Westerburg – Ein bedrückendes Thema stand im Mittelpunkt des Landfrauentags in der Stadthalle Westerburg: Es ging um die große Lebensmittelverschwendung. Rund 160 der etwa 440 Mitglieder sowie zahlreiche Ehrengäste nahmen an der vierstündigen Veranstaltung teil, die viele Anregungen gab.
Grundlage für die Podiumsdiskussion, die von Brigitta Poppe (Ernährungsberaterin des DLR Montabaur) versiert moderiert wurde, gab der Dokumentarfilm „Essen im Eimer“. Er informierte darüber, dass heute mehr als die Hälfte der Lebensmittel im Müll und nicht auf dem Teller landet.
Deutlich wurde, wie Handelsnormen (eine krumme Gurke passt nicht in den Karton und hat keine Chance, im Supermarkt zu landen), Profitdenken und Überfluss heute den Umgang mit Lebensmitteln in Europa und den USA dominieren. „In Deutschland gibt es Lebensmittel im Überfluss. Können wir es uns leisten, sie wegzuwerfen? Das sind elf Millionen Tonnen pro Jahr in Deutschland. Die Menschen geben bei uns nur rund 10 Prozent des Einkommens für Lebensmittel aus. Das sind erschreckende Zahlen“, leitete die Vorsitzende Gudrun Franz-Greis zur Podiumsdiskussion über.
Diese zeigte, wie die Probleme auf lokaler Ebene wirken. Dabei wünschte sich der stellvertretende Kreisvorsitzende des Bauern- und Winzerverbandes, Kurt Hastrich, aus Erzeugersicht faire Preise und ein Umdenken beim Handel, denn heute werde jede kleinste Abweichung von der Norm gnadenlos bestraft: „Die Großeinkäufer entscheiden, was 80 Millionen Menschen schmeckt“, kritisierte er. Diese Vereinheitlichung sah auch Hauswirtschafterin Johanna Gutberlet aus Verbrauchersicht kritisch: „Ich glaube, die Verbraucher haben mehr Kraft und Einfluss, als sie denken.“ Sie plädierte dafür, das Bewusstsein für die Wertigkeit der Lebensmittel zu wecken: „Wir sind von Jägern und Sammlern zu Essenvernichtern geworden, das ist auch ein ethisches Problem.“
Wie die Tafelarbeit im Westerwald aufgebaut ist, wer sie nutzt, welche Lebensmittel dort ausgegeben werden, das erläuterte Petra Strunk (Diakonisches Werk). Sie unterstrich: „Das, was bei uns ankommt, ist nur die Spitze des Eisbergs. Manche Produkte landen fast gar nicht bei der Tafel, beispielsweise Fleisch.“ Tafelarbeit könne Armut nicht beseitigen oder verhindern, da sei die Politik gefragt. Die Präsenz des Themas unterstrichen die Ehrengäste dieser Veranstaltung und zollten dabei zugleich dem Landfrauenverband Westerwald ihre Hochachtung: Im Namen seiner Kollegen hob MdL Ralf Seekatz die Bedeutung der Landfrauenarbeit hervor. Grüße vom Landesverband überbrachte Gertrud Endres. Dass die Landfrauen eine starke Gemeinschaft sind, die miteinander lebt und lachen kann, bewiesen Inge Weyel, Sylvia Kühn, Silvia Fröse, Elke Weyel, Kerstin Meyer, Renate Roos und Ursula Eller nach der Pause mit dem Sketch „Wir fahren nach Berlin“. Musikalisch wurde der zweite Teil der Veranstaltung von der Flötengruppe Rossbach eingeleitet, in dessen Mittelpunkt die Ehrung und Verabschiedung von Vorstandsmitgliedern stand.
Von unserer Reporterin Angela Baumeier
- Weitere Informationen gibt es im Internet unter www.land frauenverband-westerwald.de