Naturschützer mahnen
Kritik an Windkraftplänen der VG Hachenburg
Die Pläne zur Umsetzung der Energiewende in der Verbandsgemeinde Hachenburg sehen unter anderem eine weitere Potenzialfläche für Windkraftanlagen im Bereich des Hartenfelser Kopfes vor.
Röder-Moldenhauer

Nicht selten stehen sich Artenschutz und Klimaschutz konträr gegenüber – so auch bei den Plänen für künftige Windenergieanlagen in der Verbandsgemeinde Hachenburg.

Die Verbandsgemeinde (VG) Hachenburg möchte beim Thema Energiewende neue Wege gehen. Dazu hat der Rat kürzlich für die Gründung einer Anstalt öffentlichen Rechts (AöR) gestimmt, mit der der Ausbau der erneuerbaren Energien vorangetrieben werden soll. In einem ersten Schritt sollen Windenergiepotenzialflächen innerhalb der VG Hachenburg gebündelt und vermarktet werden.

Doch gegen die geplanten Potenzialflächen gibt es Kritik von der Naturschutzinitiative (NI) und vom Naturschutzbund (Nabu) Kroppacher Schweiz: „Die Windkraftpläne der VG Hachenburg schaden Mensch und Natur“, ist eine gemeinsame Pressemitteilung der beiden Organisationen überschrieben. „Um den Ausbau zu ermöglichen, sollen zwei neue Potenzialflächen als Sondergebiete für Windkraftanlagen geschaffen und ein bestehendes Gebiet erweitert werden“, erläutern sie.

„Der Bau von Windkraftanlagen würde die Regeneration des Waldes beenden, das Gebiet fragmentieren und unwiederbringlich in seiner Funktionsfähigkeit zerstören.“
Carola Pfeiffer vom Nabu Kroppacher Schweiz und der NI-Landesvorsitzende Harry Neumann kritisieren die Windkraft-Pläne der VG Hachenburg.

Die Potenzialfläche 2 nordöstlich des Wiedtals grenzt an Hachenburg und zieht sich bis zum Windpark am „Hartenfelser Kopf”. Dieses Gebiet liege zum großen Teil im Vogelschutzgebiet Westerwald, so die Naturschützer. „Würden hier Windkraftanlagen gebaut, bedeute das die Zerstörung des größten zusammenhängenden und naturnahen Waldgebietes in der Verbandsgemeinde.“ Eine Besonderheit hier sei der seltene Sperlingskauz. „Der Bau von Windkraftanlagen würde die Regeneration des Waldes beenden, das Gebiet fragmentieren und unwiederbringlich in seiner Funktionsfähigkeit zerstören“, kritisieren Carola Pfeiffer vom Nabu Kroppacher Schweiz und Harry Neumann, Landesvorsitzender der NI.

„Es ergäbe sich zudem eine mehrere Kilometer lange Barriere für den Vogelzug in Nord-Süd-Richtung, nur etwa drei Kilometer nördlich der Westerwälder Seenplatte. Diese ist der wichtigste Zugvogel-Rastplatz mit landesweiter Bedeutung“, betont Ornithologe Wolfgang Burens von der NI. Dagegen begrüßen die Naturschützer, dass die Potenzialfläche 1 – eine Erweiterung des Windparks bei Alpenrod – aufgrund der Nähe zur Westerwälder Seenplatte bereits aus der Planung genommen worden sei.

Naturschützer: Potenzialfläche liegt in einem bedeutsamen Naherholungsgebiet

Mit der Realisierung der Potenzialfläche 4 (Bereich Berod, Wahlrod, Welkenbach, Mündersbach, Roßbach) wäre den Naturschützern zufolge die Zerstörung eines weiteren großen, zusammenhängenden Waldgebietes mit sehr ausgedehnten Laubwäldern verbunden, das sich bis in die Landkreise Altenkirchen und Neuwied ausdehne und vielen Arten Heimat biete. „Ein solches Vorhaben ist eine Versündigung an der Natur“, erklärt NI-Naturschutzreferent Immo Vollmer. Zugleich sei das Gebiet ein bedeutsames Naherholungsgebiet für Menschen.

Potenzialfläche 3 ist eine Erweiterung des bestehenden Windparks „Hartenfelser Kopf” und liegt im Flora-Fauna-Habitat-Schutzgebiet „Unterwesterwald bei Herschbach“. Sie dürfte aus Sicht der Naturschützer ebenfalls nicht in Betracht gezogen werden, da dieses sehr kleine FFH-Gebiet durch die bestehenden Windkraftanlagen schon maximal geschädigt sei. „Zur Sicherung der auch für unser Überleben notwendigen Biodiversität ist es erforderlich, dass im Gegenzug für die bisherige Flächenbeanspruchung für Windkraft die für den Natur- und Artenschutz bedeutsamen Bereiche freigehalten werden“ erklären Neumann und Pfeiffer.

„Alle diese Flächen sind schon 2011 aus Artenschutzgründen ausgeschlossen worden. Wenn die VG diese Restriktionsbereiche dennoch für Windkraft beanspruchen will, konterkariert dies die Landesplanung.“

Die Landesregierung habe Ausschlussflächen für Windenergie festgelegt. Diese sollten als Schwerpunkträume für den Artenschutz gelten. Die Potenzialflächen der VG Hachenburg lägen allerdings zum großen Teil in solchen Ausschlussflächen. „Alle diese Flächen sind schon 2011 aus Artenschutzgründen ausgeschlossen worden. Wenn die VG diese Restriktionsbereiche dennoch für Windkraft beanspruchen will, konterkariert dies die Landesplanung“, so die Verbände.

Sie verweisen zudem darauf, dass bislang rund 1,7 Prozent (circa 300 Hektar) der VG als „Sondergebiet Windenergie“ ausgewiesen worden seien. Die geplante Erweiterung der Windkraftflächen um 635 Hektar erlaube den Bau von Windkraftanlagen auf einer insgesamt dreimal so großen Fläche. „Das wäre das Ende der Westerwälder Landschaft im Großraum Hachenburg, wie wir sie kennen”, mahnen die Naturschützer.

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