Luftfilteranlagen in Kindergarten erfolgreich getestet - Stiftung hat Kita Sonnenschein nach guten Resultaten schon voll ausgestattet
Luftfilteranlagen angeschafft: Kinder und Erzieherinnen in Selters können aufatmen
Matthias Baun (2. von rechts) von Dema-Airtech und ein Mitarbeiter stellen die Luftfilteranlagen in der Kita Sonnenschein auf. Zur Hand gehen ihnen Erzieherinnen und Beigeordneter Hanno Steindorf (Mitte). Foto: Rita Steindorf

Selters. Die ersten Messergebnisse ließen es schon vermuten, und die Auswertung einer ganztägigen Versuchsanordnung bestätigte die Wirksamkeit: Der Test von Luftfilteranlagen in der Selterser kommunalen Kindertagesstätte Sonnenschein (wir berichteten) ist erfolgreich verlaufen. Die Else Schütz Stiftung, die den Probelauf initiiert hatte, hat auf Grundlage der guten Ergebnisse bereits Filteranlagen für die gesamte Kita angeschafft. Sie wurden Mitte der Woche geliefert und aufgestellt.

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In vier unterschiedlich genutzten Räumen der Kita sowie im Flur waren einerseits Geräte verteilt, die ein künstliches (gänzlich ungefährliches) Aerosol verteilen, andererseits verschieden große Luftfilter und zudem Messgeräte, die die Qualität und Aerosolbelastung der Raumluft erfassen. Die Vertreter der Else Schütz Stiftung, Geschäftsführer Dr. Johann Christian Meier und Projektkoordinatorin Cordula Simmons, überzeugten sich selbst vom Versuchsaufbau. Der Nachweis der Wirksamkeit beruht auf den Stiftungsstatuten: Es werden ausschließlich gemeinnützige Maßnahmen gefördert, deren Dauerhaftigkeit und Nachhaltigkeit sichergestellt ist. So hörten es die Stiftungsvertreter gern, dass die Luftfilteranlagen auch die Zahl der Erkältungserreger und auch von Allergenen wirksam mindern.

In der Selterser Kita waren Aerosoldosierer im Personalraum (Büro), im Kunstraum, im Flur sowie in der Nestgruppe aufgestellt. In diesen Räumen sowie dem zur Nestgruppe gehörigen Schlafraum hatte Geschäftsführer Matthias Baun Filteranlagen der Firma Dema-Airtech installiert. In allen genannten Räumen hatte Wolfgang Schreier vom SGS Institut Fresenius Messeinheiten platziert.

„In jedem der untersuchten Räume wurde zunächst die vorhandene Lufthygienesituation aufgenommen“, heißt es im Protokoll. Dies erfolgte durch eine Messung der üblichen Aerosolkonzentration (Hintergrundbelastung), der Luftströmungsverhältnisse sowie der Lufttemperatur und -feuchte. Um die Anwesenheit eines „Superspreaders“ zu simulieren und zum Wirkungsnachweis der eingesetzten Luftreiniger erfolgte eine Anreicherung des Raumes mit einem künstlich hergestellten Aerosol. „Nach vollständiger Verteilung des Aerosols im Raum wurden die Luftreinigungsgeräte in Betrieb genommen und die Konzentration mittels Aerosolspektrometer aufgezeichnet. Nachdem die ursprüngliche Aerosolhintergrundkonzentration wieder erreicht war, erfolgten im Foyer und im Kunstatelier erneute Aerosoldosierungen und weitere Messungen ohne Betrieb der Luftreiniger“, beschreibt das Fresenius-Institut die Datenerfassung weiter.

Mit der definierten Belastung, die bei solchen Messungen mindestens das Zehnfache der Hintergrundbelastung ausmacht, wird die Reinigungsrate der Luftfiltergeräte bestimmt. In Selters wird laut Ingenieur Wolfgang Schreier sogar fast das 20-Fache des Ausgangswertes im Flur verteilt. Die Messreihen zeigen, dass die künstlich erhöhte Aerosolkonzentration von den Filtergeräten bereits binnen vier bis neun Minuten um die Hälfte reduziert war. 15 bis maximal 29 Minuten dauerte es, bis 90 Prozent der Aerosole herausgefiltert waren. Zwischen 24 und höchstens 67 Minuten dauerte es beim Selterser Versuchsaufbau, bis die Aerosolkonzentration sogar unter die Ausgangsbelastung gesenkt war.

Dabei liefen die Filteranlagen auf Volllastbetrieb. Matthias Baun kann von anderen Messreihen berichten, dass ein Betrieb auf halber Leistung genügt, um den Aerosolgehalt der Raumluft über Stunden beizubehalten, nachdem die Belastung einmal durch Volllastbetrieb gesenkt worden ist. Das bedeutet für die Kita, dass während der Aufenthaltszeit in einem Raum die Geräte meist nur auf halber Leistung zu laufen brauchen – was eine deutlich verringerte Geräuschentwicklung mit sich bringt.

Der Stuttgarter Anlagenhersteller Dema-Airtech und das SGS Institut Fresenius aus Longuich hatten schon an anderen Institutionen solche Messungen vorgenommen, allerdings sind die Rahmenbedingungen an Schulen, Hochschulen oder Krankenhäusern mit denen in einer Kita kaum zu vergleichen. Der wesentliche Unterschied ist, dass Kinder und Erzieherinnen keine Masken tragen und keinen Abstand halten. Und die Raumausstattung in einer Kita stellt an die Technik besondere Ansprüche: Möbel, Spielgeräte und Dekoration stören die Strömung der Raumluft zum Filtergerät und der gereinigten Luft in den Raum. Umso zufriedener sind alle Beteiligten, dass die Reinigungsquote davon nicht negativ beeinflusst wird.

Von unserer Redakteurin

Katrin Maue-Klaeser

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