aus der Zeit um 1440 seien nahezu unversehrt und werden als Meisterwerke der Gotik ausgewiesen. Doch ausgerechnet das Weihnachtsbild habe Schaden genommen. Ein Türbogen habe Teile des Freskos zerstört, und die Rückenlehnen eines Chorgestühls ragten in die Motive des Marienzyklus' hinein.
Während in vielen Westerwälder Orten an Heiligabend und Weihnachten die Gotteshäuser meistens wohl gut gefüllt waren, hätten es am Weihnachtsmorgen in der schmucken Heilberscheider Dorfkirche ruhig etwas mehr Gläubige sein können.Markus Müller zum Weihnachtsmorgen: Strom kam genau zur Messe wieder
„Meine erste Reaktion: Wie konnte man nur! Heutzutage würde die Denkmalpflege verhindern, Kunstwerke so zu beschädigen“, schilderte Bätzing. Damals habe man wahrscheinlich dringend Platz gebraucht, weil das Dorf gewachsen sei. Deshalb seien ein Chorgestühl und die Tür bebaut worden, die in eine angebaute Sakristei führt. Immer wieder habe der Bischof versucht, sich auf das Krippenbild an der Wand mit seinen schönen Details zu konzentrieren, doch seine Augen seien immer wieder zur wuchtigen Tür gesprungen. Dann habe es „klick“ gemacht, und er sei darauf gestoßen, dass es eigentlich keine trefflichere Deutung der Weihnachtserzählung geben könne. „Eine Tür und freie Plätze. Für mich ist das Weihnachten auf den Punkt gebracht“, so Bätzing.
„Gott kann die Türen aufstoßen, die verriegelt waren. In seinem Haus ist Platz genug“, erklärte Bätzing. Gottes Tür stehe immer offen, und jeder Mensch habe bei ihm einen festen Platz. Niemand müsse verzweifeln, was immer auch das Leben bringe. Niemand brauche mehr getrieben umherzuirren zwischen denen, die mit ihren Versprechungen mal hierher, mal dorthin zögen, ohne wirklich Sinn und Halt zu schenken.
Auch zum Jahreswechsel laden die christlichen Kirchengemeinden zu vielen Gottesdiensten ein: Eine Übersicht gibt's auf den Webseiten der Kirchengemeinden, in den Gemeindebriefen und unter www.bistumlimburg.de