Spezialraupen fressen sich derzeit durch den Wiesensee. Und sie finden reichlich Futter. Die Maschinen sind Eigenentwicklungen der Fachfirma R-P. Meyer-Luhdorf Biotop-Management (Winsen/Luhe), welche derzeit dort Entbuschungs- und Mäharbeiten durchführt. Die Firma ist seit Dienstag dabei, den Gehölzaufwuchs und zum Teil auch Gehölzpartien, die schon drei bis vier Meter hoch sind, aus dem Seebecken zu schneiden und abzutransportieren. Bei dem Gehölz handelt es sich um Weiden und Erlenschößlinge.
Die flächigen Mäharbeiten im Seebecken sind erforderlich, um die Biomasse aus dem Gewässer zu entfernen. Die gesamte Biomasse wird gesammelt und in die stoffliche Verwertung gegeben, das heißt, das organische Material wird kompostiert und kann später weiterverwendet werden. Diese Maßnahmen sind zwingend erforderlich, um den See für eine spätere Flutung vorzubereiten. „Ohne diese Maßnahme würde das Gewässer mit Schilf und Gehölzen zuwachsen“, sagt Rolf-Peter Meyer.
„ Alle ziehen hier an einem Strang. Wir engagieren uns hier gerne.“
Rolf-Peter Meyer, Chef der Fachfirma, die den Wiesensee mäht
Die Spezialfirma, die für die Verbandsgemeinde Westerburg diese Arbeiten ausführt, ist seit mehr als 40 Jahren mit der Bearbeitung solcher Projekte vertraut. Die Spezialraupen, die im Wiesensee eingesetzt werden, sind Eigenentwicklungen, von denen Meyer-Luhdorf bundesweit sieben Exemplare in Deutschland und den Nachbarstaaten einsetzt. „Hier kann man nicht mit einem Trecker reinfahren“, meint Siegfried Lenz, als er gerade eine der großen Raupen in den See lenkt. Das Besondere an seinem Fahrzeug ist, dass es mit Minimalbodendruck (unter 100 Gramm pro Zentimeter) arbeitet. Das ist viel weniger, als ein Mensch aufbringt.
Im Inneren des Fahrzeugs befinden sich Kameras, mit denen der Fahrzeugführer die Umgebung und das Schnittgut genau im Blick hat. Das Schnittgut wird aufgenommen und an Land gebracht. Dort wird es dann, wie Markus Hof (Bürgermeister der Verbandsgemeinde Westerburg), weiter ausführt, von Bauhofmitarbeitern in Containern zur Entsorgung zur Firma Bellersheim gebracht.

Arbeiten werden voraussichtlich bis Weihnachten dauern
Wie lange die Mäharbeiten dauern werden, das hängt wesentlich vom Wetter ab. Bei Schnee stehen die Spezialfahrzeuge still, denn der Schnee verklebt das Gras und den Mäher, wie Lenz erklärt. Regen hingegen mache nichts aus. „Am Montag geht es hier weiter“, fährt er fort. In der kommenden Woche soll dann auch noch eine dritte Spezialraupe dazukommen. Die Arbeiten werden voraussichtlich bis Weihnachten dauern, schätzt Hof.
Begonnen wurden die Arbeiten damit, dass zunächst einmal die Ein- und Ausfahrt in den See freigemacht wurde. „Sonst wird gleich zu Beginn auch ein Platz gemäht, wo wir das Schnittgut abkippen. Das ist hier aber nicht nötig“, berichtet Lenz weiter. Zunächst bleiben die Maschinen auch von den Uferrändern weg, da dort erfahrungsgemäß allerlei an Plastik oder anderen Dingen liegt, was nicht in die Biomasse gehört.
Vor der Befüllung muss die Biomasse entfernt werden
Für die Firma, die immer Sondereinsätze habe, wie Chef Meyer sagt, ist der Auftrag am Wiesensee nichts Besonderes. Das Unternehmen sei auch schon an anderen Stellen der Region tätig gewesen, berichtet er. Der See sei jetzt flächendeckend mit Gehölzaustrieben zu. Durch das Mähen werde die Gesamtmasse herausgenommen. „Man muss Einhalt gebieten, den See freimachen, damit er einmal wieder befüllt werden kann“, betont er. Dabei geht es insbesondere auch darum, die Nährstofffracht (Phosphate) mit der Masse herauszuholen. Würde man das nicht tun, würde der See einfach zuwachsen, die Schößlinge also durch das Wasser schießen. Die Mäharbeiten seien daher unbedingt nötig, um die Existenz des Sees zu sichern.
Im Sommer hatten Probemäharbeiten einer anderen Firma gezeigt, dass ein Mähen des Wiesensees möglich ist. Auch wenn mit dem Mähen ein weiterer Schritt hin zu der von den Menschen in der Region lange ersehnten Wiederbefüllung des Sees getan ist, hängt der Zeitpunkt, wann ein Anstauen begonnen werden kann, noch von vielen Faktoren ab. Mit Spannung wird immer noch das Ergebnis der Dammuntersuchung erwartet, die beauftragt wurde. Das Ergebnis, das eigentlich im Herbst vorliegen sollte, wird nun im Frühjahr erhofft.

Vor einem Wiederanstauen muss der Hochwasserschutz gewährleistet sein
Fest steht: Das Hochwasserschutzziel ist gegeben und muss gewährleistet werden. Denn auch wenn der Wiesensee eine beliebte touristische Attraktion ist oder war, ist er in erster Linie eine Hochwasserschutzanlage. Als solche wurde sie damals angestaut. Seinem Volumen entsprechend ist der Wiesensee dabei in die höchste Stufe der Schutzanlagen eingestuft.
Voraussetzung für die weiteren Schritte ist, dass „belastbar belegt“ wird, dass es sich um einen homogenen Dammaufbau handelt. Das soll nun das Gutachten zeigen. Gleichzeitig, so informiert Markus Hof weiter, laufe derzeit die Umweltverträglichkeitsprüfung für die Hochwasseranlage. Und schon jetzt steht fest, dass vor dem Wiederanstauen der Seegrund noch einmal gemäht werden muss, „um die Nährstofffracht nochmals aus dem See zu bekommen, um auch einer Algenbildung vorzubeugen“, begründet Meyer. Woher der hohe Phosphatgehalt im Seebach kommt, auch das müsse noch untersucht werden, fügt Hof an.