Silvester Stahlhofener organisiert bis zu 80 Feuerwerke im Jahr
Leidenschaft zum Beruf gemacht: Berufsfeuerwerker lässt es das ganze Jahr über krachen
In den Tagen vor Silvester bietet Feuerwerker Mario Bachmeier (rechts) in seinem Unternehmen in Ruppach-Goldhausen am Südring einen Werksverkauf mit Artikeln an, die er mitunter selbst bei Feuerwerken einsetzt. „Anders als im Supermarkt, gibt es bei uns eine entsprechende Beratung“, verspricht der Experte. Fotos: Martin Boldt
mbo

Ruppach-Goldhausen. Eine Silvesternacht ohne Kanonenschläge und Raketen – für viele Menschen ist das nur noch schwer vorstellbar. Einer, der diese Leidenschaft zu einem festen Bestandteil seines Arbeitsalltages gemacht hat, ist der Stahlhofener Mario Bachmeier. Der gelernte Elektriker, der seit den 90er-Jahren in Ruppach-Goldhausen einen Eventservice leitet, ist ein gefragter Mann, wenn es bei Festen oder Hochzeiten in der Region einmal so richtig krachen soll. Die Kirmes in Montabaur wird von dem 48-jährigen Feuerwerker ebenso ausgestattet wie die „Traditionelle Nacht“ am Schloss Oranienstein in Diez.

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Auch an diesem Silvesterabend wird Bachmeier mit seinem Team im Einsatz sein – und das an drei Orten gleichzeitig: In Neuss und Boppard hat er Aufträge für Höhenfeuerwerke angenommen, die Partybesucher des Hotels „Zugbrücke“ in Höhr-Grenzhausen hingegen dürfen sich auf eine ganz besondere Inszenierung freuen. „Es wird eine Flammenshow geben, die die Leute aus dem Restaurant heraus verfolgen können. Wir werden mit viel Bodenfeuerwerk arbeiten“, verrät Bachmeier.

Zwischen 40 und 80 Großfeuerwerke betreut er inzwischen jährlich. Dass die Knallerei eines Tages einmal eines seiner wichtigsten wirtschaftlichen Standbeine werden würde, habe er selbst nie für möglich gehalten. Angefangen hat alles mit einfacher Bühnenpyrotechnik, die der Eventtechniker bei Theateraufführungen oder Konzerten gelegentlich mitinstallierte. „Der Bühnenpyrotechniker darf im Prinzip alles, was der Berufsfeuerwerker auch darf, allerdings mit der Einschränkung, dass es kein Feuerwerk des Feuerwerks wegen sein darf“, erklärt der Experte. Die szenische Unterstützung durch einen Knalleffekt sei etwa nur dann legitim, wenn er ein Theaterstück über den 30-jährigen-Krieg sinnvoll unterstützt. Als in kurzer Folge allerdings immer mehr Anfragen nach richtigem Feuerwerk an den Veranstaltungstechniker herangetragen wurden, entschied sich Bachmeier vor sieben Jahren zusammen mit einem Mitarbeiter einen entsprechenden Lehrgang zu besuchen.

Hunderte ausgerichtete Feuerwerke später ist seine Faszination für den farbenfrohen Himmelszauber weiter ungebrochen: „Es ist dieses Kribbeln, dass man immer nur einen Versuch hat. Man kann nicht einfach sagen: Hat nicht geklappt, alles noch einmal auf den Anfang“, sagt er. Die Choreografie des Feuerwerks, erklärt er weiter, entsteht zu allererst im Kopf. „Spannend ist, ob es in der Wirklichkeit dann tatsächlich auch so funktioniert, wie ich es in der Theorie geplant hatte.“

Immer beliebter wird es, das Spektakel auf Musik abzustimmen. Hierfür schneidet er zunächst am PC die passenden Tracks und legt dann die Einsätze der einzelnen Zündungen fest. Neben bengalischen Lichtern, die den Leuten schon vor dem eigentlichen Start des Feuerwerkes „Ohs und Ahs“ abringen, mag Bachmeier sogenannte Fächerbatterien, die in schneller Abfolge feuern und am Nachthimmel Effekte vergleichbar eines Handfächers hinterlassen.

Ein Großteil der eingesetzten Produkte stammt aus China, verrät er. „Gut für Masseneffekte“. Die bessere Qualität und geringeren Ausfallraten besitzen jedoch die Produkte europäischer Hersteller. Soll ein einzelner Effekt mit Garantie zünden, greift der Experte daher lieber zu Kugelbomben „Made in Germany“ oder Italien.

Bewahrt hat sich Bachmeier, trotz der langjährigen Erfahrung, den nötigen Respekt vor seinen Arbeitsmitteln: „Schwarzpulver hat eine Ausbreitungsgeschwindigkeit von 400 Metern in der Sekunde. Wenn man täglich damit umgeht, muss man aufpassen, dass man nicht leichtsinnig wird“, betont er. Priorität hat daher auch die sichere Lagerung der Feuerwerkskörper. Für alles, was nicht dringend in der Werkstatt gebraucht wird, hat Bachmeier einen ehemaligen Bundeswehrbunker angemietet.

Von unserem Reporter Martin Boldt

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