Von unserem Redakteur Thorsten Ferdinand
Erst kürzlich erhielt das DRK-Klinikum in Hachenburg einen leistungsstarken Herzkatheter (die WZ berichtete). Es ist damit neben dem Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach die zweite Einrichtung im Kreis, die einen derartigen kardiologischen Messplatz vorhält. In Dernbach laufen darüber hinaus derzeit Umbauarbeiten, durch die unter anderem die Aufzugfahrt bei der Anlieferung von Liegendpatienten eingespart werden kann. In der nun ebenerdig erreichbaren 24-Stunden-Notaufnahme des Klinikums werden Patienten von Ärzten verschiedener Disziplinen untersucht, bevor sie einer Abteilung zugeordnet werden. Dazu wurde im Erdgeschoss ein Bereich mit einem Schockraum und sechs Kurzzeitliegeplätzen eingerichtet.
In Montabaur schließlich wird aktuell die invasive Kardiologie neu aufgebaut. Nach dem Zusammenschluss des Brüderkrankenhauses mit dem Marienhof und dem Brüderhaus zum Katholischen Klinikum Koblenz-Montabaur wurden die planbaren Herzbehandlungen meist in der Schängel-Stadt durchgeführt. Das soll sich künftig ändern: Eine erste Schrittmacherimplantation in Montabaur ist vor einigen Tagen bereits erfolgreich durchgeführt worden. In Zukunft werden die Chefärzte und Experten des Marienhofs häufiger auch in der Westerwälder Kreisstadt sein, um die Anfahrtswege für Herzpatienten zu verkürzen. Die Verbesserungen im Westerwald sind durchaus nötig, wie ein Blick in die Statistik zeigt. Im Kreis starben noch vor zwei Jahren fast ein Drittel Menschen mehr an einem Herzinfarkt als im bundesdeutschen Durchschnitt. Hauptgründe: Bei einem Infarkt sind die Wege vor allem im oberen Westerwald teilweise recht weit.
Das Herz-Jesu-Krankenhaus in Dernbach war jahrelang das einzige Klinikum im Kreis, das die Katheteruntersuchungen bei einem akuten Infarktverdacht überhaupt durchführen konnte. Bei einer langen Anfahrt aus entlegenen Dörfern fehlten deshalb mitunter entscheidende Minuten. Ist Dernbach erst einmal erreicht, können Herz- und Kreislauferkrankungen dort an zwei Herzkatheterplätzen und einer Stroke-Unit, also einer Spezialstation für Schlaganfälle, rund um die Uhr schnell behandelt werden, erklärt der Ärztliche Direktor des Herz-Jesu-Krankenhauses, Dr. Christoph Lerchen. Eine solche Schlaganfallstation gibt es darüber hinaus am Evangelischen Krankenhaus in Selters. Insgesamt leben auch im Westerwald die Patienten mit Herzkrankungen inzwischen deutlich länger als früher. Der medizinische Fortschritt hat die Prognosen bei Infarkten und Herzschwäche in den vergangenen Jahrzehnten deutlich verbessert. Dies führt aber auch dazu, dass die behandelten Menschen im Durchschnitt immer älter sind, was die Eingriffe aufgrund weiterer Alterserkrankungen teilweise komplizierter macht.
Dass im Westerwald weiterhin mehr Menschen an einem Herzinfarkt sterben als in großen Städten liegt nach Expertenangaben auch an einer immer noch ausbaufähigen Anzahl von Kathetherplätzen und einer geringeren Spezialistenzahl auf dem Land. Gleichwohl haben die Politik und die Krankenhausträger erkannt, dass in diesem Bereich etwas getan werden muss. Große Investitionen in die vier Westerwälder Krankenhausstandorte Dernbach, Hachenburg, Montabaur und Selters zeugen davon.