Wäller Kreisstadt hat im Laufe der Zeit einige besondere Persönlichkeiten hervorgebracht
Lebendige Stadtgeschichte: Diese Menschen haben Montabaur geprägt
Ohne Johann Hugo von Orsbeck sähe das Schloss Montabaur anders aus. Er traf als Kurfürst die Entscheidung zum Umbau, der zum heute bekannten Barockstil des Gebäudes führte. Das Schloss ist als Wahrzeichen der Wäller Kreisstadt überregional bekannt und schon von Weitem deutlich zu sehen.
Marvin Conradi

Montabaur. Das gelbe Schloss, die wunderschöne Altstadt und das Fashion-Outlet-Center: Die Stadt Montabaur hat viel zu bieten, wie diese Beispiele zeigen. Doch in der Wäller Kreisstadt gibt es nicht nur zahlreiche Sehenswürdigkeiten, die Schusterstadt ist zudem Heimat einiger Persönlichkeiten, die ihre Geschichte maßgeblich geprägt haben. Fünf bekannte Personen möchten wir an dieser Stelle exemplarisch vorstellen.

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Eines der Wahrzeichen von Montabaur, welches nicht nur die Einheimischen, sondern auch zahlreiche Autofahrer von der naheliegenden Autobahn kennen, ist das Schloss auf dem Berg „Mons Tabor“. Dass das gelbe Schloss sein heutiges Aussehen hat, liegt vor allem an der Entscheidung von Kurfürst Johann Hugo von Orsbeck. Dieser gab seinem Hofbaumeister Johann Christoph Sebastiani den Auftrag, das Schloss im Barockstil umzubauen. Die Arbeiten, die im Jahr 1687 begannen, dauerten 23 Jahre. Ende des 18. Jahrhunderts diente das Schloss dann als Residenz der Trierer Erzbischöfe, bis schließlich im Jahr 1801 der Kurstaat aufgehoben wurde. Die Folge: Das Schloss ging in den Besitz des Herzogtums Nassau-Weilburg über und diente fortan als Jagdschloss. Nachdem im 19. Jahrhundert der Landrat seinen Sitz und seine Wohnung im Schloss hatte, übernahm nach dem Zweiten Weltkrieg die deutsche Genossenschaftskasse die Anlage zu Bildungszwecken. Heute befinden sich Hotel und Managementakademie der „Akademie Deutscher Genossenschaften“ (ADG) in den Räumlichkeiten. Ohne die Umbauentscheidung von Johann Hugo von Orsbeck, nach dem bis heute eine Straße in der Kreisstadt benannt ist, hätte das Schloss Montabaur nicht sein heutiges Erscheinungsbild.

Im Jahr 1808 erblickte Joseph Kehrein das Licht der Welt. Geboren in Heidesheim am Rhein besuchte er zunächst das bischöfliche Gymnasium in Mainz, bis Kehrein in Gießen schließlich Philologie unterrichtete. Aber auch mit Fremdsprachen, Mathematik, Philosophie und Kunstgeschichte beschäftigte sich der spätere Pädagoge. Nachdem er zunächst ab 1845 zehn Jahre lang in Hadamar am Gymnasium unterrichtete, wechselte Kehrein 1855 nach Montabaur, um dort die Lehrerausbildung zu übernehmen. Das Gebäude des Lehrerseminars steht heute noch an der Kirchstraße neben der Kirche St. Peter in Ketten, dem Alois-Jäger-Platz in Montabaur. Auch die Joseph-Kehrein-Straße, an der die Joseph-Kehrein-Grundschule liegt, verläuft entlang des Gebäudes des ehemaligen Lehrerseminars. Kehrein verstarb im Jahr 1876 in Montabaur.

Auch Heinrich Roth war ein außergewöhnlicher Mensch. Er war weder Beamter noch Akademiker, bewältigte aber in den schwierigsten wirtschaftlichen und politischen Zeiten die ihm gestellten Aufgaben souverän. Im Kaiserreich, der Weimarer Republik, dem Dritten Reich und schließlich der Bundesrepublik hat der Mann, im Jahr 1889 geboren, viel erlebt. Im Jahr 1926 wurde Roth zum erstem Mal Bürgermeister der Stadt Montabaur und konnte trotz schwieriger Umstände der Bau der damaligen Volksschule (der heutigen Joseph-Kehrein-Schule) durchsetzen. Im Jahr 1933 beurlaubten die Nazis Roth aus seinem Amt als Bürgermeister. Nach dem Krieg im Jahr 1946 wurden schließlich die Amerikaner überzeugt, dass Heinrich Roth trotz angeschlagener Gesundheit der Einzige sei, der die Geschicke der Stadt in dieser schwierigen Zeit leiten könne. So stellte er sicher, dass die Bevölkerung genug Nahrung, Kleidung und Heizmaterial hatte. Sein Amt hatte er bis 1947 inne, bis er aufgrund zu viel verteilter Kartoffeln an die Bevölkerung in einem bitterkalten Winter suspendiert wurde. Nachdem er bis 1955 Landrat in St. Goar war, verstarb er im selben Jahr mit 66 Jahren.

Jeder kennt ihn: Der Weihnachtsmann, der mit seinen Rentieren durch die Nachthimmel fliegt und Geschenke verteilt. Aber wer hat ihm eigentlich sein heutiges Erscheinungsbild gegeben? Der Weihnachtsmann mit weißem Bart und rotem Gewand ist in der heutigen Zeit omnipräsent, was auch an der Werbung von Coca-Cola liegt. Doch dahinter steckt ein Montabaurer: ChristianJoseph Leyendecker. Er kam 1874 im Westerwald zur Welt und zog mit seiner Familie Ende der 1870er-Jahre nach Amerika. Einschlägige Quellen bezeichnen ihn als Künstler, der das goldene Zeitalter der amerikanischen Illustration mit seinen Zeichnungen von 1895 bis 1945 maßgeblich prägte. Mit seinen Zeichnungen sorgte ein Montabaurer in Amerika, dass wir den Weihnachtsmann in seiner heutigen Form so schnell nicht mehr vergessen werden. Man muss jedoch einschränken, dass die Bevölkerung in der damaligen Zeit den rot-weißen Weihnachtsmann wohl bereits aus der Literatur kannte, diesen aber noch nicht gezeichnet vor Augen hatte. Leyendecker verstarb 1951 in Amerika.

In der heutigen Zeit ist Ralph Dommermuth der bekannteste Montabaurer. Der Gründer von 1&1 und größter Aktionär der United Internet, hat als Hauptsitz für sein Unternehmen die Wäller Kreisstadt ausgewählt. Ohne ihn würde das Umfeld des ICE-Bahnhofs anders aussehen. Auch das im Jahr 2015 eröffnete Fashion-Outlet-Center gäbe es nicht. Dommermuth, 1963 geboren, wuchs in Montabaur auf und absolvierte eine Lehre bei der Deutschen Bank. 1988 gründete er sein Unternehmen 1&1. Es wurde wirtschaftlich so erfolgreich, dass Dommermuth schließlich 1998 an die Börse ging. Im Jahr 2000 entstand durch die Übernahme weiterer Internetdienstleister das Unternehmen United Internet. Dommermuth gilt als einer der wichtigsten Befürworter des Gewerbegebiets rund um den ICE-Bahnhof. 1&1 ist bis heute einer der größten Arbeitgeber in der Region. Der ICE-Park an der A3 ist in den vergangenen Jahren kontinuierlich gewachsen. Dommermuth plant außerdem eine deutliche Erweiterung des FOC.

Von unserem Mitarbeiter

Marvin Conradi

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