Am 7. April donnerte ein Schwerlaster in der Nacht unweit des Hauses von Heinz-Dieter Dreier auf ein Privatgrundstück und zerlegte einen Strommast. Das hat den Anwohner erneut aufgeschreckt. An den Wochentagen befahren nach eigenen Zählungen Dreiers circa 9000 Kraftfahrzeuge die Rothenbacher Ortsdurchfahrt. Die Fahrzeugkennzeichen, so seine Beobachtungen, weisen überwiegend auf die Herkunft aus osteuropäischen Staaten, dem Ruhrgebiet und aus dem Rheinland hin. Eine Befragung der Kraftfahrzeugführer habe ergeben, dass wegen der Staus auf der A 3 im Bereich der BAB-Kreuze Hilden, Leverkusen und Köln aus Zeitgründen die A 45 bis zur Anschlussstelle Haiger-Burbach befahren werde, weiter gehe es dann über die Bundesstraße 54 bis zur B 255 und von dort bis zur A 3-Anschlussstelle in Montabaur. Von hier aus steuern die Brummis dann weiter zu ihren eigentlichen Zielorten.
Gerade in der Ortsdurchfahrt Rothenbach sei die Verkehrssicherheit sehr kritisch, besonders für Fußgänger wegen der Enge der Straße im Lkw-Begegnungsverkehr, verdeutlicht Dreier die Situation. Gefahren bestünden vor allem durch Sattelaufleger an den Gehwegen und durch die Sogwirkung vorbeifahrender Lastkraftfahrzeuge. Im Bereich einer dortigen Straßenlaterne habe der Gehweg lediglich eine Breite von 1,5 und 2 Meter. Auch in Kurven werde an den Gehwegen geparkt, was Fußgänger veranlasse, die Straße benutzen zu müssen. Gehwegbeschädigungen und -absenkungen in den Kanalbereichen seien weitere Folgen. Zwar seien in der Vergangenheit durch den Landesbetrieb Mobilität hinsichtlich der Lärmbelästigung entsprechende Messungen durchgeführt und passiver Lärmschutz angeboten worden, die Ergebnisse würden jedoch von vielen Anwohnern angezweifelt. „Auf den Fensterbänken zur Straße hin hat sich zudem der Feinstaub sichtbar niedergelassen und könnte eine Gesundheitsgefahr für Mensch und die Umwelt zur Folge haben“, schildert Dreier.
All diese Aspekte ließen den Anwohner zur Einsicht gelangen, dass sich in Rothenbach etwas tun muss – und das schon vor einer Ortsumgehung, von der man nicht weiß, ob sie überhaupt jemals kommen wird. „Zur Entschärfung der Verkehrssituation im Ort sind wegen der gesundheitlichen Beeinträchtigung und einer Verbesserung der Lebensqualität dringende Maßnahmen baldigst erforderlich“, meint Dreier und hat sich an die verschiedensten Behörden gewandt. Post von ihm haben das Mainzer Verkehrsministerium, Landtagspräsident Hendrik Hering (bislang ohne Rückantwort), das Landesamt für Umwelt, Landrat Achim Schwickert und Westerburgs VG-Bürgermeister Markus Hof erhalten. Dem Anwohner schweben die verschiedensten Maßnahmen vor: So etwa eine Geschwindigkeitsreduzierung auf 30 km/h innerhalb des Ortskerns aus Gründen der Verkehrssicherheit, des Lärmschutzes und der Feinstaubminderung. Am Ortseingang und -ausgang könnten seiner Ansicht nach Fahrbahnteiler zur Minimierung der Geschwindigkeit und Reduzierung der Lärmbelästigung angebracht werden. Des Weiteren regt er an, Lärm- und Feinstaubmessgeräte sowie Mautregistrierungsgeräte im Verlauf der B 255-Ortsdurchfahrt zu platzieren.
Die VG-Verwaltung in Westerburg antwortet, dass sie hinsichtlich der Anordnung einer streckenbezogenen Geschwindigkeitsbeschränkung aufgrund immissionsschutzrechtlicher Bestimmungen nicht selbstständig tätig werden könne. Das Verkehrsministerium verweist auf Lärmsanierungsangebote in Rothenbach, die viele Hausbesitzer nicht angenommen hätten. Ansonsten wird auf die zuständigen Stellen hingewiesen. So obliege eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der B 255 der jeweils örtlich zuständigen Straßenverkehrsbehörde (Verbandsgemeinde). Für das Landesamt für Umwelt werden seit Jahren alle gesetzlich festgelegten Grenzwerte für Feinstaub deutlich eingehalten. Für den Bereich der Ortsdurchfahrt Rothenbach gäbe es keinen Anlass für die Annahme, dass die Feinstaubgrenzwerte überschritten würden, heißt es. Messungen würden nur dann durchgeführt, wenn der Verdacht einer Grenzwertüberschreitung vorliege, was in Rothenbach nicht der Fall sei. Auch fürs Aufstellen von Lärmmessgeräten gibt es aus Sicht des Landesamtes für Umwelt keine Veranlassung. Verwiesen wird auf die Überarbeitung der bestehenden Lärmaktionspläne, die im Jahr 2024 abgeschlossen sein wird. Durch die Offenlage des Plans werde auch die Mitwirkung des Bürgers ermöglicht. Spätestens dann könne sich Dreier aktiv mit einbringen
Und dann antwortete Landrat Achim Schwickert. Im Ergebnis sei es unbestritten, dass die Gemeinde Rothenbach nur durch den Bau einer Ortsumgehung wirksam von den negativen Auswirkungen des täglichen Verkehrsaufkommens befreit werden könne, meint er und fügt hinzu, dass es hierzu auf Bundesebene allerdings nur einen kleinen Hoffnungsschimmer gebe: Der Neubau der Ortsumgehungen Rothenbach und Langenhahn sei im Bundesverkehrswegeplan 2030 hinsichtlich der Ausführung mit der Einstufung „weiterer Bedarf“ klassifiziert worden. Wann die dringend notwendige Ortsumgehung letztlich geplant beziehungsweise zur Ausführung gelangen werde, sei nach derzeitiger Sachlage nicht zu beantworten. Da dürfte auch MdL Hendrik Hering dem Anwohner keine zufriedenstellende Antwort zukommen lassen. Sie steht bislang aus. Bleibt also abzuwarten, mit welchen Waffen der wehrhafte Rothenbacher, seinen Kampf gegen die Windmühlen von Politik und Behörden weiter führen wird …