Bringt der Hase an Ostern wirklich die Eier? Warum verstummen in der Karwoche die Kirchenglocken? Schlüpfen aus Gründonnerstagseiern bunte Küken? Diesen und vielen spannenden Fragen mehr spürt das aktuelle Programm „Ostern früher“ des Landschaftsmuseums Westerwald in Hachenburg nach. Dort werden aktuell täglich Kindergartengruppen und Schulklassen empfangen, die sich auf Spurensuche begeben.
Zu den interessierten Besuchern gehört auch die Klasse 1a der Grundschule Alpenrod, die von Museumspädagogin Katerina Krämer empfangen wird. Die Vorfreude der Mädchen und Jungen ist groß: Während die einen aufgeregt erzählen, wie sie Ostern verbringen werden, sprudelt aus den anderen heraus, dass sie das Museum schon mehrfach besichtigt haben und sich daher gut auskennen.

Vor der Ölmühle, direkt neben dem Wasserrad hängt eine Urkunde an einer Holztafel, mit der die Gruppe offiziell und namentlich willkommen geheißen wird. Die dürfen sich die Schüler später mitnehmen und zur Erinnerung in ihrer Klassen aufhängen. Als Erinnerung an einen schönen Ausflug sind auch die Holzhasen gedacht, die die jungen Gäste später im Kleinhaus basteln. Zuvor jedoch beginnen sie mit dem Spiel, sich wie Kinder vor circa 150 Jahren zu fühlen.
Damals war das Leben noch ein völlig anderes – für heutige Generationen kaum vorstellbar, dass es keinen Strom und keine Motoren gab. Vor Unterrichtsbeginn musste manches Kind morgens zunächst noch den Kuhstall ausmisten, erklärt Katerina Krämer der Gruppe. Verglichen damit erscheint die Pflicht, das eigene Zimmer mal wieder aufzuräumen oder den Tisch zu decken, für die Kleinen gar nicht mehr so schlimm. Wie sich Handarbeit früher angefühlt haben muss, erfahren die Teilnehmer beispielsweise in der alten Scheune, wo sie gemeinschaftlich mithilfe einer manuellen Schneidemaschine an einem Flaschenzug die Holzscheiben für ihre spätere Bastelarbeit vorbereiten.

Auf ihrem Rundgang lernen die Schüler noch viel mehr über österliche Traditionen ihrer Vorfahren: So wurden früher, im Gedenken an Jesu Einzug in Jerusalem am Palmsonntag, Weidenkätzchen (auch Palmkätzchen genannt) von Sträuchern abgeschnitten, in der Kirche gesegnet und zu Hause als Schutz gegen Unheil aufgestellt oder bei Gewitter zum Schutz gegen Blitzeinschlag ins Feuer geworfen (beispielsweise in Stockum). Andernorts wurden die Kätzchen auf Felder gesteckt, um die Ernte zu verbessern (etwa in Wirscheid). An Palmsonntag, so der Brauch, durfte nicht gearbeitet werden, weil man sonst vom „Palmesel“ getreten wurde (zum Beispiel in Salz).
Aus Trauer über den Tod Jesu schweigen in den Tagen vor Ostern die Kirchenglocken. Da die Menschen früher noch keine Armbanduhren oder gar Handys mit Uhrzeit hatten, sie aber trotzdem irgendwie über die Tageszeit informiert und zum Kirchgang aufgerufen werden sollten, zogen die Jungen eines Dorfes mit Klappern dreimal täglich durch den Ort und riefen zum Beispiel morgens in Siershahn: „Wir klappern, wir klappern, ihr Schläfer erwachet.“ Dieses Prozedere dürfen die Teilnehmer des museumspädagogischen Programms beim Marsch durchs Freilichtmuseum selbst ausprobieren.

Dass frisch aus dem Bach – gegen den Strom – geschöpftes Wasser früher gegen Krankheiten schützen sollte, erfahren die Kinder am Backes und am Brunnen. In einem Eimer kann man hier zudem dem Osterlamm beim Hüpfen zuschauen. Um die Anfänge der Osterhasenfigur, ihre Verknüpfung mit Ostereiern und was das alles mit einem Dreihasenbild aus dem 18. Jahrhundert am Paderborner Dom zu tun hat, wird bei einem Puzzlespiel hinter der Ölmühle anschaulich dargestellt. Laut einer Befragung für den Atlas der deutschen Volkskunde ist der Osterhase übrigens erst seit 1932 flächendeckend in Deutschland bekannt.
Nach ihrem Rundgang „Ostern früher“ dürfen die Teilnehmer des Programms schließlich ihre zuvor aus Holz, Filz und Leim gebastelten Hasen in mit Etiketten versehenen Tüten mit nach Hause nehmen und sich daran selbst erfreuen oder sie an liebe Menschen zu Ostern verschenken.
Beim Museumsfest am 13. April sind alle Generationen willkommen
Beim Museumsfest „Ostern früher“ am Sonntag, 13. April, von 10 bis 17 Uhr haben alle Interessierten die Möglichkeit, alte Westerwälder Osterbräuche im Landschaftsmuseum kennenzulernen. Es gibt Führungen durchs Museumsdorf (um 11, 13 und 15 Uhr) mit Nestersuche, Eiersammeln und Osterklappern, an denen jeder spontan teilnehmen kann. Außerdem ist das eigene Geschick gefragt, um sich selbst einen Hasen aus Holz und Filzwolle anzufertigen und als Ostergeschenk mit nach Hause zu nehmen. An der historischen Kochmaschine im Freien gibt es ganztägig Eintopf mit Brot, Kaffee und Kuchen oder Kaltgetränke. nh