Firma Servtec hat mit neuartiger Blechreinigungsmaschine einen Millionenauftrag bei Thyssenkrupp Steel umgesetzt
Made in Westerwald: Technologie aus Alpenrod ist in Bochum im Einsatz
Sebastian Paul, Geschäftsführer und Inhaber des Unternehmens Servtec aus Alpenrod, freut sich, dass die Anlage aus seinem Hause jetzt bei Thyssenkrupp Steel in Bochum im Einsatz ist. Foto: privat
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Alpenrod. Einen Millionenauftrag mit großem Renommee konnte das Familienunternehmen Servtec aus Alpenrod jetzt erfolgreich zu Ende bringen: Für den Konzern Thyssenkrupp Steel in Bochum und das dortige Werk Nord-Ost/Durchlaufofen 6 haben die Westerwälder eine neuartige, Wasser sparende Stahl-Bandreinigungsmaschine entwickelt, auf der Elektroblech vor der Wärmebehandlung gesäubert wird.

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Gebaut nach den Plänen von Servtec hat die knapp 40 Meter lange und 150 Tonnen schwere Anlage die Firma SPM aus Alpenrod. Beide mittelständischen Betriebe wurden von Sebastian Paul gegründet und werden von diesem geführt. Die Produktionslinie der Reinigungsmaschine stammt somit quasi aus einer Hand.

Die Anforderung des Kunden an das Projekt war groß: Gefragt war eine abwasserfreie Anlage als Insellösung. Nach einer rund eineinhalbjährigen Angebotsphase erhielt Servtec im November 2019 den Auftrag. Nach einer zwischenzeitlichen Verschiebung durch den Kunden konnte im November 2020 mit der Montage in Bochum begonnen werden (die Einzelteile dafür wurden von einem Spediteur mit Spezialfuhrpark von Alpenrod aus ins Ruhrgebiet transportiert), seit Mai dieses Jahres ist die Maschine in Betriebsbereitschaft, und im Juli wurde sie schließlich vom Auftraggeber abgenommen.

Und darum geht's: Vor der Wärmebehandlung wird das Blech auf riesigen Rollen in dem Werk angeliefert. Während der Reinigung durchläuft das Metall verschiedene Phasen, die man sich ähnlich wie bei einer haushaltsüblichen Spülmaschine vorstellen muss, erläutert Sebastian Paul – aber eben in viel größeren Dimensionen. In Stufe 1 wird das Blech, das mit einem Tempo von 2,5 Sekunden pro Meter durch die Anlage „rauscht“, ohne Einsatz von Chemie vorgereinigt. Walzrückstände, Fett oder Kohlenstoff werden durch heißes, destilliertes Wasser, das unter Hochdruck aufgebracht wird, abgespült. Im zweiten Schritt kommt eine alkalische Bürstmaschine zum Einsatz. Die Bürsten rotieren mit hoher Geschwindigkeit über das Blech und entfernen dadurch auch feine Verunreinigungen. Im nächsten Abschnitt der Anlage erfolgt die Klarspülung, und an der vierten und letzten Station schließlich sorgen große Heißluftgebläse für eine trockene Oberfläche.

Die Innovation des Alpenroder Unternehmens Servtec liegt nun darin, dass kein Wasser verloren geht, sondern dass dieses permanent rundläuft und dabei immer gefiltert wird. Der Müll, der bei der Reinigung des Blechs entsteht, wird in einem Sieb gesammelt und mithilfe von Spezialbehältern entsorgt. Neben der Ressourcen sparenden Reinigung muss zudem die Bedingung erfüllt sein, dass die Restverschmutzung auf dem Blech nur verschwindend gering sein darf. In der Anlage steckt so viel Technik, dass das dazugehörige Enddokument eine Dateigröße von rund 1,5 Gigabyte hat. Die Kosten für die Maschine liegen im mittleren siebenstelligen Bereich, berichtet Sebastian Paul, den es mit Freude und Stolz erfüllt, dass er und sein Team als „Dorfunternehmen“ einen Global Player wie Thyssenkrupp Steel beliefern können. Auch die regelmäßige Wartung und den Service der Reinigungsanlage liegt in den Händen der Westerwälder. „Das ist modernste Technologie und deutsche Fertigung made in Westerwald“, wirbt Paul für die Region und die hiesigen Unternehmen.

Von unserer Redakteurin Nadja Hoffmann-Heidrich

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